11.10.2013

Esoterik für die Unterschicht
"Power-Glücksband" beim Discounter

angebliches Glücksarmband beim Discounter
Ein Discounter bietet "den Glücksbringer der Stars und Sportler" zu einem angeblich um 80 Prozent reduzierten Preis an. Das "Power-Glücksband" mit acht magnetischen Hämatitkugeln wird nun offenbar verramscht - Nebeneffekt einer verebbenden Begeisterungs-Welle...

Im Juli vergangenen Jahres hatte der Discounter 'netto' das "Power-Glücksband" noch für 19,98 Euro kurzzeitig im Angebot - ebenso wie heute hieß es auch damals: "Unverbindliche Preisempfehlung: 39,99 Euro". Der jetzige Verkaufspreis zeigt, daß die Produktionskosten mit Sicherheit deutlich unter 8 Euro liegen. Und dies beweist zugleich, daß beim ursprünglichen Verkaufspreis ein Aufschlag von mindestens 400 Prozent die Kassen klingeln ließ.

Es war mal wieder ein Trend, der vom "großen Bruder" in den USA nach Europa herübergeschwappt war. Einfache Plastik-Armbändchen mit einem billig produzierten Hologramm wurden als "Power-Balance-Armbänder" vermarktet. Sport-Stars wie David Beckham und Shaquille O'Neal pushten den Trend und machten viele glauben, mit den Plastik-Armbändchen auch den Erfolg dieser Stars kaufen zu können.

Seit 2007 verkaufte 'Power Balance' die bunten Plastik-Bändchen mit einem patentgeschützten Hologramm, das angeblich die natürlichen Energieströme des Körpers anregt. Die Plastikprodukte kosten 30 US-Dollar - in Deutschland wurden sie bald danach für 40 Euro - also deutlich teurer - angeboten. Anfangs lief der Verkauf schleppend, denn potentielle KäuferInnen ließen sich nur in der Esoterik-Szene ansprechen. Doch dann wurden immer mehr Promis mit den bunten Armbändchen gesichtet und das Geschäft boomte. Der Umsatz von 'Power Balance' kletterte von 8000 US-Dollar im Jahr 2007 auf 35 Millionen US-Dollar im Jahr 2010. Der US-Fernsehsender CNBC kürte die Bändchen zum Sportprodukt des Jahres 2010.

Nach Schätzungen ließen sich über 2,5 Millionen KundInnen weltweit von dem Versprechen einer magischen Leistungssteigerung blenden und kauften die Billig-Armbändchen für die verlangten Fantasie-Preise. Die Herstellungskosten liegen laut KritikerInnen bei weniger als einem Euro pro Stück. Doch manch zynischer Kommentator erklärte, der Preis sei durch die empfundene "Kongruenz zwischen Produkt und Verbraucher" gerechtfertigt - sprich: Wer das Zeug kaufte, durfte sich zumindest für eine Weile für ebenso erfolgreich fühlen wie David Beckham. Profaner drückte es die US-Medizinerin Harriet Hall in einem Beitrag im 'Sceptical Inquirer' aus: "Das Marketing ist genial. Wenn ich eine professionelle Betrügerin wäre, könnte ich mir wahrscheinlich nichts besseres ausdenken." Doch irgendwann ebbte der Hype ab.

Im Dezember 2010 griff die australische Verbraucherbehörde ein. Nach ihrer Auffassung widersprachen die Behauptungen von 'Power Balance' den Werberegeln für therapeutische Produkte. Der US-Produzent mußte die Aussage zurücknehmen, daß die Bänder, Flexibilität, Gleichgewicht und Stärke fördern. In Deutschland wirbt nun 'netto' damit, bei dem "Power-Glücksband" mit acht magnetischen Hämatitkugeln handele es sich um einen Glücksbringer. Es darf mit Spannung verfolgt werden, wie viel Jahre es noch dauern wird, bis die Verbraucherzentrale gegen 'netto' eine Abmahnung erwirkt...

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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