10.04.2004

WWF bescheinigt
EU-Regierungen Komplizenschaft

Keine ausreichenden Maßnahmen gegen Import von illegalem Holz

Überall auf der Welt wird in den Urwäldern weiter Raubbau betrieben. Schuld daran ist nicht zuletzt die gewaltige Nachfrage der Industrienationen. Stämme, die in großem Stil teilweise illegal in Sibirien1, Norwegen2, Indonesien3, Brasilien4 oder Afrika5 eingeschlagen werden, landen schließlich in Europa und werden zu Zeitungspapier, Fensterrahmen oder Gartenbänken verarbeitet.

Die Umweltschutz-Organisation WWF (Worldwide Fund for Nature) hat nun ein Ranking vorgenommen, um den Einsatz von zwölf europäischen Staaten gegen den Import von Urwaldhölzern zu vergleichen. Das Ergebnis ist beeindruckend: Keiner der überprüften Staaten trifft nach Einschätzung des WWF auch nur "ausreichende Maßnahmen", um die Einfuhr und Verwendung von illegalem Holz auf dem heimischen Markt zu verhindern. "Kein Land hat die Prüfung bestanden", beklagt Nina Griesshammer, Forstreferentin des WWF.

WWF Ranking

Keiner der Staaten erreicht die 18 möglichen Punkte. Auch das von "Rot-Grün" nun mehr als fünf Jahre regierte Deutschland liefert nach Ansicht von Nina Griesshammer "ein insgesamt beschämendes Ergebnis" ab. Selbst das Ergebnis von Großbritannien, das mit zwölf Punkten weit in Führung liegt, wird vom WWF als "nicht ausreichend" gewertet. Dänemark erreicht nur 9 von 18 Punkten, Deutschland und Schweden je sieben Punkte. Österreich, Finnland, Griechenland, die Niederlande und Spanien erreichen gerade einmal sechs Punkte, Italien und Portugal sogar nur fünf.

Die europäischen Regierungen tragen eine große Verantwortung, denn ein Fünftel des Holzes, das in der Europäischen Union verkauft wird, läuft über öffentliche Aufträge und wird von staatlichen oder kommunalen Stellen eingekauft6. Deutschland bezieht einen großen Teil seiner Holzimporte aus Osteuropa und Rußland, wo nach Schätzungen der Umweltverbände die Hälfte des Holzes illegal eingeschlagen wird.

Illegaler Holzeinschlag gehört neben Waldbränden und der Umwandlung von Wäldern in künstliche Plantagen zu den Hauptursachen für den Verlust von Waldflächen. Weltweit fallen dem illegalen Holzeinschlag jedes Jahr mehrere Millionen Hektar Wald zum Opfer.

 

Christian Semmler

 

Anmerkungen:
1 Siehe auch unseren Artikel
    Erneut Urwaldholz in deutschen Baumärkten v. 12.03.04

2 Siehe auch unseren Artikel
    Einzigartiger Regenwald in Norwegen in Gefahr v. 21.03.04

3 Siehe auch unseren Artikel
    Tropenholz in Deutschland diesmal aus Indonesien v. 26.06.03

4 Siehe auch unseren Artikel
    Brasilien setzt Amazonas-Zerstörung fort v. 15.08.03

5 Siehe auch unseren Artikel
    Urwald-Zerstörung im Kongo v. 8.03.04

6 Siehe auch unseren Artikel
    "Rot-Grün" mitschuldig an Tropenholz-Import v. 13.02.04

 

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