Diskussion über den Atom-Konsens der "rot-grünen" Bundesregierung

17.06.2000 16:24 Klaus Schramm >Ausstieg ? - Bestandsgarantie !<
17.06.2000 00:24 Uwe Künzel        >32 Jahre<
19.06.2000 10:00 A. Pohlmann       >32 Jahre sind nicht Restlaufzeit<
19.06.2000 13:16 Klaus Schramm >Re: 32 Jahre sind nicht Restlaufzeit<
19.06.2000 14:00 A. Pohlmann       >feste zeitliche Grenze<
19.06.2000 15:41 Klaus Schramm >32 Jahre sind mehr als 25<
19.06.2000 16:09 A. Pohlmann       >Umdenken der Bevölkerung<
19.06.2000 16:37 Klaus Schramm >ökomomische Obergrenze<
20.06.2000 11:23 A. Pohlmann       >alternative Energien<
23.06.2000 11:58 Klaus Schramm >von Ausstieg bis Volk<
26.06.2000 09:57 A. Pohlmann       >Re: von Ausstieg bis Volk<

 

17.06.2000 16:24 Klaus Schramm >Ausstieg ? - Bestandsgarantie !<

Was bei diesem 'Konsens' herausgekommen ist, ist kein Ausstieg. Es ist eigentlich sogar noch schlimmer als eine Bestandsgarantie. Die deutschen AKW sind ursprünglich für eine Laufzeit von 25 Jahren ausgelegt. Wenn sie nun durchschnittlich 32 Jahre lang laufen sollen, würde sich das Risiko potenzieren - vorausgesetzt, wir können nicht doch noch durch CASTOR-Blockaden und andere Aktionen einen Ausstieg in der Realität und nicht auf dem Papier erzwingen...

Das Material der Reaktor-Druckgefäße versprödet durch den Neutronenbeschuß immer mehr. Diese und viele andere Teile eines Reaktors können nicht ausgewechselt werden. Die "rot-grüne" Bundesregierung garantiert der Atom-Mafia, daß die Sicherheits-(?)-Bestimmungen nicht neueren oder bereits vorliegenden Erkenntnissen angepaßt und verschärft werden dürfen, solange der 'Konsens' gilt. Die CDU und Angelika Merkel, die ausgebildete Physikerin, stehen schon Gewehr bei Fuß zur Wachablösung, falls die Regierung doch noch ungehorsam werden sollte und der Atom-Mafia auch nur ein einziges AKW wegnehmen wollte. Am Beispiel Schweden sehen wir, was herauskommt, wenn die Bevölkerung den Versprechungen von Politikern vertraut: Trotz Volksabstimmung und dem Versprechen, sich an das Votum zum Atomausstieg zu halten ist nichts geschehen. Der 'Konsens' ist weniger noch als das Versprechen in Schweden. Es wird zweimal nichts geschehen, wenn die AKW-Bewegung nicht wieder annähernd soviele Menschen auf die Beine bekommt, wie Anfang der 80er Jahre.

Manche wundern sich über die "Grünen". Diese Partei ist in den letzten 10 Jahren schleichend zur Kriegs- und Atom-Partei mutiert. Petra Kelly wird sich im Grabe umdrehen.

Klaus Schramm, Ettenheim

 

17.06.2000 0:23 Uwe Künzel >32 Jahre<

Ich kann da nur zustimmen. Die Herren, die sich vorletzte Nacht stolz den Fernsehkameras präsentiert haben, sind in 32 Jahren womöglich nicht mehr am Leben, ihre Abfindung haben sie längst bekommen, und was mit dem ganzen radioaktiven Müll passiert, kann ihnen dann auch egal sein. Das ist kein "Konsens", das ist, auch wenn's aus welchen Gründen auch immer nicht anders gehen mag, purer Zynismus.

    Uwe Künzel

 

19.06.2000 10:00 A. Pohlmann >32 Jahre sind nicht Restlaufzeit<

Lest doch mal den Atomkonsensvertrag!

Die 32 Jahre sind NICHT Restlaufzeit sondern GESAMTLEBENSDAUER der AKW's!

Ich bin auch gegen AKW's und mir wär es auch am liebsten wenn man sie schon gestern abgeschaltet hätte, aber man sollte doch auch ein bisschen realistisch denken!
Deutschland ist eine Demokratie und keine Diktatur und deshalb kann die Regierung nicht einfach Befehlen, daß die AKW's ausgeschaltet werden, sie muß sich mit den Betreibern einigen.
Seid doch froh, daß wir jetzt eine Einigung haben!!!!
Ist doch wirklich besser als überhaupt keine Lösung, oder? Wenn wir die CDU noch an der Macht hätten, dann würden die verdammten Dinger noch in 100 Jahren am Netz hängen!!!!!
Jetzt können sich die Betreiber schon mal Gedanken machen, in welche regenerativen Energien sie ihr Geld zukünftig stecken werden.

 

19.06.2000 13:16 Klaus Schramm >Re: 32 Jahre sind nicht Restlaufzeit<

Sehr geehrter Herr Pohlmann!

Ihre Antwort muß sich wohl auf den Beitrag von R. Künzel beziehen, da allein ihm der (kleine) Fehler unterlaufen ist, 'Restlaufzeit und 'Gesamtlaufzeit' zu verwechseln. Daß es sich dabei um einen kleinen, um nicht zu sagen, vernachlässigbaren Fehler handelt, wird wohl klar, wenn Sie sich folgende zwei Reaktionen auf den "Atom-Konsens" zu Gemüte führen:

Für den VIAG-Vorstandsvorsitzenden Wilhelm Simson, der an den Konsens-Gesprächen mit der Bundesregierung beteiligt war, ist mit der Vereinbarung von Regierung und Wirtschaft auch das Ende der Kernkraft keineswegs besiegelt. Nicht der Ausstieg aus der Kernenergie sei beschlossen worden, sondern nur eine Laufzeitbegrenzung der existierenden Kraftwerke. Und um welch großartiges Geschenk der "rot-grünen" Bundesregierung es sich dabei handelt, wird erst deutlich, wenn diese 32 Jahre ins Verhältnis gesetzt werden zu den 25 Jahren, für die deutsche AKW von Betreiberseite von Beginn an ausgelegt wurden - also immerhin bereits ein Vierteljahrhundert !

