10.03.2005

EU und Monsanto

Deutschland könnte in Brüssel ausschlaggebend sein

Zur Zeit findet in Brüssel ein EU-UmweltministerInnen-Treffen statt. Greenpeace demonstrierte vor den Türen gegen den kommerziellen Anbau genmanipulierter Pflanzen in Europa. Die EU-UmweltministerInnen beraten heute über einen Antrag Österreichs, wonach der Anbau des Gen-Mais Mon 810 in Europa untersagt werden soll. Ein vom US-Agro-Konzern Monsanto vorgelegter "Überwachungsplan" erfülle nicht die gültigen EU-Anforderungen. Greenpeace hofft, daß dieser Antrag eine Mehrheit findet. Die deutsche Stimme könnte in Brüssel ausschlaggebend sein.

"Der Anbau des Gen-Mais Mon 810 muß verboten werden. Es gibt zahlreiche Risiken, die nicht ausreichend geprüft wurden" erklärte Christoph Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Solange die EU sich nicht um die Sicherheit von Umwelt und Verbrauchern kümmert, müssen die EU-Länder den Risiko-Mais selbst verbieten." Polen und die Slowakei planen derzeit ein nationales Verbot des Gen-Mais. Ungarn hat bereits im Januar den Anbau von Mon 810 verboten.

Greenpeace fordert die deutsche Bundesregierung auf, sich dem Antrag Österreichs anzuschließen. In Deutschland wurden bundesweit 108 Flächen für den diesjährigen Anbau des Gen-Mais Mon 810 angemeldet, davon 19 wieder zurückgezogen. Der Gen-Mais produziert das so genannte Bt-Gift, ein Insektengift, mit dem er schädliche Insekten wie den Maiszünsler abtötet. Ein Überwachungsplan ist Voraussetzung für eine Anbaugenehmigung.

Monsanto hatte 1996 einen ersten Überwachungsplan eingereicht und 1998 eine Anbaugenehmigung nach der damals gültigen EU-Richtlinie erhalten. Die heute gültige EU-Richtlinie 2001/18 schreibt jedoch eine viel umfassendere wissenschaftliche Beobachtung der angebauten Gen-Pflanzen vor. Obwohl Monsanto nur seinen alten Überwachungsplan vorgelegt hatte, genehmigte die EU-Kommission dessen ungeachtet im September 2004 den europaweiten Anbau des Gen-Mais.

Seit der Erstzulassung von Mon 810 sind jedoch wissenschaftliche Studien veröffentlicht worden, die eine ganze Reihe von Gefahren belegen. So kann das von der Pflanze produzierte Bt-Gift die Raupen geschützter Schmetterlinge, beispielsweise das Tagpfauenauge, und andere nützliche Insekten schädigen. Das Gift gelangt zudem über die Wurzeln in den Boden und schädigt Boden-Organismen. Sogar mit dem Tierkot der mit dem Gen-Mais gefütterten Kühe wird das Gift ausgeschieden und kann sich so auf Weideflächen verbreiten. Der Gen-Mais zeigte im Freisetzungsversuch zudem ungewollte und unerwartete Veränderungen zum Beispiel der Geruchsstoffe und des Holzanteils.

All diese Effekte wurden weder von den EU-Behörden überprüft noch sind sie im Überwachungsplan von Monsanto berücksichtigt. Nach dem vorliegenden Plan würde nur untersucht, ob der Maiszünsler mit der Zeit widerstandsfähig gegen das Bt-Gift wird. Nach Informationen von Greenpeace wird der Antrag Österreichs bislang bereits von folgenden zwölf Staaten unterstützt: Belgien, Dänemark, Griechenland, Italien, Luxenburg, Malta, Polen, Schweden, Slovakei, Slowenien, Ungarn, und Zypern.

 

Ute Daniels

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unseren Artikel,
      in dem die besondere Rolle von Monsanto deutlich wird:

      Brasilien erlaubt Anbau von Gen-Pflanzen (4.03.05)

 

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