27.10.2013

Chemie in Badehose und Bikini
Fluor-Kohlenstoffverbindungen
und Alkylphenolethoxylate

Sonnencreme? Badeklamotten?
Die Umwelt-Organisation Greenpeace warnt vor schädlichen Chemikalien in Badehosen und Bikinis. Zugleich prangert Greenpeace an, daß es für die gefährliche Stoffgruppe der Fluor-Kohlenstoffverbindungen und Alkyl­phenolethoxylate keine Kennzeichnungs­pflicht gibt.

"Da keine Kennzeichnungspflicht besteht, kommt der Verbraucherschutz zu kurz," so Greenpeace. Per- und polyfluorierte Kohlenwasserstoffe (Perfluorcarborn - PFC) können die Fortpflanzung schädigen und das Immun- und Hormonsystem stören. Alkylphenolethoxylate wirken hormonell. Greenpeace hat Badehoden und Bikinis bekannter Marken wie Adidas, Puma, Nike und Chiemsee von unabhängigen Labors untersuchen lassen. Das Ergebnis: Über 50 Prozent der Proben waren mit PFC belastet und rund 80 Prozent enthielten Alkylphenolethoxylate.

"PFC und andere gefährliche Substanzen haben in Bademode nichts zu suchen. Wir fordern die Textilhersteller auf, schädliche Chemikalien aus der Produktion zu verbannen," sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace.

Ein Mädchenbadeanzug von Adidas schnitt am schlechtesten ab: Die Konzentration der gesundheitsschädlichen Perfluoroktansäure (PFOA) ist mit 4,9 Mikrogramm pro Quadratmeter (µg/m²) fast fünfmal so hoch wie der gesetzliche Grenzwert von 1 µg/m² der vergleichbar gefährlichen Perfluoroktansulfonsäure (PFOS). Eine Badehose von Nike überschreitet diesen Vergleichswert leicht. Geringfügig darunter liegt der Wert für eine Badehose von Puma - die Badehose von Chiemsee ist hingegen PFC-frei.

Per- und polyfluorierte Chemikalien sind extrem langlebig - einmal in die Umwelt gelangt, werden sie kaum mehr abgebaut. Sie gelangen über Nahrung, Luft und Trinkwasser auch in den menschlichen Organismus und sind inzwischen weltweit verbreitet. PFOA gilt als fortpflanzungsschädigend, verantwortlich für Schilddrüsen­erkrankungen und Immunstörungen. Aus praktischen Gründen ignorieren die Hersteller die Gesundheit der VerbraucherInnen: In Outdoor-Kleidung etwa wird die Fluor-Chemie eingesetzt, um sie schmutz- und wasserabweisend zu machen. Bei Bademoden könnten PFC aufgrund ihrer fettabweisenden Wirkung zum Schutz vor Sonnencreme-Flecken und anderen Schmutzquellen eingesetzt werden, vermutet Greenpeace.

Besorgniserregend sind auch die Test-Ergebnisse der Nonylphenol-Ethoxylate (NPE). Diese Chemikalien fanden sich in zwei Badeanzügen von Nike und Adidas. NPE und verwandte Substanzen verschmutzen während der Textilherstellung die Gewässer in China und anderen Produktionsländern und schädigen über das Hormonsystem den menschlichen Organismus. Und nicht nur dort, auch bei den VerbraucherInnen zu Hause setzt das Waschen der Kleidung die Schadstoffe frei.

Da es keine Kennzeichnungspflicht für PFC gibt, können VerbraucherInnen nicht erkennen, ob diese Chemikalien in ihrer Kleidung vorkommen. Der Einsatz von PFOS wurde inzwischen europaweit reguliert und sehr stark eingeschränkt. Da PFOA eine ähnlich schädliche Wirkung hat, wird die Regulierung dieser bedenklichen Substanz in der EU-Chemikalienverordnung REACH geprüft. "Adidas und die anderen Hersteller müssen Verantwortung für ihre Produktion übernehmen und alle PFC schnellstens verbannen - zum Schutz der Umwelt und ihrer Kunden," fordert Manfred Santen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

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