19.03.2008

Artikel

Gentech-Konzern Monsanto
räumt Verantwortung
für Ausbreitung von Gen-Raps
in Kanada ein

Sensationelle Wende im Fall Percy Schmeiser
Monsanto zahlt Schadenersatz

Der langjährige juristische Kampf des kanadischen Landwirts Percy Schmeiser gegen den Gentech-Konzern Monsanto zahlt sich nun aus: Das Unternehmen räumt erstmals die Verantwortung für die Ausbreitung von Gen-Raps in Kanada ein und zahlt Schadenersatz. Percy Schmeiser fand zum wiederholten Mal Gen-Raps auf seinem Feld und forderte von Monsanto Schadenersatz. Eine Stunde vor der angesetzten Gerichtsverhandlung akzeptierte Monsanto die Verantwortung für Gen-Kontaminationen.

Der kanadische Landwirt Percy Schmeiser wurde weltweit bekannt, als der US-amerikanische Konzern Monsanto ihn im Jahr 1998 beschuldigte, auf seinen Feldern genmanipulierten und von Monsanto patentierten Raps anzubauen, ohne dafür Lizenzgebühren zu zahlen. Der Landwirt argumentierte, er habe niemals Monsantos Gen-Raps gesät; vielmehr seien seine Felder durch Pollenflug von den Nachbarfeldern kontaminiert worden. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit entschied das oberste kanadische Gericht 2004, daß Monsanto der Eigentümer von Schmeisers Ernte sei. Die Schadenersatzforderungen von Monsanto wies das Gericht damals zurück, weil dieser keine Vorteile aus den Gen-Pflanzen gezogen habe. Allerdings ließ das Gericht die Frage, ob das Patent Monsantos rechtmäßig sei, offen.

Als Schmeiser im Jahr 2005 erneut Gen-Raps auf seinen Feldern fand, ließ er diesen professionell entfernen und schickte Monsanto die Rechnung über 660 Dollar. Der Konzern bestätigte schriftlich, daß es sich um Gen-Raps mit dem Monsanto-Patent handle. Der Konzern wollte nach Angaben Schmeisers jedoch nur unter der Bedingung zahlen, daß über den Fall Stillschweigen bewahrt würde und rechtliche Schritte für die Zukunft ausgeschlossen würden. Diese hätte ihm und seiner Frau das Recht entzogen, über den Fall öffentlich zu sprechen und Monsanto in Zukunft wegen Kontamination der Ernte zu belangen. Dies lehnte Schmeiser ab und zog statt dessen vor Gericht.

Während Monsanto in vergleichbaren Auseinandersetzungen mit Landwirten bisher die Vertraulichkeits-Klausel hatte durchsetzen können, mußte der Konzern nun erstmals klein bei geben: Die Monsanto-Sprecherin Trish Jordan bestätigte, daß auf die Vertraulichkeitsvereinbarung verzichtet wurde und Klagen bei erneuten Kontaminationen möglich sind.

Schmeiser, der für seinen Kampf gegen die Gentechnik im vergangenen Jahr mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde, sieht in der Entscheidung einen Präzedenzfall: "Das Eingeständnis Monsantos, für die Kontamination benachbarter Felder verantwortlich zu sein, öffnet den betroffenen Bauern auf der ganzen Welt nun den Weg für Schadenersatzforderungen an Monsanto."

Der Gentech-Experte der österreichischen Umwelt-Organisation 'Global 2000' Jens Karg kommentierte das Urteil: "Wenn Monsanto künftig für den Schaden, den ihre Gentech-Produkte erzeugen, die Verantwortung übernehmen muß, ist die Wirtschaftlichkeit dieses Produktionszweiges zumindest gefährdet. Dies kann der Sargnagel für die Gentechnik in der Landwirtschaft sein."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe unsere Artikel zum Thema:

      "Alternative Nobelpreise" 2007
      u.a.: Louise und Percy Schmeiser, Kanada (4.10.07)

      Gen-Raps auf tausend Hektar in Deutschland
      Illegaler Anbau erst jetzt entdeckt (30.08.07)

      Agro-Gentechnik
      Über ihre Auswirkungen und Risiken, die Frage der
      Koexistenz und die Chancen des Gen-Moratoriums (9.04.07)

      Monsanto hebelt jedes Haftungsrecht aus
      Gen-kontaminierte Ernte soll aufgekauft werden (20.08.06)

      Koexistenz hat sich in Kanada als nicht praktikabel erwiesen
      Interview mit Percy Schmeiser (11.07.06)

      EU-weiter Anbau von Gen-Raps
      von Belgien gestoppt (2.02.04)

      Gen-Pflanzen
      Streit vor Kanadas höchstem Gericht (1.08.03)

      Genfood ruiniert kanadische Bauern
      Interview mit kanadischem Bio-Bauern Marc Loiselle (17.10.02)

 

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