6.07.2007

Artikel

Hasankeyf
Stuttgarter Züblin-Konzern
bekommt Ärger
auf der Aktionärsversammlung

Gestern forderten KritikerInnen des Ilisu-Staudammprojekt im Südosten der Türkei, bei dem das Weltkulturerbe Hasankeyf zerstört werden soll,1 auf der Aktionärsversammlung der Stuttgarter Züblin AG einen Rückzug des Bau-Konzerns aus dem Projekt. "Das Ilisu-Projekt verletzt das Völkerrecht und die für derartige Vorhaben üblichen internationale Standards", erklärte Markus Dufner vom Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Die Anteilseigner sollen auf den sofortigen Rückzug des Unternehmens drängen - ein Schritt, den die Zürcher Kantonalbank vor kurzem bereits vollzogen habe.

Jens Löwe vom Stuttgarter Wasserforum kritisierte, daß der Züblin-Konzern zugleich Mitglied in dem von Oberbürgermeister Schuster initiierten Stuttgarter Eine-Welt-Netzwerk für Gerechtigkeit sei. Die Beteiligung am Ilisu-Projekt, das zehntausende Menschen ihrer Existenzgrundlage beraube und gegen deren Willen durchgesetzt werden solle, lasse aber "die edlen Absichten" des Eine-Welt-Netzwerks zur Farce werden, sagte Löwe.

Heike Drillisch von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation WEED warf dem Konzern vor, bereits beim Lesotho Highlands Water Project, "einem gigantischen Staudammprojekt im südlichen Afrika", in ein Skandalprojekt verwickelt gewesen zu sein. Das Lesotho Highlands Water Project (LHWP) habe im Jahr 2002 internationales Aussehen erregt, "da der Konsortialführer zugeben mußte, den Auftrag mit Hilfe von Bestechungsgeldern erhalten zu haben", so Drillisch. Das Projekt war von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen "wegen seiner schädlichen Auswirkungen und fehlenden Nutzens für die örtliche Bevölkerung massiv kritisiert worden - ebenso wie die Staudammprojekte Xiaolangdi in China und Ghazi Barota in Pakistan, an denen Züblin beteiligt war". In der vergangenen Woche hatten Nichtregierungsorganisationen auch bei der Aktionärsversammlung der Hypovereinsbank deren Schwesterunternehmen Bank Austria sowie den gemeinsamen Konzernchef Profumo aufgefordert, aus dem Ilisu-Projekt auszusteigen. In Österreich finden wöchentliche Protestaktionen vor Filialen der Bank Austria statt, zahlreiche Kunden haben bereits angekündigt, ihre Konten aufzulösen, sollte die Bank Austria sich nicht aus dem Projekt zurückziehen.

Der Züblin-Konzern übernehme nach Angaben der KritikerInnen den Bau von je drei Umleitungstunneln und Druckstollen für das Ilisu-Projekt und habe dafür eine Hermesbürgschaft über 93 Millionen Euro von der Bundesregierung bewilligt bekommen. Partnerunternehmen des Projektkonsortiums seien die österreichische Andritz AG (ehemals VA Tech) sowie Alstom und andere Unternehmen aus der Schweiz und der Türkei.

Die KritikerInnen sind der Auffassung, daß trotz der an die Bürgschaften geknüpften und neuerdings erhöhten Auflagen das Ilisu-Projekt dennoch internationale Standards nicht erfülle.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch unsere Artikel:

      Hasankeyf - Das umweltfeindliche Staudamm-Projekt
      wird fortgesetzt / Ilisu ist eine Schande für Deutschland (27.03.07)

      Hasankeyf weiter bedroht
      Ilisu-Staudamm-Projekt wird vorangetrieben (24.09.05)

 

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