Als zweites ist der Kommentar von W. Mauersberg, dem Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, (HAZ) vom 16.06.2000 überaus lesenswert:

>Falsches Etikett
>
>In der Politik gibt es manchmal merkwürdige Signale. Sie zeigen das Gegenteil
>von dem an, was wirklich passiert. So verhält es sich auch mit dem so
>genannten Atomkonsens. Von freiwilliger Übereinkunft kann keine Rede sein. Die
>beiden Vertragspartner hatten einander erpresst: Die Koalition von SPD und
>Grünen drohte mit einem Gesetz gegen Atomkraftwerke, und die Stromkonzerne
>drohten mit Klagen auf Entschädigung. Am Ende haben sich die Konzerne
>auf ganzer Linie gegen die rot-grüne Bundesregierung durchgesetzt.
>
>Wenn die grüne nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn sich für
>zufrieden erklärt, weil der Ausstieg nun wirklich in die Tat umgesetzt werde,
>dann ist das lediglich die Schutzbehauptung eines Verlierers. Es gibt keinen
>Ausstieg aus der Kernenergie. Die Nutzung der umstrittenen Energiequelle ist
>vielmehr auf Jahrzehnte festgeschrieben. Längere Laufzeiten als die jetzt
>vereinbarten hätte die Energiewirtschaft auch ohne "Konsens" nicht
>einkalkuliert, und
>seit Jahren ist kein neuer Atommeiler geplant und beantragt worden.
>
>Regierung beurkundet Sicherheit
>
>Mit den Stimmen der grünen Minister hat die Regierung zugesichert, dass sie
>alles in ihren Kräften Stehende tun werde, um den ungestörten Betrieb der
>Kraftwerke zu gewährleisten. Weil der Bund in der Atompolitik das letzte,
>entscheidende Wort hat, kann er die Bundesländer anweisen, entsprechend zu
>verfahren. Dazu ist er jetzt nach dem Vertrag sogar verpflichtet.
>
>Nebenbei hat die rot-grüne Bundesregierung beurkundet, dass sie den Betrieb der
>Kraftwerke für verantwortbar und sicher hält, so dass keine wesentlichen
>neuen Sicherheitsvorkehrungen benötigt werden. Wenn die deutschen
>Kernkraftwerke so sicher sind, dass sie ohne Probleme noch Jahrzehnte betrieben
>werden können, leuchtet jedoch nicht ein, weshalb Deutschland in Zukunft
>überhaupt auf Kernenergie verzichten soll. Die Antwort auf diese Frage ist wohl
>nur
>noch mit Rechthaberei und Ideologie zu erklären.
>
>Aus Sicht der Konzerne stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Außer verbalen
>Zugeständnissen, die sie außerdem noch mit einem Vorbehalt versehen
>haben, mussten sie auf so gut wie gar nichts verzichten, dürfen sogar ihre
>immensen Geldrücklagen behalten. Dafür, dass sie ihre Unterschrift unter ein
>Papier
>mit der Überschrift "Ausstieg" gesetzt haben, bekommen sie von der Regierung
>ein umfassendes Leistungspaket, das Roten und Grünen noch viel Ärger mit
>ihren eigenen Anhängern einbringen wird. Denn die werden sich von dem
>merkwürdigen Produkt nicht täuschen lassen, bei dem außen auf der Packung
>"Ausstieg" steht und innen ein ungestörter Weiterbetrieb der Atomenergie
>enthalten ist. Einem solchen Konsens einer CDU/CSU-FDP-Regierung hätten SPD
>und Grüne niemals zugestimmt.
>
>Für die niedersächsische SPD und die hiesigen Grünen ist die Berliner
>Atompolitik besonders schwer zu verdauen. Der Vertrag sieht vor, dass Schacht
>Konrad bald als Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb
>genommen wird. Ein solches Lager ist dringend notwendig; es ist auch nicht
>sonderlich gefährlich. Mit dem Bau eines Endlagers für gefährliche
>hochradioaktive Abfälle können wir uns noch etwas Zeit lassen. Deshalb gibt es
>für den
>Weiterbau in Gorleben eine Frist von maximal zehn Jahren, damit sich die heute
>regierende Politikergeneration entspannen kann. Aber danach soll es mit dem
>Bau weitergehen, steht in dem Vertrag, und kein anderer Ort wird als
>Alternative genannt.
>
>Ein guter Vertrag
>
>Aus energie- und umweltpolitischen Gründen kann man das Übereinkommen begrüßen.
>CDU und CSU wären ganz schlecht beraten, wenn sie daran rühren
>würden, falls sie in Berlin wieder Regierungsverantwortung übernehmen. Die
>Kernenergie bleibt uns für Jahrzehnte als preiswerte, sichere Energie erhalten,
>durch deren Nutzung die Umwelt relativ wenig geschädigt wird. Die sichere
>Beseitigung des Atommülls steht nach wie vor auf der politischen Tagesordnung
>und wird nicht auf den Sankt-Nimmerleins- Tag verschoben.
>
>Fatal ist nur, dass verantwortliche Politiker für eine richtige Politik
>offensichtlich falsche Etiketten benötigen. Der Atomkonsens ist ein Symptom für
>den
>Zustand der Gesellschaft am Investitionsstandort Deutschland. Wichtig ist
>anscheinend immer nur, woraus man aussteigt. In welche neue Form der
>Stromerzeugung wir einsteigen werden, bleibt offen. Aber das wäre dann wieder
>ein anderes Kapitel.

Dem ist nur beizupflichten: Der Ausstieg ist auf den St.-Nimmerleins-Tag verschoben !

Klaus Schramm, Ettenheim

 

19.06.2000 14:00 Angela Pohlmann >feste zeitliche Grenze<

Ich hoffe doch sehr, daß sich hier auch Frauen beteiligen dürfen, Herr Schramm :o)

Vielleicht darf ich der HAZ die BZ gegenüberstellen:

Tagesspiegel
vom 16.06.2000

>Der Atomkonsens
>
>Mehr war nicht drin
>
>Nein, der
>unumkehrbare Atomausstieg ist da des Nachts in Berlin nicht bewerkstelligt
>worden. Aber die Vereinbarung zwischen
>Bundesregierung und Stromproduzenten
>über einen neuen Energiekonsens einfach als Bestandsgarantie für die Kernkraft
>abzutun, wie
>das enttäuschte Atomkraftgegner jetzt versuchen, geht an den
>Tatsachen gleichfalls vorbei. Denn so verständlich der Groll der Gegner
>über
>die vielen Betriebsjahre sein mag, die den deutschen Reaktoren nun zur
>Stromproduktion noch bleiben, und so berechtigt die
>Angst vor einer letztlich
>nicht beherrschbaren Technik bis heute ist - die Kritik vernachlässigt den
>entscheidenden Punkt: Viel mehr als
>das jetzt Erzielte war wohl nie zu
>erreichen.

