1.07.2010

Indien: Indigene kämpfen
gegen Bergbau-Projekt

Eine Konfrontation wie im Film "Avatar"

Foto: Dongria Kondh Seit Monaten kämpft das im Osten Indiens beheimatete Volk der Dongria Kondh gegen ein Bergbau-Projekt, das vom indischen Konzern Vedanta Resources vorangetrieben wird. Hinter diesem Konzern steht der Milliardär Anil Agarwal. Nun hat sich auch Indiens Premierminister Manmohan Singh für die Realisierung des umstrittenen Projekts ausgesprochen. Auf der einen Seite steht der Profit, den der Abbau von Bauxit verspricht - auf der anderen die Gefahr für das Überleben der Dongria Kondh.

In einem Schreiben fordert nun Premierminister Singh Indiens Ministerium für Umwelt und Wälder dazu auf, die von Vedanta Resources beantragte Mine in den Niyamgiri Bergen im indischen Bundesstaat Orissa zu genehmigen. Ohne eine offizielle Freigabe seitens der Behörde kann das Bergbau-Projekt nicht in Betrieb gehen.

Eine Realisierung des Bergbau-Projekts hätte verheerende Folgen für das indigene Volk der Dongria Kondh, welches in dem Gebiet lebt. Die Dongria befürchten, daß der Vedanta-Konzern ihren "heiligen Berg" und die Wälder, in denen sie leben, vernichten wird. Nach ihren Aussagen haben sie erkannt, daß "nur die Reichen von der Mine profitieren" würden. Wie viele andere indigene Völker zuvor wären sie dann gezwungen als Bettler zu leben, während sich Vedanta durch der Zerstörung ihres Berges und ihrer Wälder bereichert. Die Dongria Kondh wurden als das "echte Avatar-Volk" bekannt, da ihre Notlage viele Parallelen zu der fiktiven Geschichte der Na'vi in James Camerons Film-Hit, aufweist. "Avatar" startete im Dezember 2009 in den Kinos und spielte bislang weltweit über 2,7 Milliarden US-Dollar ein.

Anfang des Jahres hatte die indische Zentralregierung ein Team von ExpertInnen beauftragt, um das Bergbau-Projekt des Vedanta-Konzerns zu überprüfen. Dieses kam zu dem Ergebnis, daß der geplante Bauxit-Abbau auf den Kuppen der Berge zur "Vernichtung der Dongria Kondh" als indigene Gruppe führen könnte und warnte vor solch einem Ausgang. In dem Bericht des ExpertInnen-Teams heißt es, Vedanta habe das Gesetz gebrochen und augenscheinlich einen Erlaß des Obersten Gerichtshofs mißachtet. Weiter heißt es in dem Bericht, "weitere Umwandlungen des Waldgebiets müssen verboten werden". Außerdem stellen die ExpertInnen fest, daß die Dongria Kondh nicht ausreichend in die Planung der Mine miteinbezogen wurden. Ihre Rechte müssten im Sinne des indischen Forest Rights Act anerkannt werden, bevor eine endgültige Entscheidung hinsichtlich der Mine getroffen werden könne.

Bereits im vergangenen Jahr verurteilte die britische Regierung die Bestrebungen des Vedanta-Konzerns und ließ verlauten, daß "eine Änderung der Unternehmensstrategie unerläßlich" sei. Aufgrund humanitärer Bedenken veräußerten einige angesehene Investoren ihre Aktien - darunter die norwegische Regierung, der Joseph Rowntree Charitable Trust und die Anglikanische Kirche. Die Menschenrechts-Organisation 'Survival International' forderte den indischen Premierminister Singh dazu auf, "die Rechte der verwundbarsten indischen Bürger zu schützen und nicht zur Verwirklichung eines Projektes beisteuern, welches laut Regierungsexperten genau diese Bevölkerungsgruppe zu zerstören droht."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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