13.03.2012

Langzeitstudie der Harvard-Universität zu
Fleischkonsum und Sterberisiko

Fleisch vom Fließband Wer täglich rotes Fleisch ißt, nimmt damit ein um 13 Prozent erhöhtes Sterberisiko in Kauf. Dies ergibt eine Langzeitstudie an der Harvard-Universität mit mehr als 120.000 TeilnehmerInnen, die sich auf 30 Jahre erstreckte. Insbesondere das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und von Krebs ist deutlich erhöht.

Bei "rotem Fleisch" handelt es sich laut Definition der Studie um das Fleisch von Rind, Lamm und Schwein. Unter den in der Studie Untersuchten hatte diejenigen, die täglich solches Fleisch aßen, ein um 13 Prozent erhöhtes Sterberisiko gegenüber jenen der Vergleichsgruppe. Insbesondere ist das Risiko einer tödlich verlaufenden Herz-Kreislauf-Erkrankung um 18 Prozent und das einer tödlichen Krebserkrankung um 10 Prozent erhöht. Unter den Untersuchten, die regelmäßig Fleisch in verarbeiteter Form wie etwa "Hot Dogs" konsumierten, stieg das Sterberisiko sogar um 20 Prozent.

"Unsere Studie liefert weitere Belege für die gesundheitlichen Risiken des Verzehrs von großen Mengen rotem Fleisch, der in anderen Untersuchungen mit Altersdiabetes, Herzkreislaufkrankheiten, Schlaganfall und bestimmten Krebsformen in Verbindung gebracht wurde," erklärt die Leiterin des ForscherInnen-Teams, An Pan. Die Untersuchung wurde im Fachblatt 'Archives of Internal Medicine' veröffentlicht.

Je nach Höhe des Fleisch-Konsums teilten die ForscherInnen die untersuchten Personen in fünf Gruppen ein. Um zu ermitteln, wie stark das Sterberisiko mit dem Fleisch-Konsum korreliert, eliminierten die ForscherInnen zahlreiche andere bekannte Faktoren wie etwa Alter, Body-Mass-Index, Alkohol- und Zigarettenkonsum, die körperliche Aktivität und die Einnahme von Aspirin oder Multivitamin-Präparaten. Ebenso berücksichtigten die ForscherInnen Altersdiabetes, Bluthochdruck oder einen zu hohen Cholesterinspiegel bei den Untersuchten als auch, ob Verwandte der TeilnehmerInnen an Krebs oder Diabetes erkrankt waren oder einen Infarkt hatten.

Auch das Deutschen Krebsforschungszentrum bestätigt, daß das Risiko an Darmkrebs zu erkranken beim Konsum von rotem Fleisch und Wurstprodukten deutlich erhöht ist. Ursächlich hierfür sei der hohe Eisengehalt dieser Fleischarten. Einige weitere ungesunde Bestandteile von Wurstwaren stehen im Verdacht als Schadfaktoren zum Sterberisiko beizutragen: Nitrite und Nitrate sowie ein hoher Salzgehalt.

Nicht nur die Höhe des Fleisch- und Wurst-Konsums ist ausschlaggebend - besonders riskant ist es, Fleisch bei über 220 Grad Celsius dunkel anzubraten und anschließend mit dem dabei entstandenen Saft als Soße zu servieren. Als krebserregend gelten die hierbei entstehenden heterozyklischen aromatischen Amine (HAA). Das Anbraten von Fleisch auf dem Holzkohlegrill birgt eine weitere Gefahrenquelle, denn wenn abtropfendes Fett aus der Kohle als Dampf ins Grillgut aufsteigt, kann es dieses mit krebserregenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) kontaminieren.

Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum an Fleisch- und Wurst-Produkten in Deutschland im Jahr 2010 bei 1.700 Gramm pro Woche - Greis und Säugling eingerechnet. WissenschaftlerInnen raten, pro Woche nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst zu essen und dabei fettarme Produkte zu bevorzugen - besser noch: den Fleisch-Konsum durch andere Proteinquellen wie Tofu aus Sojabohnen, andere Hülsenfrüchte, Nüsse, Milch- oder Getreide-Produkte zu ersetzen. Nach Schätzung von ExpertInnen wären in Deutschland bei einem geringeren Fleisch- und Wurst-Konsum jährlich allein rund 10.000 Fälle von Dickdarmkrebs zu vermeiden.

 

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Anmerkungen

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