Was hat man eigentlich bislang unter "Ausstieg" verstanden? Es gab Zeiten, da wähnten sich die Sozialdemokraten in der Lage, mit der Atomkraft binnen fünf Jahren aufzuräumen. Nur wurde der Wille lediglich in Form eines Parteitags-Votums umgesetzt; man war Opposition. Derweil reiften die Grünen zur drittstärksten politischen Kraft heran. Die Sonnenblume war Symbol und Abschalten die Devise. Allerdings steckte dahinter eher Wunderglaube in die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten alternativen Protests denn gründliches Nachdenken. Als die Grünen die Vorzüge des Mitregierens entdeckten, lösten überzogene Erwartungen an staatliche Regelungsmacht nicht selten idealistische Selbstüberschätzung ab.

Ausstieg sofort zum Nulltarif - es gehört zu den gröberen Sünden einiger prominenter Grüner, dass sie die Vorstellungswelt beachtlicher Teile der eigenen Basis zu lange und wider besseres Wissen gegen die Wirklichkeit abschirmten. Dort hatten die Energieversorger schon länger von dem Gedanken Abstand genommen, in überschaubarer Zukunft neue Atommeiler zu bauen. Allerdings sollten die - steuerlich abgeschriebenen - Kraftwerke möglichst lang am Netz bleiben und Gewinne abwerfen, allen Risiken vor allem im Zusammenhang mit der ungeklärten Entsorgung zum Trotz. Das Verdienst der Vereinbarung besteht nun darin, diesem Streben einen Rahmen zu setzen.

Wäre er enger ausgefallen, hätten ihn die Unternehmen nicht akzeptiert: Ein Gesetz im Dissens, Entschädigungsklagen und lähmende Unsicherheit über Jahre hinweg wären die Folge gewesen. Gerade der großzügige Zuschnitt birgt die Chance, dass die Stromkonzerne die damit einher gehende hohe Finanz- und Planungssicherheit für Investitionsentscheidungen in neue Energieformen nutzen. Die könnten umweltverträglicher und profitabler zugleich sein. Das Ende der Atomkraft würde dadurch womöglich sogar noch beschleunigt.

Die Perspektive ist bescheiden, aber eben realistisch. Selbst die Union dürfte kaum erfolgreich dagegen opponieren. Denn die Betreiber sind an der für den Fall eines (fernen) CDU-Wahlsiegs in Aussicht gestellten Abkehr vom Langzeit-Ausstieg wohl gar nicht interessiert.
Interessiert muss allerdings die Koalition daran sein, dass ihrer grüner Part den Kompromiss mitträgt. Ein Nein käme dem Ende von Rot-Grün im Bund gleich. Danach sieht es freilich momentan nicht aus. Der Kanzler darf sich im Erfolg sonnen.

Thomas Fricker

Natürlich spiegelt dies (ganz wie der Artikel der HAZ) nur die Meinung des Verfassers wieder und keine allgemeingültige Weisheit.

Und zu Restlaufzeiten:
Ja, bei den neueren AKW's gibt es keine großen Unterschiede zweischen Gesamt- und Restlaufzeit, aber die alten AKW's dürften doch sehr schnell vom Netz gehen (womit ja auch schon etwas gewonnen ist).

Die ganze Sache ist doch die:
Jetzt wurde den Betreibern endlich eine feste zeitliche Grenze gesetzt (auch wenn sie viel zu weit in der Zukunft liegt). Dadurch müssen sie sich für die Zunkunft etwas überlegen, mit dem sie dann Geld verdienen können. Es liegt also durchaus im Rahmen des möglichen, daß die Technik für regenerative Energien jetzt besser erforscht wird, da sie ja schließlich zum Geldverdienen in der Zukunft herhalten muß. Die großen Konzerne kann man nur am Geldbeutel packen. Hätten sie keine Frist gesetzt bekommen, dann würden sie überhaupt nicht in der Richtung denken. So besteht jedenfalls die Möglichkeit, daß sie umdenken.
Außerdem hat das Stichwort Planungssicherheit schon seine Richtigekeit. Idealist sein ist schön und gut, aber die Leute die in den AKW's arbeiten sehen das ganz anders. Für die ist das eine Vernichtung ihrer Arbeitsplätze:

>Für den absehbaren Atomausstieg hat in
>Obrigheim kaum jemand Verständnis.
>Geschäftsleute befürchten
>erhebliche Einbußen. Von trotziger
>Zuversicht bis Resignation reichen die
>Reaktionen der Mitarbeiter des ältesten
>deutschen Kernkraftwerks, nachdem gestern
>die Abschaltung zum 31. Dezember 2002
>angekündigt wurde.

Man muß den Unternehmen doch auch ein bisschen Zeit geben damit nicht alle Beschäftigten sofort den Arbeitsplatz verlieren.

Angela Pohlmann

 

19.06.2000 15:41 Klaus Schramm >32 Jahre sind mehr als 25<

Tut mir leid, wenn ich bei diesen Ansichten (und PohlMANN) einen Mann vermutet hatte - sorry vielmals !

Aber zum Inhalt:
Es geht doch nicht um Meinungen. Bei diesem "Konsens"-Nonsense ist eines klar: In den nächsten zwei Jahren soll kein AKW abgeschaltet werden. Und was nach den nächsten Bundestagswahlen passiert, weiß heute noch kein Mensch. Also steht dieser "Ausstieg" nur auf dem Papier und ist nicht mal dieses Wert !
Keines der bestehenden 19 AKW wird durch dieses Papier früher abgeschaltet. Alle werden über die 25-jährige Normalbetriebsdauer hinaus ausgequetscht wie die Zitrone, um ohne Rücksicht auf die wachsenden Gefahren den letzten irgendmöglichen Profit herauszuziehen - wenn es nach den Betreibern geht... jetzt zum Meinungsteil:
Ich bin sicher, daß Schröder bei der nächsten Bundestagswahl verlieren wird, weil er das Arbeitsplatzversprechen nicht wird einlösen können. Dann ist wieder die CDU dran und - wie richtig bemerkt - wird dann dieses Papier im Papierkorb landen.
Aber gleichgültig was kommen mag, wer heute verspricht, daß sie oder er einen Ausstieg im Jahre 2002 oder 2019 oder wann auch immer nach der nächsten Bundestagswahl garantieren könne, der oder die lügt oder ist idealistisch !
Bei Politikern nehme ich nicht an, daß sie idealistisch sind...

