11.07.2007

Brasiliens Präsident Lula
auf dem Atom-Trip

Ein weiterer Irrer1 giert nach der A-Bombe

Nach dem Chef des iranischen Regimes, Mahmud Ahmadinedschad, hat der mit der Verbreitung der "friedlichen Nutzung" der Atomenergie einhergehende Wahnsinn ein neues Opfer gefunden. Brasiliens Präsident Lula wandelt auf den Spuren Ahmadinedschads, der die kaum zu leugnenden Ambitionen, in den Besitz der A-Bombe zu gelangen, allerdings bestreitet. Ähnlich behauptet Lula, er wolle sich lediglich den "Luxus gönnen, eines der wenigen Länder auf der Erde zu sein, die die Technik des Kreislaufs der Urananreicherung vollständig beherrschen." Mit angereichertem Uran läßt sich eine A-Bombe bauen. Doch Lula - ebenso wie Ahmadinedschad - versichert, dies sei nicht geplant. Brasilien benötige das Uran nur zur Stromerzeugung.

Die brasilianische Regierung hat in diesem Jahr bereits beschlossen, das 20 Jahre lang ruhende Atomkraftwerk-Programm fortzuführen.2 Die neben den in Betrieb befindlichen Reaktoren Angra 1 und 2 gelegene Bauruine Angra 3 soll nun mit Hilfe von Siemens zu Ende gebaut werden. Darüber hinaus sind mindestens zwei weitere Atomkraftwerke in Planung. Lula begründete seine Entscheidung mit dem Argument, Atomenergie sei eine "saubere Energie".

Dem ersten Streich folgte schnell der nächste: Am Dienstag, 10. Juli, verkündete Präsident Luiz Inacio Lula da Silva nach der Besichtigung des militärischen Atomforschungszentrums Aramar die Freigabe von zunächst 520 Millionen US-Dollar für den Bau von Angra 3 sowie eines Atom-U-Boots. "Wir haben die Möglichkeiten", erklärte der brasilianische Präsident "uns in eine große Energiemacht zu verwandeln und wir werden davon nicht ablassen. Dann werden wir als Nation und als Macht sehr viel mehr Anerkennung finden. Warum nicht groß träumen und sagen, daß wir ein Atom-U-Boot haben wollen." Brasilien werde mit Atom-U-Boot und Wiederaufbereitung endgültig zu einem "souveränen Staat". Wie erst jetzt bekannt wurde, arbeiten brasilianische Militär-WissenschaftlerInnen bereits seit 1979 an der Entwicklung eines Atom-U-Boots. BürgerrechtlerInnen kritisierten die Pläne als kostspielige Verschwendung in einem Land, in dem große Teile der Bevölkerung nach wie vor in Armut und Hunger leben.

Der umstrittenste Teil des brasilianischen Atom-Projekts ist die Anlage zur Anreicherung von Uran. Bislang läßt Brasilien, das selbst angeblich große Uranvorkommen besitzt, Uran im Ausland anreichern. Doch spätestens 2006 wurde mit der Urananreicherung begonnen. Internationales Mißtrauen löste bereits 2004 das Verhalten brasilianischer AtomtechnikerInnen aus, als die Internationale Atomenergie-Agentur IAEO, die Plutoniumfabrik in Resede - offiziell wie auch in Großbritannien, Frankreich oder den USA als Wiederaufarbeitungsanlage bezeichnet - überprüfen wollte. Den IAEO-Inspekteuren wurde die Kontrolle von Zentrifugen und eines Teils der Anlage untersagt. Kritik wurde laut, daß Brasilien mit dieser Weigerung den Atomwaffensperrvertrag untergrabe und möglicherweise Plutonium zum Bau einer A-Bombe beiseite schaffe.

Brasilien gehört zwar zu den Unterzeicher-Staaten des Atomwaffensperrvertrags und des Atomteststopp-Abkommens. Der Atomwaffensperrvertrag wurde jedoch erst 1998 ratifiziert - das Zusatzprotokoll, das Überraschungsbesuche der IAEO-Inspekteure erlaubt, jedoch nicht. 1994 wurde von Brasilien zusammen mit Argentinien der Vertrag von Tlatelolco zur Ächtung von Atomwaffen in Lateinamerika unterzeichnet. Lateinamerika wurde zum atomwaffenfreien Kontinent erklärt. Brasilien ist seit 1996 Mitglied der Nuclear Suppliers Group (NSG). Überdies hat die brasilianische Regieung den Atomteststoppvertrag ratifiziert - im Gegensatz zu China, Israel, dem Iran, Ägypten, Libyen, Indien, Pakistan und den USA. Zuvor hatte das brasilianische Militär allerdings ein Atomwaffen-Programm voran getrieben. Mit der Hilfe deutscher Unternehmen gelangte es unbestritten bereits in den 70er Jahren in das Know-How der Urananreicherung. Und ebenfalls mit deutscher Hilfe und der führenden Beteiligung des Siemens-Konzerns wurden die beiden brasilianischen Atomkraftwerke gebaut.

Daß der ehedem als "linker Präsident" firmierende Lula, der in Brasilien eine neoliberale Politik im Sinne der Weltbank betreibt und entgegen früheren Versprechungen den Anbau genmanipulierter Pflanzen genehmigte, vollends auf den Atom-Trip geraten ist, belegen Äußerungen, die er im Zusammenhang mit der Ankündigung des Baus eines Atom-U-Boots fallen ließ: Niemand könne Brasilien daran hindern, seine "historische Aufgabe zu erfüllen".

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkung

1 Siehe auch unsere Artikel:

    Ein weiterer Irrer outet sich:
    Chirac droht dem Iran mit der Atombombe (20.01.06)

    "Israel von der Landkarte tilgen!"
    Irans Präsident outet sich als fanatischer Irrer (26.10.05)

2 Siehe auch unsere Artikel:

    Brasiliens Wiedereinstieg in die Atomenergie
    Pläne für drei Atomkraftwerke (26.06.07)

    Brasilien: Atomkraft ohne Rücksicht (28.01.07)

 

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