29.09.2008

Frankreichs Verbrechen
auf Moruroa

188 Atom-Bomben und die Folgen

Zwischen 1966 und 1996 hat die französische Regierung auf dem Moruroa-Atoll im Pazifik insgesamt 188 Atom-Bomben zu angeblichen Testzwecken gezündet. Mindestens ein Drittel der Arbeiter auf dem früheren Atomtest-Gelände in Französisch-Polynesien hat Krebs.

Die Aufarbeitung des gesundheitlichen Folgen ist laut Roland Oldham, Präsident des Vereins 'Moruroa e tatou' (Moruroa und wir) außerordentlich schwierig, weil der französische Staat nach wie vor eine Vielzahl an Dokumenten als "geheim" deklariert. So konnte die Organisation bislang keine exakten Angaben über die Zahl der Menschen erhalten, die auf dem Testgelände gearbeitet haben.

Der Druck auf frühere Arbeiter ist nach Angaben von Oldham so groß, daß sie sich schriftlich verpflichteten, über die Arbeitssituation zu schweigen. Ein Krebsregister gibt es in Polynesien erst seit 1985, und es ist sehr lückenhaft. Die Angestellten des Testgeländes fehlen darin. Vor Gericht ist es für die Opfer sehr schwer nachzuweisen, daß sie Krebs wegen der A-Bomben-Test bekamen. Die ExpertInnen der französischen Regierung behaupten, sie hätten deswegen Krebs, weil sie rauchen oder sich falsch ernähren, die Erkrankung habe aber keinesfalls den nuklearen Fallout zur Ursache. Auch die internationale Atomorganisation IAEA beschönigt das Problem, obwohl deren ExpertInnen mittlerweile einräumen, daß rund 200 Kilogramm Plutonium bei den Atom-Bomben-Tests freigesetzt wurden. Dabei gibt es Atolle, die bis heute radioaktiv verseucht sind und wo es untersagt ist, Fische zu fangen, Wasser zu trinken oder Gemüse anzubauen.

Bislang haben bei Gerichtsverfahren lediglich zwanzig ehemalige Soldaten der französischen Streitkräfte Entschädigung bekommen. Es gibt drei verschiedene Arten von Verfahren: Die Ex-Soldaten klagen vor Militärgerichten, französische Zivilarbeiter vor Zivilgerichten in Frankreich, und die Opfer vor Ort müssen auf Tahiti Klage einreichen. Dort können, im Unterschied zum französischen Recht, im Todesfall nur die Witwen die Klage weiterführen, nicht aber die Kinder.

Ein großes Problem besteht darin, daß die Verfahren viele Jahre dauern. Sobald die indigenen Opfer eines gewinnen, geht die französische Regierung sofort in Berufung. Auf Tahiti wurde beispielsweise ein Prozeß für die Entschädigung von zehn früheren Arbeitern angestrengt. Sieben von ihnen sind inzwischen an Krebs gestorben, und die noch lebenden drei haben Leukämie und erhalten starke Medikamente. Es ist offensichtlich, daß die französische Regierung auf Zeit spielt. Außerdem kosten die Verfahren sehr viel Geld, was Polynesier meist nicht haben. Hinzu kommt, daß sämtliche Dokumente in französischer Sprache verfaßt sind und viele Polynesier sie gar nicht lesen können.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe unsere Artikel zum Thema:

      Der siamesische Zwilling: Atombombe
      Info-Serie Atomenergie - Folge 4

      Schweizer Atomwaffen-Skandal
      Zehn Millionen Dollar von der CIA (26.08.08)

      Putin reiht sich in die Polonaise
      der Atom-Irren ein / Bau neuer Atomraketen angekündigt (19.10.07)

      Zwei Irre und die A-Bombe
      Sarkozy offeriert Gaddafi AKW als Eintritt in den Club (27.07.07)

      Brasiliens Präsident Lula auf dem Atom-Trip
      Ein weiterer Irrer giert nach der A-Bombe (11.07.07)

      Europa und Euratom (25.03.07)

      50 Jahre GKSS
      und Deutschlands Streben nach der Atombombe (17.05.06)

 

neuronales Netzwerk