Klaus Schramm, Ettenheim

 

19.06.2000 16:09 Angela Pohlmann >Umdenken der Bevölkerung<

Is schon o.k. Beim Nachnamen kann man das ja nicht riechen :o)

Ich geb ja zu, daß 32 Jahre mehr als 25 sind, doch ist es ja nicht sicher, ob die Betreiber die Meiler nach 25 Jahren abgeschaltet oder sie einfach (mit Hilfe von Siemens oder Framatom) modernisiert hätten damit sie noch länger laufen können. Somit haben wir wenigsten eine einigermaßen feste Obergrenze. Außerdem haben wir jetzt alle Zeit uns auf neue Umweltverträgliche Energien umzustellen.
Seien wir doch mal ehrlich:
Wenn es keine Probleme mit der Technik bei Solarzellen & CO gibt dann gibt es Schwierigkeiten mit den Behörden oder den Gemeinden/Städten oder sogar Gruppierungen von Naturschützern.
Hier nur ein paar Beispiele:
Z.B. die Volk AG, die die Wasserkraft der Elz nutzen wollte..
z.B. Windradprojekte auf dem Kandel etc...
Und diese Probleme existieren nicht nur in Baden...
Dadurch daß wir jetzt eine Obergrenze haben müssen sich die Leute langsam mal Gedanken machen. Wenn schon nicht die AKW's in den nächsten 5 Jahren abgeschaltet werden so erreichen wir wenigsten eine Umdenken in der Bevölkerung (hoffentlich).
Und zur Meinung:
Ich befürchte auch, daß rot-grün die nächste Wahl nicht schafft, was mich echt nerven würde, da ich 16 Jahre CDU wahrlich genug fand für den Rest meines Lebens.
Aber es könnte sein, daß das Papier dann trotzdem nicht verschwindet, denn die Erlanger Wochenzeitung (aus Franken,Bayern) hat berichtet, daß das Bayernwerk die Vertreter der CSU schroff abgewiesen hat, als jene versprachen gegen den Ausstieg vors Verfassungsgericht zu ziehen. Die wollten das gar nicht. Vielleicht haben die Energieversorger ja nur auf einen Vorwand gewartet, die verdammten Dinger endlich abzuschalten...

Was ihre Meinung zu Politikern angeht:
die teile ich 100%ig.

MfG
Angela
Pohlmann

 

19.06.2000 16:37 Klaus Schramm >ökonomische Obergrenze<

Hallo Frau Pohlmann !

(Ich will mal nicht gleich wieder ins Fettnäpfchen treten und bleibe bei der Anrede 'Sie', zumal frau/man es ja traditionell immer dem Älteren überlassen soll, das 'Du' anzubieten.)
Da ich nicht möchte, daß mein Name völlig übergewichtig im BZ-Forum erscheint, wollte ich nicht nochmal über diesen Weg antworten. Sie scheinen aber recht diskussionsfreudig zu sein, was mir sehr gefällt. Und so sende ich meine Antwort direkt an Sie - die BZ hatte auf Ihrer Mitteilung die e-mail-Adresse verzeichnet.
Sie vertreten zwar nicht dieselben Ansichten wie z.B. Angelika Zahrnt (BUND-Vorsitzende) oder Susanne Ochse (Greenpeace-Energieexpertin), die beiden den "Atom-Konsens" ablehnen, aber Sie kennen sich offensichtlich im Thema aus (Volk, Kandel, Hotzenwald,...) und können recht gut argumentieren. Ich fürchte fast, Sie sind Mitglied der "Grünen" ?
Nun, auch in diesem Fall würde mir eine weitere Diskussion Spaß machen:

Angela Pohlmann schrieb:
(...)
> Betreiber die Meiler nach 25 Jahren abgeschaltet oder sie einfach (mit Hilfe
> von Siemens oder Framatom) modernisiert hätten damit sie noch länger laufen
> können. Somit haben wir wenigsten eine einigermaßen feste
> Obergrenze.

Der Reaktor-Druckbehälter kann meines Wisses - korrigieren Sie mich wenn dieses Fakt in meinem ersten e-mail an die BZ nicht stimmen sollte - nicht ausgewechselt werden. Und ein Bersten des Reaktordruckbehälters...
Ich denke, die einzige feste Obergrenze liegt irgendwo zwischen 25 und 32 Jahren und ist rein ökonomisch definiert: Sie ist dann erreicht, wenn laufende Reparaturmaßnahmen (verklemmte Ventile, Schweißen von Materialbrüchen, Austausch verstahlter, brüchiger Rohre im Primärkreislauf,...) den Profit auf Null schrumpfen lassen.

> Außerdem haben wir jetzt alle Zeit uns auf neue
> Umweltverträgliche Energien umzustellen.

Wir dürfen doch nicht hoffen (oder fürchten ?), daß die Energiekonzerne an dezentraler Energiegewinnung Interesse finden werden. Die Entwicklung umweltverträglicher Energiegewinnung ist völlig unabhängig von Atom-Ausstieg. Die Energiekonzerne haben enorme Rücklagen, die sie (nach der derzeitigen rechtlichen Lage völlig ungebunden) in alle Bereiche investieren können, die ihnen profitträchtig erscheinen. Gelegentliche Investitionen in Solar- oder Wasserkraftwerke offenbaren sich angesichts der gewaltigen Gesamtkapazität in ihrer Alibifunktion.
Wir hatten im Grunde schon vor 20 Jahren keine Zeit. Richtig gemacht haben es Leute wie die in Schönau, die sich ihren 'kleinen Atomausstieg' zäh erkämpft haben. A propos: Woher beziehen Sie Ihren Strom ?

> Seien wir doch mal ehrlich:
> Wenn es
> keine Probleme mit der Technik bei Solarzellen & CO gibt dann gibt es
> Schwierigkeiten mit den Behörden oder den Gemeinden/Städten oder sogar
> Gruppierungen von Naturschützern.
> Hier nur ein paar Beispiele:
> Z.B. die Volk
> AG, die die Wasserkraft der Elz nutzen wollte..
> z.B. Windradprojekte auf dem
> Kandel etc...
> Und diese Probleme existieren nicht nur in Baden...

... zäh erkämpft haben.

> Dadurch
> daß wir jetzt eine Obergrenze haben müssen sich die Leute langsam mal Gedanken
> machen.

Ich fürchte, der Effekt ist eher der: Die, die diesen Ettikettenschwindel glauben, werden sich auch in Zukunft auf Politiker und Regierungen oder die Industrie verlassen und selber nichts tun.

