28.08.2004

Artikel

Siemens liefert Murks

Murks bei Handys, Murks beim Combino - und auch Murks bei AKW-Teilen?
Großkunden stoppen Verkauf der neuen Siemens-Handyreihe wegen Software-Fehlers

Seit Anfang dieses Jahres ist bekannt, daß die Niederflurstraßenbahnen vom Typ Combino1 unsicher sind. Hersteller Siemens mußte seit März sämtliche weltweit ausgelieferten 475 Combinos zurückrufen und auf eigene Kosten umbauen. Die Pannenserie des Siemens-Konzern hatte bereits zuvor mit aufgedeckten Fehlern beim Hochgeschwindigkeitszug ICE begonnen und setzt sich nun mit fehlerhaft programmierten Handys fort. Weniger bekannt ist, daß der Siemens-Konzern auch einer der Riesen im AKW-Geschäft ist.2 Es ist kaum zu erwarten, daß die "deutsche Wertarbeit" von Siemens in der Sparte AKW-Technologie vertrauenerweckender ist.

Der Image-Schaden jedenfalls wird immer größer. Siemens muß einem aktuellen Bericht der 'Financial Times Deutschland' zufolge einen Verkaufsstop seiner kompletten neuen Handyreihe hinnehmen. Auf Grund eines möglicherweise gefährlichen Software-Fehlers in allen neuen Modellen der 65er Reihe hätten Großkunden wie Media Markt, T-Mobil, Vodafone, E-Plus, und O2 die Geräte am Donnerstag aus dem Sortiment gekickt.

Auf Grund des Fehlers kann es beim Abbruch eines Telefonats wegen eines leeren Akkus zum lauten Abspielen der Ausschaltmelodie kommen. "Im Extremfall könnte die Lautstärke zu Hörschäden führen", teilte der Siemens-Konzern am Donnerstag mit. Das Problem betrifft den Handy-Absatz nicht nur in Europa, sondern auch in Asien.

Neben dem Image-Schaden drohen dem Konzern finanzielle Einbußen durch den entgangenen Umsatz und durch Schadensforderungen von Großabnehmern. "Wir rufen die Geräte zurück und rüsten diese mit neuer Software aus. Die Kosten dafür muß Siemens tragen", sagte ein Telekom-Sprecher.

Ausgerechnet mit den vom Software-Fehler betroffenen Handys hatte Siemens den Rückstand seiner defizitären Mobilfunksparte gegenüber der Konkurrenz wettmachen wollen. Es wird gegenwärtig darüber spekuliert, wie lange sich der Verkaufsstop der Netzbetreiber und Elektronikhändler hinziehen wird. Je länger es dauert, desto mehr können die Rivalen dem Siemens-Konzern Markt-Anteile abjagen.

 

Solveig Brendel

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
    'Deutsche High-Tech mit Dachschaden' (20.06.04)

2 Siehe auch unseren Artikel
    'Klage gegen "Rot-Grün" wegen Hermes-Bürgschaften' (15.06.04)

 

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