22.02.2003

Klima:
Trittin beschönigt Negativ-Trend

Seit 1999 steigen die Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland wieder (siehe Artikel: Klimapolitische Geisterfahrer v. 9.01.03). Inzwischen sind die Daten für die Jahre 2000 und 2001 auch beim Bundesamt für Statistik abrufbar1. Trotzdem gab Umweltminister Trittin am 19.02.03 eine Pressemitteilung heraus, in der vom "Vorreiter beim Klimaschutz" gejubelt wird.

Trittin versteckt sich hinter dem Plural. Statt vom wichtigsten, nämlich Kohlendioxid, ist nur allgemein von "Klimagasen" die Rede. Statt sich ehrlich an den eigenen Vorgaben messen zu lassen, werden stillschweigend die Maßstäbe vertauscht. Bereits 1990 verkündete die damalige Bundesregierung unter Helmut Kohl das keineswegs ambitionierte Ziel, die CO2-Emission Deutschlands bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent zu senken2. Im Dezember 2001 bekräftigte die "rot-grüne" Bundesregierung die 25-Prozent- Selbstverpflichtung3. In der Pressemitteilung vom 19.02. hingegen ist nur noch die Rede davon, die Bundesrepublik sei auf dem besten Wege "unser Klimaziel, eine Reduktion um 21 Prozent bis 2010 zu erreichen." Hierbei handelt es sich allerdings um die wachsweiche Quote nach dem Kyoto-Protokoll, die in Deutschland allein durch den Zusammenbruch der DDR-Industrien (siehe Grafik im oben genannten Artikel) bereits weitestgehend umgesetzt war.

Das unabhängige, auch von GREENPEACE schon mit Studien betraute 'Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung' sah sich am selben Mittwoch genötigt, Trittin zu widersprechen: Die noch im Dezember 2001 (wohl in Unkenntnis der tatsächlichen CO2-Entwicklung) bekräftigte Selbstverpflichtung sei "kaum noch zu erreichen".

Mein Kommentar: Jedenfalls nicht mit Beschönigung und Selbstbeweihräucherung.

 

Klaus Schramm

 

Anmerkungen:
1 www.destatis.de/basis/d/umw/ugrtab1.htm
      auf dieser Seite: 5. Zeile, letzte und vorletzte Spalte
2 Beschluß der Bundesregierung v. 7. Nov. 1990
3 "Perspektiven für Deutschland", Bundeskanzleramt,
      Dez. 2001, S. 133

 

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