> Wenn schon nicht die AKW's in den nächsten 5 Jahren abgeschaltet
> werden so erreichen wir wenigsten eine Umdenken in der Bevölkerung
> (hoffentlich).
> Und zur Meinung:
> Ich befürchte auch, daß rot-grün die nächste
> Wahl nicht schafft, was mich echt nerven würde, da ich 16 Jahre CDU wahrlich
> genug fand für den Rest meines Lebens.

Sagen Sie mir bitte mal ein Beispiel, was unter der jetzigen Regierung besser ist.

> Aber es könnte sein, daß das Papier
> dann trotzdem nicht verschwindet, denn die Erlanger Wochenzeitung (aus
> Franken,Bayern) hat berichtet, daß das Bayernwerk die Vertreter der CSU
> schroff abgewiesen hat, als jene versprachen gegen den Ausstieg vors
> Verfassungsgericht zu ziehen. Die wollten das gar nicht.

Die wollen nur kein Palaver, keine Plapperer ! Die wollen jetzt erstmal Ruhe haben für die CASTOR-Transporte ! Ich bin sicher, da hat es auch intern einige Rüffel gegeben und ein Kommentar wie der von der HAZ wird da gar nicht gerne gesehen.

> Vielleicht haben die
> Energieversorger ja nur auf einen Vorwand gewartet, die verdammten Dinger
> endlich abzuschalten...

Wenn auf der Seite auch nur ein Quäntchen Moral, oder Vernunft, die über rein ökonomischen Sachverstand hinausgeht, vorhanden wäre, hätten die doch wenigstens eins von den gefährlichsten alten Dingern wie zB. Obrigheim längst abschalten können.

> Was ihre Meinung zu Politikern angeht:
> die teile
> ich 100%ig.

Die "Industriekapitäne" sind vom selben Schlag.

Ciao
    Klaus Schramm

 

20.06.2000 11:23 Angela Pohlamnn >alternative Energien<

Hallo Herr Schramm!

> (Ich will mal nicht gleich wieder ins Fettnäpfchen treten und bleibe
> bei der Anrede 'Sie', zumal frau/man es ja traditionell immer dem Älteren
> überlassen soll, das 'Du' anzubieten.)

(...), also von mir aus können Sie mich ruhig duzen.

> Da ich nicht möchte, daß mein Name völlig übergewichtig im BZ-Forum
> erscheint, wollte ich nicht nochmal über diesen Weg antworten.

War glaube ich 'ne ganz gute Idee. Es scheinen sich außer uns ja nicht viele Leute zu beteiligen, was ich sehr schade finde.

> Sie scheinen aber recht diskussionsfreudig zu sein, was mir sehr gefällt.

Danke, ich mach das auch sehr gerne, obwohl ich mich mit dem Forum zum ersten Mal in die Öffentlichkeit gewagt habe.

> Und so sende ich meine Antwort direkt an Sie - die BZ hatte auf Ihrer
> Mitteilung die e-mail-Adresse verzeichnet.
> Sie vertreten zwar nicht dieselben Ansichten wie z.B. Angelika Zahrnt
> (BUND-Vorsitzende) oder Susanne Ochse (Greenpeace-Energieexpertin), die
> beiden den "Atom-Konsens" ablehnen, aber Sie kennen sich offensichtlich
> im Thema aus (Volk, Kandel, Hotzenwald,...) und können recht gut
> argumentieren. Ich fürchte fast, Sie sind Mitglied der "Grünen" ?

Ich interessiere mich eigentlich für jede der drei genannten Organisationen, doch leider bin ich ihnen aufgrund meiner finanziellen Mittel (Student) noch nicht beigetreten. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin sehr beeindruckt von den Leistungen dieser Organisationen und bin froh das es sie gibt, denn sie haben schon sehr viel erreicht. Aber ich muß ja nicht immer die Meinung der Vorsitzenden teilen.

Und was Wasserkraft Volk etc. angeht: Ich habe mit sehr viel Interesse die Artikel in der BZ über diese Themen verfolgt. Jeder dieser kleinen erfolgreichen Schritte ist ein kleiner Sieg.
Aber was mich bei solchen Sachen immer etwas ärgert ist die teilweise ablehende Haltung aus der Bevölkerung. Keiner will AKW's aber alle Gemeinden haben Angst, daß die Windräder die Touristen vertreiben und sie dadurch Gewinneinbußen haben. Im Moment bin ich grade in Franken und habe dort in der Zeitung mitbekommen, daß eine große Windkraftanlage gebaut werden sollte und die Befölkerung total hinter dem Projekt stand. Dann ist plötzlich ein selbsternannter Prediger aufgetaucht und hat die Leute so verunsichert, daß das Projekt abgeblasen werden mußte. Dabei sind die neuen Windräder selbst im Abtand von 20m noch sehr leise (laut Artikel). Solche Vorfälle werfen die Versuche umweltfreundlicher Energieerzeugung doch wieder um Jahre zurück! An solche Beispiele muß ich denken, wenn ich von Umdenken in der Bevölkerung spreche. Seufz.

> Der Reaktor-Druckbehälter kann meines Wisses - korrigieren Sie mich wenn
> dieses Fakt in meinem ersten e-mail an die BZ nicht stimmen sollte - nicht
> ausgewechselt werden.

Ich muß leider gestehen, daß ich mich mit dem Aufbau der AKW's bis jetzt nicht sehr beschäftigt habe, aber rein von der Logik her würde ich zustimmen. Die Frage ist halt nur, wie lange sich diese Teile reparieren lassen.

> Und ein Bersten des Reaktordruckbehälters...
> Ich denke, die einzige feste Obergrenze liegt irgendwo zwischen 25 und
> 32 Jahren und ist rein ökonomisch definiert: Sie ist dann erreicht, wenn
> laufende Reparaturmaßnahmen (verklemmte Ventile, Schweißen von Materialbrüchen,
> Austausch verstahlter, brüchiger Rohre im Primärkreislauf,...) den Profit
> auf Null schrumpfen lassen.

Leider wahr. Nur das Geld zählt.

> Wir dürfen doch nicht hoffen (oder fürchten ?), daß die Energiekonzerne
> an dezentraler Energiegewinnung Interesse finden wird. Die Entwicklung
> umweltverträglicher Energiegewinnung ist völlig unabhängig von Atom-Ausstieg.
> Die Energiekonzerne haben enorme Rücklagen, die sie (nach der derzeitigen
> rechtlichen Lage völlig ungebunden) in alle Bereiche investieren können, die
> ihnen profitträchtig erscheinen. Gelegentliche Investitionen in Solar-
> oder Wasserkraftwerke offenbaren sich angesichts der gewaltigen Gesamtkapazität
> in ihrer Alibifunktion.

