30.06.2004

Artikel

Rücksichtsloser
Mittelmeer-Tourismus
bedroht Schildkröten

Die Kinderstube vieler einheimischer Schildkrötenarten in Griechenland ist von rücksichtslosem Tourismus bedroht. Schutzgebiete, die den Schildkröten vorbehalten sind, werden mißachtet und schlecht bewacht. Die Umwelt-Stiftung WWF appelliert zur Feriensaison an die TouristenInnen, während ihres Strandurlaubs einige Regeln beachten, um die Eiablage und den Nachwuchs der Schildkröten nicht zu gefährden. Nach Auskunft des WWF setzen die griechischen Behörden beispielsweise auf der beliebten Urlaubsinsel Zakynthos bestehende Gesetze zum Schutz der Schildkröten nur unzureichend um.

Im gesamten Mittelmeer sind nirgendwo sonst so viele Nester der stark gefährdeten Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta) zu finden wie auf Zakynthos. Jedes Jahr legen die Weibchen zwischen Ende Mai und Ende Juli rund 800 bis 1.100 Gelege an den Stränden von Zakynthos ab. Dazu graben sie Sandgruben, in die sie jeweils etwa 100 Eier hineingleiten lassen. Nach ungefähr zwei Monaten schlüpfen die Schildkröten-Babys und machen sich im Schutz der Nacht auf den gefährlichen Weg ins Meer. Dabei orientieren sie sich am hellen Schimmern der Meeresoberfläche. Gelingt es ihnen, den am Strand lauernden Katzen, Hunden und Raubvögeln zu entkommen, können die Schildkröten bis zu 100 Jahre alt werden. Doch bis dahin ist es ein langer Weg und nur jede tausendste Schildkröte erreicht das Erwachsenenalter. Dieses ist erst mit etwa dreißig Jahren erreicht, denn die Unechte Karettschildkröte ist erst ab diesem Alter geschlechtsreif.

"Die Brutzeit der Schildkröten und die Hauptsaison der Tourismusbranche in Griechenland fallen genau zusammen. Die Urlauber müssen Rücksicht nehmen und sollten sich die begehrten Sandstrände einfach mit den Schildkröten teilen. Dazu gehört, daß die Nist-Strände vor allem nachts ungestört bleiben", erklärt Birgit Felgentreu vom WWF. Die Biologin arbeitet als Artenschützerin des WWF und hat sich während ihres Studiums in einem Schildkröten- Projekt auf Zakynthos engagiert. Sie bittet alle Urlauber um Mithilfe beim Schutz von Meeresschildkröten und fordert sie dazu auf:

  • die Anweisungen an den Nist-Stränden zu beachten
  • nicht im Sand zu wühlen und auf den Bau von Sandburgen zu verzichten
  • keine Sonnenschirme oder anderen spitzen Gegenstände in den Sand zu stechen
  • nachts keine Strand-Spaziergänge zu unternehmen
  • am frühen Morgen nicht am Strand entlang zu joggen
  • Schildkrötenbabys nicht anzufassen und sie nicht durch künstliches Licht (von Kraftfahrzeugen, Fahrrädern, Taschenlampen) zu irritieren.

Der Tourismus ist nur einer von vielen Faktoren, die Schildkröten auf Zakynthos bedrohen: Einige Bewohner der Insel boykottieren den Schutz der Reptilien, da sie finanzielle Nachteile befürchten.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkungen:

Siehe auch unsere Artikel
    'Mittelmeer-Delphine rücken auf die Rote Liste' (27.08.03)

    'Europäische Sumpfschildkröte doch noch nicht ausgerottet'
    (18.09.03)

 

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