Nach einer neuen, im Wissenschaftsmagazin Science (Bd. 302, S. 210) veröffentlichten Studie sind die häufigen
Dürreperioden der afrikanischen Sahel-Zone nicht etwa - wie bislang immer wieder behauptet und als wissenschaftlich
belegt angesehen - durch Überweidung der ohnehin kärglichen Vegetation verursacht, sondern die Folge der Erwärmung
des Indischen Ozeans.
Die verheerenden Dürreperioden, welche die BewohnerInnen des 5.000 Kilometer langen Streifens südlich der Sahara
seit den 70er Jahren wiederholt heimsuchten, ließen sich durch ausgefeilte Computer- modelle mit der Temperatur des
Indischen Ozeans korrelieren. Zu diesem Ergebnis kamen Alessandra Giannini und ihre KollegInnen, die am 'International
Research Institute for Climate Prediction' (Internationales Forschungs-Institut für Klimavorhersage) im US-Bundesstaat
New York arbeiten. Als Einfluß-Faktoren wurden die Oberflächen-Temperaturen des Indischen Ozeans ebenso wie die
des Atlatischen und Pazifischen Ozeans eingegeben. Das Klimamodell berechnete den Anstieg der Niederschlagsmenge
in den 50er Jahren, die schleichende Abnahme der Regenmenge von den 60er Jahren bis Ende 80er Jahre und die
unvollständige Erholung in den 90er Jahren. Die Ergebnisse spiegeln die tatsächliche Entwicklung bis ins Detail wieder.
Wie die ForscherInnen schreiben, sei vorrangig der Indische Ozean, der sich in den vergangenen Jahrzehnten von allen
Meeren am stärksten erwärmt hat, für die Entwicklung ursächlich. Der Temperatur- Unterschied zwischen Land und Meer
habe durch diese Erwärmung abgenommen, was wiederum den Monsun über dem Land geschwächt habe.
Ob die Erwärmung des Indischen Ozeans auf die globale Klimaveränderung zurückzuführen ist, konnte mit den bisher zur
Verfügung stehenden Mitteln noch nicht geklärt werden. Falls ja, wäre womöglich doch "der Mensch" an der Dürre
schuld - allerdings eher die BewohnerInnen der Industrienationen als die der Sahel-Zone.
Ute Daniels