Naja, ich hoffe dabei ein bisschen auf das "Vorbild" Shell (oder war es ESSO) die eine Sparte regenerative Energien einrichteten. Hoffenlich nicht nur zur Alibifunktion.
Ich habe halt die Hoffnung, daß die Konzerne sich nun Gedanken machen, wo sie denn in Zukunft ihr Geld herbekommen. Und da dies nicht mit Atomstrom zu bewerkstelligen ist ......
Man muß es nun leider so sehen, daß diese Konzerne eine große Lobby haben, die Entwicklungen entweder erschweren oder fördern kann.

> Wir hatten im Grunde schon vor 20 Jahren keine Zeit. Richtig gemacht haben
> es Leute wie die in Schönau, die sich ihren 'kleinen Atomausstieg' zäh
> erkämpft haben.

Das hat mich auch echt gefreut. Eigentlich sollten sie ein leuchtendes Beispiel sein. für anderer Gemeinden.

> A propos: Woher beziehen Sie Ihren Strom ?

Leider noch von den Stadtwerken, was wohl Atomstom bedeutet. Wir haben uns leider sogar auf zwei Jahre verpflichtet. Das Ökostromangebot von Waschbär haben wir zu spät bemerkt. Immerhin haben wir den Tarif gewählt, bei dem ein Teil in die Erforschung und Förderung von regeneratien Energien gesteckt wird. Hoffentlich bringt's was.

> Ich fürchte, der Effekt ist eher der: Die, die diesen Ettikettenschwindel
> glauben, werden sich auch in Zukunft auf Politiker und Regierungen oder
> die Industrie verlassen und selber nichts tun.

Naja, immerhin war und ist die Aktion 100.000 Dächer doch ein voller Erfolg. So erfolgreich sogar, daß der Bundesregierung etwas das Geld ausging. Und hier in Franken ist kürzlich ein anderer Windpark eingeweiht worden, der wohl 30.000 Haushalte, laut Zeitung also etwa eine 100.000 Einwohnerstadt ,versorgen kann. Und im Schwarzwald haben die Bauern angefangen moderne Biogasanlagen zu bauen(laut BZ). Und wenn die Industrie etwas mitmacht (z.B. Sollen bei BMW und Mercedes? jetzt Wasserstoffautos in Serie gefertigt werden) kann das auch nicht schaden. Immerhin haben die das Dreiliterauto doch jetzt genug blockiert, oder?

> Sagen Sie mir bitte mal ein Beispiel, was unter der jetzigen Regierung besser
> ist.

Naja, sie hat keine Spendenskandale :o)
Nein mal ehrlich:
Ich denke die könnten einiges erreichen, z.B. wir die kommende (von der CDU/CSU typischerweise blockierte) Steuerreform doch hochgelobt. Und die Arbeitslosigkeit geht auch zurück(ob das allerdings Regierungsverdienst ist oder sowieso gekommen wäre, daran scheiden sich die Geister). Das Problem bei unserem Wahlsystem ist, daß die Politiker ungefähr 2 Jahre haben für etwas unpopuläre Entscheidungen, dann dürfen sei, wegen der Wahlvorbereitung nur noch populär/populistische Sachen machen. D.h. langfristig gute Sachen, die der deutsche Michel aber Dank der Opposition (welcher auch immer) als falsch usw. ansieht kann keine Regierung auf die Beine stellen.
Dieses Problem sieht man doch jetzt gerade an der Ökosteuer. Während das pro Jahr gerade mal 6 Pfennig sind (was im Jannuar schon gezahlt wurde) wird jetzt von BILD und CDU/CSU populistisch gefordert, die 'Steuer auszusetzten, damit die Deutschen nicht so geschröpft werden. Dabei weiß doch jeder (der sich ein bisschen informiert und die Wahrheit auch wissen will), daß die steigenden Benzinpreise auf den starken Dollar und die geringen Fördermengen der OPEC zurückzuführen sind!
Ich sag mir halt immer: Schlimmer als die CDU/CSU können es die rotgrünen auch nicht machen. Und wenn ich mir Stoibers Polemik anhöre, dann wird mir richtig Angst und Bange. Von dem her lieber Schröder und Konsorten.

> Die wollen nur kein Palaver, keine Plapperer ! Die wollen jetzt erstmal
> Ruhe haben für die CASTOR-Transporte !

Das wurde im Konsensvertrag leider abgesichert. So eine Schei...

> Ich bin sicher, da hat es
> auch intern einige Rüffel gegeben und ein Kommentar wie der von der
> HAZ wird da gar nicht gerne gesehen.

Solche Kommentare haben die noch nie gern gesehen, aber zum Glück gibt es davon heute viele.

> Wenn auf der Seite auch nur ein Quäntchen Moral, oder Vernunft, die über
> rein ökonomischen Sachverstand hinausgeht, vorhanden wäre, hätten die
> doch wenigstens eins von den gefährlichsten alten Dingern wie zB.
> Obrigheim längst abschalten können.

Naja, immerhin soll es jetzt durch den Vertag ende 2002 abgeschaltet werden (wenn isch nicht noch ein paar Verrückte in Obrigheim finden, die das mit aller Gewalt verhindern).

> Die "Industriekapitäne" sind vom selben Schlag.

Ja leider. Macht korumpiert. Der einzige Politiker, den ich für einigermaßen ehrlich halte, ist Trittin. Doch der muß dauernd vor Schröder kapitulieren.

Das Problem bei diesen ganzen AKW's ist das:
-Mir wäre es auch am liebsten gewesen, wenn die Dinger nie gebaut worden wären.
-Ich habe einen riesigen Respekt vor der Bürgerinitiative in Whyl die den Bau eines AKW's verhindert hat. So Leute hätte es viel mehr geben müssen.
-Ich bin auch dafür, daß die AKW's am besten heute noch abgeschaltet werden.

