Der Landrücken der Antarktis ist von einer mehrere Kilometer dicken Eismasse bedeckt. Anders als bei schwimmenden Eisschollen, deren Schmelzen den Meeresspiegel nicht zu verändern vermag, steckt im Eis der Antarktis ein gigantisches Gefahrenpotential: Schmilzt dieses Eis, kann der Meeresspiegel um 60 Meter ansteigen.
Der kleinere Teil des antarktischen Eises, der westantarktischen Schild, bereitet den KlimaforscherInnen schon seit längerem Sorgen. (Siehe unsere Artikel v. 6.04.08, 25.03.08, 26.02.08, 14.01.08 und v. 17.05.05) In der West-Antarktis war in den vergangenen Jahren ein beschleunigter Masseverlust des Eisschildes zu beobachten. Im März 2008 brach vom Wilkins-Schelfeis ein gigantischer Eisblock von über 60 Quadratkilometer Fläche ab.
Nach einem Bericht des 'Time Magazine' kamen WissenschaftlerInnen der Universität von Texas in Austin zu dem Ergebnis, daß auch das Eis des ostantarktischen Schildes dahinschmilzt. Chen Jianli vom Zentrum für Weltraumforschung hat mit seinen KollegInnen die Daten des GRACE-Projekts ausgewertet. Die Daten werden von zwei kleinen Satelliten geliefert, die im kurzem Abstand hintereinander die Erde umkreisen. Mithilfe der Schwankungen in ihrer Bahn kann das Schwerefeld der Erde recht genau vermessen werden, und aus dessen Veränderungen lassen sich wiederum Rückschlüsse auf die Massenbilanzen der Eisschilde ziehen. Wachsen sie, so nimmt die Schwerkraft lokal zu und umgekehrt.
Bei diesen Berechnungen muß die Aufwärtsbewegung des felsigen Untergrundes, die ebenfalls das Schwerefeld verändert, berücksichtigt werden. Während der letzten Eiszeit waren die antarktischen Eisschilde mächtiger - der Meeresspiegel lag 120 Meter niedriger - und drückten mit ihrem Gewicht den Untergrund in den plastischen Erdmantel. Da dieser nun entlastet wird, steigt er langsam wieder auf. So ist beispielsweise in Skandinavien ein entsprechender Prozeß noch nicht abgeschlossen, der Erdboden steigt um rund einen Meter pro Jahrhundert auf und dies hat ein Auslaufen der Ostsee zur Folge.
Chen und KollegInnen kamen zu dem Ergebnis, daß die Ost-Antarktis jährlich rund 57 Milliarden Tonnen Eis verliert. Die Fehlertoleranz der Berechnungen wird mit plus/minus 52 Milliarden Tonnen angegeben, was bedeutet, daß der Verlust im Extrem zwischen höchsten 107 Tonnen und mindestens 5 Tonnen jährlich zu veranschlagen ist. Selbst ein Verlust von jährlich 107 Tonnen Eis sei - so das Forschungs-Team - in Anbetracht der Gesamtdimension des ostantarktischen Schildes noch nicht dramatisch. Bedenklich sei jedoch der festgestellte Trend.
Hinzu kommt die Tatsache, daß das ostantarktische Eis nicht wie das grönländische an der Oberfläche abschmilzt, sondern an den Rändern, wo das wärmere Meerwasser an den Gletscherzungen nagt. Der Fels unter dem ostantarktischen Eisschild liegt (noch) über dem Meeresspiegel und die Lufttemperaturen verhindern an der Antarktis anders als auf Grönland ein oberflächliches Abschmelzen. Doch ähnlich wie bei abschmelzenden Gletschern kann sich zwischen Eis und Fels eine Gleitschicht herausbilden, die einem beschleunigten Abrutschen des ostantarktischen Eisschildes ins Meer Vorschub leistet.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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