20.08.2003

Legt den isländischen Walfängern
das Handwerk!

Mehrere Umwelt-Organisationen haben nach der Ankündigung der isländischen Regierung, den Walfang wieder zuzulassen, mit der leisen Andeutung eines Boykott-Aufrufs reagiert. In einer schriftlichen Stellungnahme, die auch von etlichen Unternehmen der Touristik-Brache mitgetragen und die heute der isländischen Regierung übermittelt wird, heißt es:

"Island gilt zurecht als einer der weltweit besten Plätze, um eine Vielzahl von Wal- und Delphin-Arten, darunter auch Blauwale, in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Für viele ist ein Walbeobachtungsausflug das absolute Highlight ihres Urlaubes. (...) Viele Menschen sind der Überzeugung, daß Walbeobachtung und Walfang miteinander unvereinbar sind und es könnte durchaus sein, daß diese Island als Urlaubsziel überdenken, sollten Walfangaktivitäten in isländischen Gewässern wieder aufgenommen werden. (...) Deshalb fordern wir die isländische Regierung auf, die Walfangaktivitäten zu überdenken"

Bedenklich ist hierbei jedoch, daß positiv auf den "boomenden" Whalewatching-Tourismus Bezug genommen wird, der in letzter Zeit immer häufiger wegen Störung der Wale und Delphine in ihrer "Kinderstube" und Verletzungen durch Schiffsschrauben in die Kritik gekommen war. Sicherlich ist dies das kleinere Übel gegenüber dem jetzt wiederaufgenommenen Walfang - doch dürfte es für die meisten in ihrem Bestand nach wie vor stark gefährdeten Wal-Arten letztlich gleichgültig sein, ob sie auf die harte oder die sanfte Tour(istik) ausgerottet werden.

Was in der aktuellen Diskussion leider auch völlig ausgeblendet bleibt, ist der Skandal, daß die Weltmeere bereits nahezu leergefischt1 sind. Denn wenn ein Pottwal bei Kiel auftaucht und den Heeringsschwärmen bis in diese für Pottwale völlig fremden und gefährlichen Gewässer folgt, liegt die Ursache auf der Hand: ihn hat der schiere Hunger getrieben. Selbst wenn die Wale aus purer Sentimentalität - denn warum sollen Merlin oder Seekuh weniger wert sein ? - vor der Harpune gerettet werden und eben dieselbe Sentimentalität zum Ausrotten per Whalewatching nicht ganz reicht, schafft es die Spezies homo insapiens als Freßfeind letztlich womöglich doch noch, in dem sie den Walen und Delphinen die Nahrunsquelle abgräbt.

Und je enger es mit den Profiten wird, desto weniger wird die menschliche Gier durch Sentimentalität gezügelt. Denn Sentimentalität ist immer ein Sonntags-Phänomen. Erstmals nach 14 Jahren fahren nun isländische Walfangschiffe trotz scharfer internationaler Proteste wieder zur Jagd auf den Nördlichen Schweinswal. Die ersten Wale wurden bereits getötet. Doch dieser Auftakt im Namen der "Wissenschaft" wird - so sehen es auch die großen Umwelt-Organisationen - nur unternommen, um die internationale Reaktion auszutesten. Millionen-Profite durch den Fang großer Finn- und Seiwale sind zu verlockend, um die Einbrüche der isländischen Fischereiflotte, die diese wegen immer geringerer Fischbestände zu verbuchen hatte, aufzufangen.

Nur ein klarer Aufruf zum Boykott von Ferien in Island und empfindliche Verluste der isländischen Tourismus-Brache kann noch ein Einlenken erzwingen. Immerhin haben folgende Unternehmen schon mal ganz sachte mit dem Zaunpfahl gewunken:

  • abenteuerteam.com Reisen (Deutschland)
  • ag traveltrend (Schweiz)
  • Colibri Umweltreisen (Deutschland)
  • Discover the World/Artic Experience (England)
  • Elke Kaune Reisen (Deutschland)
  • Explore Worldwide Ltd (England)
  • Heidi Glur Reisebüro (Schweiz)
  • Hotelplan AG (Schweiz)
  • Internationale Nordland Touristik (Deutschland)
  • Island Erlebnisreisen (Deutschland)
  • Kneissl Touristik GmbH (Österreich)
  • Kon-Tiki Tours (Finnland)
  • Naturetrek (England)
  • Nordisch Reisen AG (Schweiz)
  • SET Reisen GmbH (Deutschland)
  • Spitsee Touristik (Österreich)
  • Suntrek (Schweiz)
  • TCS Reisen (Schweiz)
  • Troll Tours Reisen GmbH (Deutschland)
  • Trottomundo AG (Schweiz)
  • TUI AG (Deutschland)

Ob sie allerdings im Zweifel bereits sind, auf Profite zu verzichten und zu einem Boykott (mit-)aufzurufen, darf bezweifelt werden.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkung:
1 Siehe auch unseren Artikel:
'Ozeane bald leergefischt' v. 26.05.2003

 

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