16.01.2008

AKW Brunsbüttel:
Ministerin Trauernicht verheimlicht
kritischen Bericht

Gitta Trauernicht, schleswig-holsteinische "Sozialministerin" und innerhalb der Landesregierung in Kiel zuständig für die Atomkraftwerke Krümmel1 und Brunsbüttel hat nicht erst durch den Leukämie-Skandal im Raum Geesthacht2 bundesweite Bekanntheit erlangt. Die Behinderung der wissenschaftlichen Aufklärung der weltweit größten Häufung von Kinderkrebs in der Umgebung des Forschungszentrums GKSS bei Geesthacht ging damit einher, daß die regierungsamtliche Atom-Lobbyistin über Jahre hinweg eine Liste mit Schäden des AKW Brunsbüttel in ihrer Schublade verschlossen hielt und so dem Vattenfall-Konzern, der auch das AKW Brunsbüttel betreibt, etliche Kosten in Millionenhöhe ersparte.

Nun wurde bekannt, daß Trauernicht einen vertraulichen Bericht über das AKW Brunsbüttel offenbar auch der obersten Aufsichtsbehörde, dem Bundesumweltministerium, vorenthalten hat. Der hochbrisante Bericht mit dem Titel "Optimierung der Notstromversorgung des Kernkraftwerkes Brunsbüttel (KKB)" der Abteilung Reaktorsicherheit und Strahlenschutz des Sozialministeriums von Schleswig-Holstein vom 15. November 2006 wurde dieser Tage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zugespielt und von dieser veröffentlicht. Er lag also bereits sieben Monate vor dem Unfall im AKW Brunsbüttel in der Schublade von Ministerin Trauernicht. Seit der Schnellabschaltung am 28. Juni 2007 steht da Atomkraftwerk still - ebenso wie das AKW Krümmel.

Bei der heutigen (Mittwoch) Sitzung des Bundes-Umweltausschusses sagte "Umwelt"-Minister Sigmar Gabriel, ihm sei der Bericht erst seit der gestrigen Veröffentlichung bekannt. Gabriel und Trauernicht sind übrigens Mitglieder derselben Partei.

Der Bericht zeigt auf, daß der Aufbau der Notstromversorgung des AKW Brunsbüttel in Teilbereichen problematisch sei und in erheblichem Umfang weitreichende Änderungen vorgenommen werden müßten. Trotz dieser Feststellungen beließ der Betreiber Vattenfall das AKW in Betrieb und Ministerin Trauernicht deckte dies.

Daß Vattenfall, neben REW, E.on und EnBW einer der großen vier Konzerne, die den deutschen Strommarkt beherrschen, das AKW Brunsbüttel trotz des gravierenden Sicherheitsdefizits weiter betrieben hat, kann vor dem Hintergrund der Erfahrungen in Schweden nicht verwundern. Vattenfall ist dort Betreiber des AKW Forsmark, das am 25. Juli 2006 nur sieben Minuten von einem GAU entfernt war.3 Bei diesem Beinahe-GAU hatte bekanntlich die im AKW Forsmark ebenfalls mangelhafte Notstromversorgung einen wesentlichen Anteil.

Als wenig wahrscheinlich darf allerdings gelten, daß Minister Gabriel irgend etwas unternimmt, um auf eine Ablösung seiner Parteifreundin hinzuwirken. Druck auf eine baldige Stilllegung des AKW Brunsbüttel ist ebenso wenig von Gabriel zu erwarten, da er den vom Umweltministerium zuvor im Rahmen eines Terminplans für den deutschen "Atom-Ausstieg" für den 26. Februar 2007 angekündeten Abschalttermin des AKW Biblis A sang- und klanglos hatte verstreichen lassen.4

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch:

      AKW Krümmel:
      Atom-Ministerin Trauernicht beim Lügen ertappt (26.07.07)

      Brand im AKW Krümmel
      Reaktor heruntergefahren (28.06.07)

2 Siehe hierzu auch:

      Leukämiefälle in Geesthacht
      ExpertInnen-Anhörung / Neue Analysen angekündigt (13.04.07)

3 Siehe hierzu auch:

      Schwedisches AKW 7 Minuten vor GAU
      Versagte eine Komponente »Made in Germany«? (3.08.06)

4 Siehe hierzu auch:

      AKW Brunsbüttel läuft weiter
      Schneller warten mit Gabriel (23.06.07)

      Wie gefährlich ist Brunsbüttel?
      Forsmark und die deutschen Atomkraftwerke (25.08.06)

Siehe auch

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen

 

neuronales Netzwerk