23.01.2003

Kirchenasyl
für Neofaschismus-Ausstellung
in Pforzheim

Wo auch immer sie ausgestellt wird, sorgt sie für Unmut bei CDU-Größen. Die Neofaschismus- Ausstellung der VVN-BdA. Und beweist damit, dass sie ihren Zweck erfüllt: Über den Neofaschismus und ihre Stichwortgeber in der politischen Mitte zu informieren.

Die Rede ist von der Wanderausstellung "Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland" der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), die seit April 2001 bereits in über 100 Städten zu sehen war. In Freiburg wurde sie im Januar 2001 in der Stadtbibliothek gezeigt - allerdings unvollständig. Mit Rücksicht auf die CDU zensierte die Stadtverwaltung eine der 27 Info-Tafeln, gestattete jedoch "großzügig", die übrigen 26 Tafeln zu zeigen (vgl. Stattzeitung für Südbaden, Nr. 49).

In Pforzheim war man da weniger "tolerant". Dort wollte der örtliche DGB die Ausstellung Mitte Januar im Kulturhauses Osterfeld zeigen. Doch kurz vor der Vernissage machte die Pforzheimer CDU, allen voran dessen Vorsitzender und Staatssekretär im Hause Teufel, Stefan Mappus, Druck. Und drohte mit der Streichung öffentlicher Zuschüsse. Das Kulturhaus, das zu 40 Prozent von öffentlichen Mitteln lebt, gab der politischen Erpressung nach - und blies die Ausstellung ab. "So etwas gab`s noch nie in der knapp zweijährigen Geschichte der Ausstellung", kommentierte die VVN-Zentrale in Berlin. Als "unsägliche Zensurmaßnahme" und "peinlichen Rückfall in obrigkeitsstaatliche Traditionen" kommentierte VVN-BdA-Bundes- und Landessprecher Werner Pfennig die Zensur. "Dies ist ein einmaliger Vorgang, der ein erbärmliches Demokratieverständnis dokumentiert", sagte Pfennig. Die CDU wolle ganz offensichtlich nicht wahrhaben, dass neofaschistisches Gedankengut bis weit in die Mitte der Gesellschaft reiche, wie dies in der Ausstellung zum Ausdruck komme.

Auch andere Veranstalter sagten aus Angst vor der Macht der CDU ab. So lehnte es auch die Pforzheimer Volkshochschule (VHS) ab, die Tafeln zu zeigen. "Wir speisen aus den gleichen Töpfen wie das Kulturhaus", hatte VHS-Leiter Georg Goepfert erklärt. Lediglich die Kirche zeigte sich unerschrocken. Der Ältestenrat der Pforzheimer Kirchengemeinde gab dem Projekt grünes Licht und gewährt der Ausstellung zwei Wochen lang Asyl in ihren Räumen. Sie ist nun vom 10. bis 23.Februar 2003 in der evangelischen Stadtkirche zu sehen.

 

Martin Höxtermann

 

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