27.05.2005

Artikel

ICANN treibt Kommerzialisierung
des Internet voran

ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) übt - auf den ersten Blick - nur Verwaltungsfunktionen aus: Sie ist für die Ordnung und Zuordnung von Namen und Adressen (URLs) zuständig und vergibt die Top-Level-Domains wie .de, .org, .com, .biz. Diese Organisation sitzt damit an einer Schaltstelle des Internet und verfügt über eine enorme Machtposition - nicht umsonst wird ICANN als die "Internet-Regierung" bezeichnet.

In einer aktuellen Entscheidung wurde nun die Top-Level-Domain .jobs geschaffen. Diese soll ausschließlich Unternehmen und sogenannten Headhuntern, freischaftenden JobvermittlerInnen für Führungs- personal, vorbehalten bleiben. Betrieben werden soll sie von der US-amerikanischen 'Society for Human Ressource Management' (www.shrm.org). Auf deren Profitinteressen wurde die Top-Level- Domain .jobs zugeschnitten. Dies bedeutet insbesondere, daß die 'Society for Human Ressource Management' Domains mit der Endung .jobs nach eigenem Gutdünken und in eigener Regie - also nach kommerziellen Gesichtspunkten - vergeben darf.

Bereits im Jahr 2000 zeichnete sich ab, daß ICANN von der US-Regierung aufgebaut wurde, um der Kommerzialisierung des Internet den Weg zu bereiten.1 An einer pseudo-demokratischen Wahl zum ICANN-Direktorium beteiligten sich dennoch Andy Müller-Maguhn vom 'Chaos Computer Club' (CCC) als auch GewerkschafterInnen, die so dieser Entwicklung eine demokratische Legitimation verliehen. Auf die politische Richtung des Gremiums hatten sie hingegen keinerlei Einfluß.

Inzwischen kursieren auch Gerüchte, daß für die Einwahl ins Internet ab 2007 eine Gebühr ähnlich der Rundfunkgebühr erhoben werden soll.

 

Klaus Schramm

 

Anmerkungen

1 Siehe auch den Aufruf
      gegen die Wahlen zum ICANN-Direktorium v. 27.07.2000:
      www.netzwerk-regenbogen.de/icann.html

Siehe auch unsere Beiträge:

      'Vorname privatisiert'
      Gericht entscheidet Domain-Streit für Konzern (15.03.05)

      'AKW-GegnerInnen siegen über CASTOR-Firma' (20.02.03)

      'Kriegsdienst-Verweigerer werden beraten
      unter www.verteidigungsministerium.de' (18.03.01)

      'DOMAIN-STREIT: Wem gehört der "CASTOR"?' (14.01.01)

 

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