23.01.2003

Videoüberwachung
mit mäßigen Erfolg

Polizeiliche Videoüberwachung im "Ländle" mit mäßigen Erfolg

Die Bilanz der Videoüberwachung, die die baden-württembergische Polizei seit geraumer Zeit in Heilbronn, Mannheim und Stuttgart (jeweils stationär) sowie in Böblingen (mobil) betreibt, fällt ziemlich mau aus. "Das vorrangige Ziel, Straftaten zu verhindern, ist erreicht worden", behauptete zwar ziemlich kühn Landeskriminaldirektor Dieter Schneider kurz vor Weihnachten in einem Pressegespräch. Doch an den Standorten selbst kann man den Lobeshymnen des Innenministeriums nicht so ohne weiteres beipflichten.

In Heilbronn etwa, wo seit Juni vergangenen Jahres drei Plätze videoüberwacht werden, ist es nach Angaben des Polizei noch viel zu früh für eine Bilanz. "Es sind verschiedene Straftaten erkannt und Täter festgenommen worden", sagte Polizeisprecher Torsten Wiedemann. "Aber ob wir ohne Videoüberwachung mehr oder weniger Erfolg gehabt hätten, lässt sich noch nicht sagen".

In Mannheim, wo im Juli 2001 als erste Stadt im Südwesten mit der Überwachung begonnen wurde, hat sich die Zahl der Verbrechen in den kontrollierten Zonen nach 18 Monaten lediglich "stabilisiert", kleiner geworden ist sie nicht. Dies geht aus einem Zwischenbericht der Polizei an das baden-württembergische Innenministerium hervor. Bis September vergangenen Jahres seien 93 Straftaten und 46 so genannte "polizeirechtliche Ereignisse" gefilmt worden. "Alkoholisierten Cliquen" hätten dank der sieben Polizeikameras ihre Treffpunkte an andere Orte verlagert.

Eine ähnliche Verdrängung unerwünschter Aktivitäten in weniger bewachte Gefilde konnte auch die Stuttgarter Polizei beobachten, die seit einem Jahr den "Kriminalitätsschwerpunkt" Rotebühlplatz mit Kameras observiert. So würden dort keine Junkies mehr gesichtet. Stattdessen hätten Handel und Konsum illegaler Drogen am nahe gelegenen Charlottenplatz und in der oberen Königstraße zugenommen.

Im Februar wird der Stuttgarter Gemeinderat über die Zukunft der Videoüberwachung entscheiden. Sie beläuft sich allein in der Landeshauptstadt auf jährlich 420.000 Euro, von denen das Land die Hälfte übernimmt. Im Gegensatz zum CDU-geführten Innenministerium fordert die neue Landes-Justizministerin Corinna Werwigk-Hertneck (FDP) inzwischen aus Datenschutzgründen ein Ende der Observation. "Man investiert in solche Projekte mehrere 100.000 Euro, objektiv verändert sich aber nicht viel", resümierte die Ministerin die Big-Brother-Anstrengungen der Polizei.

 

Martin Höxtermann

 

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