Klaus Schramm sprach mit Klaus Scheidsteger,
Autor und Produzent von 'Der Handykrieg':
Ihr Name stand bisher eher für Künstlerportraits - wie kamen Sie zum Thema Handy und Mobilfunk?
Zwei meiner engsten Freunde wurden krank, ohne daß medizinisch zunächst etwas festgestellt werden konnte. Der - inzwischen bekannte - diffuse Symptomkomplex von Tinitus, Kopfschmerzen, Übelkeit... Da Ärzte ihnen nicht helfen konnten, versuchten sie selbst herauszufinden, wo die Ursachen liegen könnten. Und nach einiger Zeit fanden sie die Ursache: Die Strahlung ihrer Handys. Kurz danach lernte ich den Wissenschaftler Dr. Carlo in Washington kennen.
Von Dr. George Carlo erhielten Sie viele Informationen für Ihren Dokumentarfilm 'Der Handykrieg'. Einiges Material wurde Ihnen aber auch zugespielt?
Ja. Bemerkenswerter Weise hat ein US-amerikanischer Privatdetektiv, der im Auftrag von Anwälten der Mobilfunk-Industrie arbeitete, mir extrem heißes Informationsmaterial überlassen.
Planen Sie eine Fortsetzung Ihrer Dokumentation mit neuen Erkenntnissen?
Ich arbeite an einer Fortsetzung, einem Kinofilm mit dem Titel 'The Boiling Frog Principle'. Zusammen mit Trickfilmtechnikern konnten die schwierigen wissenschaftlichen Zusammenhänge auch für Laien verständlich aufbereitet werden. Neben Computeranimationen und Cartoon-Sequenzen kommt auch wieder Dr. Carlo zu Wort.
Die Mobilfunk-Industrie wird vermutlich versuchen, alle Hebel in Bewegung zu versetzen, um die Verbreitung der ihr unliebsamen Informationen zu verhindern. Ihr Dokumentarfilm 'Der Handykrieg' wurde am 7. Dezember 2006 im MDR erst nach monatelanger Verzögerung, auf 30 Minuten gekürzt und vormittags um 10.35 Uhr gesendet. Sind Sie zuversichtlich, daß Ihr neuer Dokumentarfilm in den Kinos gezeigt wird?
(Klaus Scheidsteger lacht):
Da muß ich ergänzen, daß die Ausstrahlung am 7. Dezember nicht in den Programmzeitschriften angekündigt war und lediglich einen Tag zuvor publik wurde. Aber für den Start des Kinofilms werden wir Vorsorge treffen. Übrigens wurde der 'Handykrieg' im französischen Fernsehen France 2 im Mai 2006 unter dem Titel 'Portables en accusation' in der vollen Länge von 50 Minuten gezeigt und erreichte zwei Millionen Zuschauer.
War denn mit dem MDR keine Endabnahme gemacht worden?
Aber sicherlich. Ohne die Endabnahme gehe ich nicht in die Mischung, denn das kostet viel Geld. Und der MDR hat das vereinbarte Honorar überwiesen...
...um den Film dann nicht zu zeigen?
Wer weiß, ob der Film im MDR je gelaufen wäre, wenn ich nicht über Monate immer wieder nachgefragt hätte.
Üblicherweise werden Kürzungen mit dem Autor vor der Endabnahme abgesprochen?
Üblicherweise Ja. Bei der Endabnahme gab es keinerlei Beanstandungen des Film. Erst auf meine Nachfragen hieß es dann, der deutsche Bezug würde fehlen. Ausgerechnet alle Stellen, die einen Bezug zu Deutschland aufweisen, wurden dann aber für die auf 30 Minuten gekürzte Fassung herausgeschnitten.
Wie erfuhren Sie von den Kürzungen?
Was genau herausgeschnitten wurde, erfuhr ich erst mit der Ausstrahlung am 7. Dezember.
Und wann ist mit dem Start ihres Kinofilm zu rechnen?
Wir denken, der Film wird Ende 2007 in den Kinos anlaufen.
Vielen Dank für das Gespräch.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Hinweis:
Der Dokumentarfilm 'Der Handykrieg' ist über die BI Bürgerwelle e.V. erhältlich
www.buergerwelle.de