7.02.2004

Artikel

Schröders Teilung
und was in der 'taz' fehlt

Dankbar ist Bettina Gaus. Die Serien-Leitartiklerin der 'taz' ist - so auf der Titelseite der heutigen Ausgabe zu lesen - "Gerhard Schröder für seine arrogant wirkende Zurückhaltung richtig dankbar". Und Lafontaine, der traurige Ritter von der sozialdemokratischen Gestalt, bekommt im selben Atemzug eins übergebraten: Nicht mal jetzt habe er es geschafft, "ein einziges Mal den Mund zu halten".

Und in einem weiteren Beitrag mit dem Titel "Es werde Licht" rückt die 'taz' Schröders Knappen, Herrn Müntefering, in die Nähe heiliger Gestalten. In einem dritten von unzähligen Beitragen, der als Bericht firmiert, übt sich die 'taz' in vorauseilendem Historizismus: Schröder habe mit seiner Teilung "Geschichte geschrieben".

Bettina Gaus lobt Schröder, der "Mut bewiesen" habe, und "Es braucht Mut, eine Entscheidung zu treffen". Dafür benötigt er einen Grund: Er benötigt ("braucht") "glaubwürdige Anhänger. Also eine Basis". Und bei dem Wort "Basis" wird's Frau Gaus gleich mulmig. Sie erklärt: "Was für ein altmodischer Begriff! Oder etwa nicht? Die Erkenntnis, darauf nicht verzichten zu können, scheint antizyklisch zu sein." Jedenfalls habe der Kanzler jetzt erkannt, daß er "auf genau jene Basis angewiesen" sei.

In der gesamten Ausgabe der 'taz' wird Müntefering als "designierter" Nachfolger Schröders für den SPD-Vorsitz angesehen. In der ein oder anderen althergebrachten Zeitung hingegen wird die Frage gestellt, welches Demokratieverständis dieser Schröder denn hier beweise. Es ist zwar durchaus bekannt, daß in anderen Parteien und zu anderen Zeiten auch schon mal Thronfolger inauguriert wurden - doch wurde dabei bisher wenigstens der demokratische Schein gewahrt. Und manchmal kam sogar einer ganz überraschend dran wie jener Vorgänger im Amte des SPD-Pateivorsitzenden, der heute fast überall - außer auf den Seiten von Deutschlands meistverkauftem Toilettenpapier - die Rolle der persona non grata zu spielen hat. Doch die selbstherrliche Art, mit der Schröder seinen Knappen auf den SPD-Thron hebt, fällt in manchen Redaktionen wenigstens noch auf. Da wird denn respektlos die Frage gestellt, wer nun den SPD-Vorsitzenden bestimme, Schröder oder die Parteibasis. Das fehlt in der 'taz' und das ist inzwischen typisch für dieses Blatt "rot-grüner" Hofschranzen.

 

Ute Daniels

 

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