ABER:
Wenn sie alle heute abgeschaltet werden würden,
-hätten wir plötzlich keinen Strom mehr, weil wir nicht vorgesorgt haben
-würden verdammt viele Leute ihren Job verlieren und auf der straße stehen
-Müßte sich die Bundesregierung dumm und dappig zahlen wegen der Klagen der Wiederaufbereitungsanlagen und der AKW-Betreiber. Das Geld kann aber viel besser woanders angelegt werden

Ich versuche die Sache halt nur möglichst sachlich zu sehen (was mir auch nicht immer gelingt) und ich versuche verzweifelt alle Seiten zu betrachten. Auch wenn mir das bei den Betreibern einige Schwierigkeiten bereitet.
Was ich mir vor dem Atomkonsens erhofft hatte, was daß die Regierung solche Gesetzte erläßt, die das Betreiben von AKW's noch unrentabler macht, als es jetzt schon ist. Aber das haben sie sich leider nicht getraut.
Das war für mich die einzige rechtsstaatliche Lösung die ich gesehen habe.

Von dem her versuche ich den Atomkonsens zu verteidigen (was manchmal echt schwierig ist). Mal ehrlich:
Haben sie eine bessere Lösung, die nicht zahlreiche Klagen der Industrie nachsichzieht und die vor dem Bundesverfassungsgericht standhält? Ich finde das äußerst schwierig.

Ich freue mich auf eine weitere Diskussion.

Tschüss
Angela Pohlmann

P.s. Da ich das schon eine Weile nicht mehr so gut nachvollziehen konnte: Volk ist doch mittlerweile ans Netz gegangen, oder?

 

23.06.2000 11:58 Klaus Schramm >von Ausstieg bis Volk<

Hallo Angela !

Angela Pohlmann schrieb:
>(...), also von mir aus können Sie mich
> ruhig duzen.

Danke für das 'Du' (...)

> Ich interessiere mich eigentlich für jede der drei genannten Organisationen,
> doch
> leider bin ich ihnen aufgrund meiner finanziellen Mittel (Student) noch nicht
> beigetreten. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin sehr beeindruckt von den
> Leistungen dieser Organisationen und bin froh das es sie gibt, denn sie haben
> schon
> sehr viel erreicht. Aber ich muß ja nicht immer die Meinung der Vorsitzenden
> teilen.

Nein, nein - das war nur eine kleine (unnötige) Replik auf die rhetorische Frage Deinerseits, ob sich auch Frauen an der Diskussion beteiligen dürfen. (...)

> Haltung aus der Bevölkerung. Keiner will AKW's aber alle Gemeinden haben
> Angst, daß
> die Windräder die Touristen vertreiben und sie dadurch Gewinneinbußen haben.

Da sind die BZ internet-Forum-Seiten auch ganz interessant - "keiner" ist ein klein wenig übertrieben; nicht gleich resignieren !

> Naja, ich hoffe dabei ein bisschen auf das "Vorbild" Shell (oder war es ESSO)
> die
> eine Sparte regenerative Energien einrichteten. Hoffenlich nicht nur zur
> Alibifunktion.

-Shell !
Das ist nach meiner Einschätzung wiederum zu optimistisch - wir müssen uns nur anschauen, wie die Gelder im Konzern verteilt werden... Ganz schlimm finde ich, daß sie sich Fritz Vahrenholt gekauft haben und was der heute so alles sagt !

> Ich habe halt die Hoffnung, daß die Konzerne sich nun Gedanken machen, wo sie
> denn
> in Zukunft ihr Geld herbekommen. Und da dies nicht mit Atomstrom zu
> bewerkstelligen
> ist ......
> Man muß es nun leider so sehen, daß diese Konzerne eine große Lobby haben, die
> Entwicklungen entweder erschweren oder fördern kann.
>
> > Wir hatten im Grunde schon vor 20 Jahren keine Zeit. Richtig gemacht haben
> > es Leute wie die in Schönau, die sich ihren 'kleinen Atomausstieg' zäh
> > erkämpft haben.
>
> Das hat mich auch echt gefreut. Eigentlich sollten sie ein leuchtendes
> Beispiel
> sein. für anderer Gemeinden.

Es geht nur gegen die Konzerne - ich bin und war nie Kommunist, aber die Konzerne werden heute fast ausschließlich über die Aktien, und damit indirekt über die Börse (im doppelten Sinne des Wortes) gesteuert. Und da dieses System völlig anonymisiert ist, läßt sich da über Gewissen oder Moral nichts ausrichten. Es ist derselbe Unterschied, wie der zwischen einem einfachen Soldaten, der seinem Feind - im ersten Weltkrieg schon meist nichtmehr - Auge in Auge gegenübersteht und dem Boberpiloten, der nur einen Knopf drückt...

Die heutige Entscheidung jedes Menschen, welchen Strom sie oder er nun beziehen will, ist vergleichbar mit einer Situation, in der Hitler die Deutschen hätte entscheiden lassen können, per Knopfdruck demokratisch darüber abzustimmen, ob die Juden vergast werden. Die moralischen Skrupel wären minimal gewesen... (Es gibt vergleichbare psychologische Experimente über Strafe per Stromstoß).

> Und wenn die Industrie etwas mitmacht (z.B. Sollen bei BMW und Mercedes? jetzt
> Wasserstoffautos in Serie gefertigt werden) kann das auch nicht schaden.

warten wir's ab - und tun wir selber was ! Bahn, Straßenbahn und Fahrrad fahren...

> typischerweise blockierte) Steuerreform doch hochgelobt.

Wär auch ein interessantes Thema für eine Diskussion. Aber ich möchte vorerst lieber noch beim Thema Atomkraft / Energie bleiben.

> Und die
> Arbeitslosigkeit
> geht auch zurück(ob das allerdings Regierungsverdienst ist oder sowieso
> gekommen
> wäre, daran scheiden sich die Geister).

Lies bitte mal meinen entsprechenden Leserbrief auf
www.netzwerk-regenbogen.de
Würde mich interessieren, was Du dazu meinst.
Evtl. können wir als nächstes über die Steuerreform oder hierüber diskutieren...

> Das Problem bei unserem Wahlsystem
> ist, daß
> die Politiker ungefähr 2 Jahre haben für etwas unpopuläre Entscheidungen, dann
> dürfen sei, wegen der Wahlvorbereitung nur noch populär/populistische Sachen
> machen.
> D.h. langfristig gute Sachen, die der deutsche Michel aber Dank der Opposition
> (welcher auch immer) als falsch usw. ansieht kann keine Regierung auf die
> Beine
> stellen.
> Dieses Problem sieht man doch jetzt gerade an der Ökosteuer. Während das pro
> Jahr
> gerade mal 6 Pfennig sind (was im Jannuar schon gezahlt wurde) wird jetzt von
> BILD
> und CDU/CSU populistisch gefordert, die 'Steuer auszusetzten, damit die
> Deutschen
> nicht so geschröpft werden. Dabei weiß doch jeder (der sich ein bisschen
> informiert
> und die Wahrheit auch wissen will), daß die steigenden Benzinpreise auf den
> starken
> Dollar und die geringen Fördermengen der OPEC zurückzuführen sind!
> Ich sag mir halt immer: Schlimmer als die CDU/CSU können es die rotgrünen
> auch nicht
> machen. Und wenn ich mir Stoibers Polemik anhöre, dann wird mir richtig Angst
> und
> Bange. Von dem her lieber Schröder und Konsorten.

