24.07.2004

Nochmal Vorgeschmack

Am 8. Juli, am 18. Juli und nun nochmals am 23. Juli, gestern abend, haben heftige Gewitter, starke Regenfälle und Hagel in einigen Teilen Deutschlands enorme Schäden verursacht. In den Wochen zuvor war immer häufiger in Anspielung auf den Sommer 2003 und im Irrglauben, ein schlichter Temperaturanstieg werde von hysterischen "Bedenkenträgern" in die Klimakatastrophe umdefiniert, die Frage aufgetaucht: "Ja wo bleibt denn nun eure Klimakatastrophe?" Dabei sagen auch WissenschaftlerInnen, die Richtung, in der sich das Klima verändern werde, sei zumindest lokal kaum vorhersagbar, unbezweifelbar sei jedoch, daß es aus dem Ruder läuft und mit Sicherheit für die Menschheit recht ungemütlich werden wird.

Am 8. Juli war noch als "außergewöhnlich" gemeldet worden, daß es in Freiburg innerhalb von 30 Minuten 27 Liter pro Quadratmeter heruntergeschüttet hatte und Straßen überflutet waren. Am 18. Juli kamen auf der Nordostalb in Baden-Württemberg binnen kürzester Zeit bis zu 42 Liter Regen pro Quadratmeter herunter. Und gestern abend waren es in Offenbach nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in einer Stunde 54 Liter pro Quadratmeter. Auch diesmal haben heftige Regenfälle und Hagelschlag in einigen Teilen Deutschlands schwere Schäden verursacht. In Bayern mußte die A 9 bei Bayreuth für den Verkehr vorübergehend gesperrt werden. Schneepflüge kamen zum Einsatz, um die bis zu einem halben Meter hohe Hagelschicht auf der Autobahn wegzuräumen. In Bayern waren in mehreren Städten, darunter Schweinfurt, Ingolstadt und Würzburg, Polizei, Feuerwehr und technisches Hilfswerk im Einsatz. Zahlreiche Keller und Straßen wurden überflutet oder durch Schlamm blockiert. Die Polizeidirektion Schweinfurt registrierte über 600 Notrufe.

Besonders stark betroffen war auch das Rhein-Main-Gebiet. Ebenso wie in Bayern war dort war der Bahn- und Straßenverkehr zeitweilig lahm gelegt. Auf der rechtsrheinischen Bahnstrecke zwischen Mainz und Koblenz mußte der Zugverkehr laut Angaben der Deutschen Bahn wegen Erdabgang von angrenzenden Weinbergen vorübergehend eingestellt werden. Umgestürzte Bäume blockierten Gleise südlich von Frankfurt a. M.. Eine Unterführung zum Mainzer Hauptbahnhof stand unter Wasser. Reisende mußten große Verspätungen in Kauf nehmen, weil gleich vier Stellwerke ausfielen.

Nach Angaben eines Sprechers des Frankfurter Flughafens kam es wegen der Gewitter zu Verspätungen und Flugumleitungen. Auch in Thüringen kam es in Folge sintflutartiger Regenfälle an vielen Stellen zu Verkehrbehinderungen wegen überspülter Fahrbahnen.

Immer häufiger sind extreme Temperatursprünge zu beobachten, die untypisch für das bisher hier vorherrschende Klima sind. Untypische extreme Wetterausschläge, auch bei anderen Parametern als der Temperatur, immer häufiger extreme Windgeschwindigkeiten, Wechsel zwischen langanhaltender extremer Trockenheit und extremen Niederschlagsmengen in kürzesten Zeitintervallen und der Wegfall ganzer Jahreszeiten wie das Fehlen eines richtigen Winters über mehrere Jahre in Folge sind zu verzeichnen. Die großen Rückversicherungs-Unternehmen sind offenbar in Folge der immer stärker anwachsenden Ausgleichszahlungen, die sie leisten müssen, am ehesten in der Lage, die immer deutlicher sichtbar werdende Klimakatastrophe nicht länger zu verdrängen.

Vielleicht sollten wir die Parteien zum Teufel jagen und die Regierungsgeschäfte der 'Münchner Rück' übertragen? Doch auch ein solches Unternehmen allein dürfte sich bei aller erfreulicher Weise vorhandenen Einsicht in die Notwendigkeiten nicht gegen die Macht der restlichen Unternehmen durchsetzen können. Die einzige Chance besteht in einem tiefgreifenden politischen und ökonomischen Umbau dieser Gesellschaft. Doch dieser setzt voraus, daß sich eine Mehrheit der Bevölkerung der Gefahr bewußt wird und Mittel und Wege findet, die nötigen Veränderungen durchzusetzen.

 

Frank Bayer

 

Anmerkungen:

Siehe auch unseren Artikel
    Vorgeschmack auf die Klimakatastrophe (18.07.04)

 

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