24.01.2008

Bauern akzeptieren keine
Gen-Kartoffel

"Gen-Walli" floppt

Über nahezu zehn Jahre hin versuchte die bayerische Regierung mit immer wieder erneuerten Genehmigungen für den "Versuchsanbau" der genmanipulierten Kartoffelsorte "Walli", diese in den Markt zu drücken. Doch die Landwirtschaft und auch Teile der chemischen Industrie ließen sich davon nicht überzeugen und so floppte das Produkt. Auch immer wieder erhobene Vorwürfe gegen das Versuchsgut 'Forstwiesen' bei Manching, das der Gen-Kartoffel - nach eigener Auskunft versehentlich - immer wieder Gelegenheit bot, auszukreuzen, konnten nie überzeugend ausgeräumt werden.

Äußerlich ist "Gen-Walli" - im Unterschied zur genmanipulierten Kartoffel "Amflora" des Chemie-Konzern BASF1 - nicht von ihren natürlichen Verwandten zu unterscheiden. Heftigen Protest gab es zuletzt, als Anfang Dezember auf dem Versuchsfeld Baumannshof im Landkreis Pfaffenhofen etliche Kilo der genmanipulierten Kartoffeln gefunden wurden. Gen-Walli war nicht wie eigentlich vorgesehen sachgerecht entsorgt worden. Von pseudo-kritischen PolitikerInnen wurde lediglich über "unverantwortliche Schlamperei" lamentiert. Das Gegenteil sei richtig, konterte völlig ernsthaft der im Münchner Landwirtschaftsministerium zuständige Beamte Anton Hübl am 22. Januar (Dienstag) im Agrarausschuß des Landtags. Schließlich stelle Gen-Walli kein Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier dar - woran bezeichnender Weise auch die Landtags-Opposition nicht zweifelt. Überdies seien die Knollen ganz bewußt dem Frost ausgesetzt worden und nicht mehr lebensfähig gewesen, so Hübl.

Letztere Behauptung zeigt die besondere fachliche Kompetenz Hübels, da bekanntlich die Temperaturen des bevorstehenden Winters nicht Monate im voraus bekannt sind und auch im bayerischen Landwirtschaftsministerium bekannt sein dürfte, daß erstmals im Winter 2006/2007 genmanipulierter Mais, der nach der Ernte auf den Feldern liegengeblieben war, auskeimte. Erst durch diesen Vorfall war ein bislang geleugneter Auskreuzungs-Pfad wissenschaftlich nachgewiesen worden.

Daß es sich bei den starken Worten im Bayerischen Landtag lediglich um Rückzugsgefechte handelt, liegt nicht zuletzt an den konservativen bayerischen BäuerInnen: "Die Bauern im Donaumoos wollen die nicht", muß nun selbst Hübl betrübt vermelden. Dabei hatte der Name in Anlehnung an altdeutsche Heimatfilme mit der "Geier-Wally" doch so heimelige Gefühlsregungen auslösen sollen.

Auch die potentiellen Abnehmer-Firmen zeigen seit Jahren keinerlei Interesse. Dies obwohl das bayerische Landwirtschaftsministerium auf Expertisen gebaut hatte, wonach eine reine Amylopektin-Kartoffel auf dem Markt sehr erfolgversprechend sei. Für die Verarbeitung biete eine Kartoffel, die nur eine der beiden Stärke-Sorten enthalte, unabweisbare Vorzüge. "Gen-Walli", die zu fast hundert Prozent aus der Stärke Amylopektin besteht, war aus der Sicht der Gentech-Lobbbyisten "geradezu ideal für die verarbeitende Industrie" geeignet.

Da trifft ist die Gentech-Lobbyisten hart, daß die Stärke-Industrie Gen-Walli ebenso wie Gen-Amflora die kalte Schulter zeigt. Die Südstärke GmbH, drittgrößter Produzent Deutschlands, will sich offenbar nicht in die Nesseln setzen. "Als maßgeblicher Lieferant für die Nahrungsmittelindustrie wird von uns erwartet, daß unsere Produkte gentechnikfrei sind", sagt Geschäftsführer Richard Lenk. Der technische Aufwand, der nötig ist, um eine Vermischung bei der Produktion auszuschließen, sei zu hoch.

Der Einsatz von Gen-Walli in der industriellen Praxis sei "momentan nicht Erfolg versprechend", gesteht denn auch Projektleiter Michael Reichmann von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Weihenstephan. Denn außer der Südstärke GmbH gebe es in Bayern keinen anderen Verarbeiter, so Reichmann.

Doch die bayerische CSU gibt nicht so schnell auf. Wenn die Gen-Kartoffel nun einmal nicht gefragt sei, "dann bleibt nur, daß man den Flächenversuch einstellt", sagte CSU-Berichterstatter Weichenrieder - einerseits. "Dann können wir uns auf die Erhaltungszüchtung in Weihenstephan beschränken," fügt er im selben Atemzug hinzu. Das Landwirtschaftsministeriums hofft nach wie vor auf "bessere Zeiten" für die so "geparkte" Gen-Kartoffel.

Auch bei der Verbreitung der Gentech-Pflanzen durch Auskreuzung wie es der Gentech-Konzern Monsanto in Kanada mit Erfolg praktiziert hatte, leistet die bayerische CSU weiter Beihilfe. In diesem Jahr soll auf gemeldeten 123 Hektar Ackerland der in Frankreich mittlerweile verbotene2 Gen-Mais MON810 des US-Agrarkonzerns Monsanto angebaut werden. Die meisten der etwa 40 Standorte liegen im unterfränkischen Landkreis Kitzingen. Wie kaum anders zu erwarten gehen bayerische Staatsgüter mit ihrem Beispiel voran. Doch bekanntlich war es zu Zeiten der pseudo-grünen Lanswirtschaftsministerin Bärbel Höhn in NRW nicht anders.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe unseren Artikel:

      Gen-Kartoffel Amflora
      EU-Umweltministerkonferenz entscheidet... (20.06.07)

2 Siehe unsere Artikel:

      Frankreich verlängert Anbau-Moratorium von Gen-Mais
      Wissenschaftlicher Ausschuß bestätigt Gefahr von MON 810
      (10.04.07)

      Gen-Kartoffel von BASF wird von EU-Bürokratie verharmlost
      Kritik der Europäischen Arzneimittelagentur beiseite gewischt
      (18.04.07)

      Entscheidung über Gen-Kartoffel vertagt
      Europäisches Gen-Moratorium hängt am seidenen Faden (24.02.07)

      BASF will Gen-Kartoffel anbauen
      Fällt nun das europäische Gen-Moratorium? (9.02.07)

 

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