Das ist das typische Denken in den Kategorien 'größeres Übel/kleineres Übel' - statt mal weiterzudenken und sich zu fragen, wie denn Demokratie real - statt nur auf dem Papier (Grundgesetz) zu realisieren wäre.

> > Die wollen nur kein Palaver, keine Plapperer ! Die wollen jetzt erstmal
> > Ruhe haben für die CASTOR-Transporte !
>
> Das wurde im Konsensvertrag leider abgesichert. So eine Schei...

Machst Du bei einer gewaltfreien CASTOR-Blockade mit ?

> > Wenn auf der Seite auch nur ein Quäntchen Moral, oder Vernunft, die über
> > rein ökonomischen Sachverstand hinausgeht, vorhanden wäre, hätten die
> > doch wenigstens eins von den gefährlichsten alten Dingern wie zB.
> > Obrigheim längst abschalten können.
>
> Naja, immerhin soll es jetzt durch den Vertag ende 2002 abgeschaltet werden
> (wenn
> isch nicht noch ein paar Verrückte in Obrigheim finden, die das mit aller
> Gewalt
> verhindern).

Goll zum Beispiel wohnt nicht in Obrigheim - und die Obrigheimer entscheiden es nicht. Auch die wenigen Arbeitsplätze sind nur vorgeschoben. Es gibt inzwischen genügend fundierte Studien, die beweisen, daß beim Ersatz der AKWs durch alternative Energiegewinnung weit mehr Arbeitsplätze entstehen könnten als im AKW-Bereich verloren gingen.

> Ja leider. Macht korumpiert. Der einzige Politiker, den ich für einigermaßen
> ehrlich
> halte, ist Trittin. Doch der muß dauernd vor Schröder kapitulieren.


Auch der spielt nur seine Rolle - den kenne ich noch von früher persönlich und deshalb bin ich hier wiederum pessimistischer !
Es wechselt sich in diesem e-mail dauernd ab...

> -Müßte sich die Bundesregierung dumm und dappig zahlen wegen der Klagen der
> Wiederaufbereitungsanlagen und der AKW-Betreiber. Das Geld kann aber viel
> besser
> woanders angelegt werden

Das mit den Entschädigungszahlungen ist doch nur ein Scheinargument - es gibt viel klügere politische Mittel. Lies mal die Rede von Franz Alt vom 18.04. (auch auf den internet-Seiten von netzwerk Regenbogen). Und die "Grünen" wissen es !

> Ich versuche die Sache halt nur möglichst sachlich zu sehen (was mir auch
> nicht
> immer gelingt) und ich versuche verzweifelt alle Seiten zu betrachten.

Das ist schon richtig.
Lies mal den Brief von Trittin und die Stellungnahme von IPPNW dagegen -
dann siehst Du erst, wo Trittin lügt ...
(www.oneworldwebde/castor)

> Was ich mir vor dem Atomkonsens erhofft hatte, was daß die Regierung solche
> Gesetzte
> erläßt, die das Betreiben von AKW's noch unrentabler macht, als es jetzt
> schon ist.
> Aber das haben sie sich leider nicht getraut.

Das hat nichts mit 'trauen' zu tun - da hätte die Atommafia nur dumm aus der Wäsche geguckt und hätte nichts dagegen tun können. Aber die wußten das eben auch bereits vorher, was ihnen droht und die haben viel Geld und Einfluß...

> Von dem her versuche ich den Atomkonsens zu verteidigen (was manchmal echt
> schwierig
> ist). Mal ehrlich:
> Haben sie eine bessere Lösung, die nicht zahlreiche Klagen der Industrie
> nachsichzieht und die vor dem Bundesverfassungsgericht standhält? Ich finde
> das äußerst schwierig.

Ist schon oben beantwortet.

(...)
> P.s. Da ich das schon eine Weile nicht mehr so gut nachvollziehen konnte:
> Volk ist
> doch mittlerweile ans Netz gegangen, oder?

Zum Jahreswechsel !

Ciao
      Klaus

 

26.06.2000 9:57 Angela Pohlmann >Re: von Ausstieg bis Volk<

Hallo Klaus,

> Das ist das typische Denken in den Kategorien 'größeres Übel/kleineres Übel'
> - statt mal weiterzudenken und sich zu fragen, wie denn Demokratie
> real - statt nur auf dem Papier (Grundgesetz) zu realisieren wäre.

Naja, ich hab mir schon öfters Gedanken gemacht, besonders dann, wenn sich die Politiker wieder was erlaubt haben(was ja fast wöchentlich geschieht), aber ich bin zu keiner gescheiten Lösung gekommen. Es wird immer so viel von Basisdemokratie geredet und von mehr Volksentscheiden, aber ich denke das ist auch keine gescheite Lösung. In der Weimarer Republik hat's nur in die Katastrophe geführt und heutzutage würde es wahrscheinlich auch nicht besser laufen. Die Leute sind so beeinflußbar von den Medien und Propagandisten, bei einem Volksentscheid würde die Mehrheit für das stimmen, was der beste Propagandist gewollt hat, weil sich die meisten keine eigene Meinung bilden, sondern nur auf das hören, was andere sagen. Ich bilde mir ja ein, eine eigene Meinung zu haben und mich nicht so leicht manipulieren zu lassen, doch wer weiß?

> Auch die wenigen Arbeitsplätze sind nur vorgeschoben. Es gibt inzwischen
> genügend fundierte Studien, die beweisen, daß beim Ersatz der AKWs durch
> alternative Energiegewinnung weit mehr Arbeitsplätze entstehen könnten als im
> AKW-Bereich verloren gingen.

Ich glaub das ja, aber die Leute nicht.

Zu den restlichen Streitpunkten mußt du mir ein bisschen Zeit geben, schließlich muß ich mir die angegebenen Quellen erst mal durchlesen. Sonst kann ich ja schlecht diskutieren :o)

CU
Angela

Geistes-Blitz-Werk