Valletta (LiZ). Der Lebensretter Claus-Peter Reisch wurde von der maltesischen Justiz im Dienste des europäischen Flüchtlings-Mordens mit einer fadenscheinigen Begründung zu 10.000 Euro Strafe verurteilt. Reisch wurde mit seinem Schiff 'Lifeline' schon im Juni 2018 von den maltesischen Behörden festgesetzt, damit er nicht länger Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken retten kann.
Reisch, gelernter KfZ-Mechatroniker und als Skipper Inhaber eines Sportseeschifferscheins, hat bereits hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken gerettet. Während FluchthelferInnen zu Zeiten der Zweiteilung Deutschlands als Helden gefeiert wurden, versuchen maltesische, italienische und andere Helfeshelfer der mörderischen EU-Abschottungs-Politik, LebensretterInnen heute zu kriminalisieren.
Im Juni 2018 war die 'Lifeline' mit 234 geretteten Flüchtlingen an Bord tagelang übers Mittelmeer geirrt, weil die rechtsextreme italienische Regierung die Menschen abwies. Am 25. Juni verweigerte auch die als links firmierende spanische Regierung der 'Lifeline', in einen Hafen des Landes einzufahren. Malta ließ das Anlaufen eines maltesischen Hafens erst zu, nachdem mehrere EU-Staaten zugesagt hatten, die Flüchtlinge aufzunehmen. Am 28. Juni 2018 wurde Reisch nach der Ankunft auf Malta verhaftet und das Schiff festgesetzt. Reisch bezeichnete das Blockieren seines Schiffes als Versuch, einen "Vorhang vor dieses Drama, was im Mittelmeer passiert", zu ziehen.
Die Verurteilung durch ein maltesisches Gericht erfolgte unter dem Vorwand, die 'Lifeline' sei "nicht ordnungsgemäß registriert". Reisch erklärte nach der Verhandlung am gestrigen Dienstag: "Daß wir ein Registrierungspapier haben, das circa 25.000 andere Schiffe, die in den Niederlanden registriert sind, ebenso besitzen, und ausgerechnet unseres nicht gelten sollte", sei ein Unding. Ein Sprecher der Dresdener Menschenrechts-Organisation 'Mission Lifeline' kündigte Berufung an - das Urteil sei "hanebüchen". Es sei offensichtlich, "daß das ein politisches Urteil ist. Es hat nichts mit Recht zu tun."
Zudem ist es eine Schande für Deutschland, daß ein Schiff in humanitärer Mission keine deutsche Registrierung erhält. So hatte beispielsweise die 'Cap Anamur', die zwischen 1979 und 1987 vietnamesische Flüchtlinge im chinesischen Meer rettete, eine deutsche Registrierung mit der Registriernummer "IMO 7611717". Stattdessen haben mittlerweile die Niederlande, Panama, Gibraltar und Deutschland den Rettungsschiffen die Registrierung entzogen oder verweigern diese.
Der Satiriker Jan Böhmermann sammelte in den vergangenen Monaten mit Hilfe einer Spendenkampagne für die Besatzung der 'Lifeline' knapp 200.000 Euro. Diese sollen unter anderem der Deckung der Prozeß- und Gutachten-Kosten dienen. Eine von Klaas Heufer-Umlauf gestartete Spendenkampagne brachte weitere 150.000 Euro ein. Jeder Tag, den die 'Lifeline' in Malta festsitzt, kostet rund 500 Euro. Mit den Spendengeldern konnte sich Menschenrechts-Organisation 'Mission Lifeline' vor zwei Wochen ein neues Schiff kaufen, mit dem sie ab Juni wieder im Mittelmeer auf Patrouille unterwegs sein wird.
Am 22. Juli 2018 sprach Reisch auf der Demo gegen flüchtlingsfeindliche Hetze vor über 50.000 Menschen in München. Er forderte die Wiederaufnahme der Rettungsmission im Mittelmeer (Siehe unseren Artikel v. 22.07.18). Im Dezember 2018 wurde Reisch der Menschenrechtspreis der 'Österreichischen Liga für Menschenrechte' verliehen. Zusammen mit 'Mission Lifeline' erhielt Reisch im vergangenen Monat den Lew-Kopelew-Preis.
Die von Rechtsextremen propagandistisch als "flüchtlingsfreundlich" gebrandmarkte Bundeskanzlerin Angela Merkel rührt keinen Finger, um das Sterben der Flüchtlinge im Mittelmeer zu stoppen. Auch zwischen 1961 und 1989 waren es keineswegs humanitäre Motive, wenn deutsche FluchthelferInnen von rechter Seite als Helden gefeiert wurden. Ausschlaggebend waren damals drei Gründe: Erstens waren die weitaus überwiegend gut ausgebildeten Fachkräfte, die aus der "Ostzone" in den "freien Westen" flüchteten, ökonomisch nützlich. Zweitens war der so für den Ostblock entstehende wirtschaftliche Schaden in den Zeiten des Kalten Krieges höchst willkommen. Und Drittens diente die Flucht aus dem Ostblock dazu, den vermeintlichen Sozialismus im Osten propagandistisch als inhuman darstellen zu können. Damals wie heute sind also nicht humanitäre "Werte", sondern Profite die maßgeblichen Triebkräfte für ein politisches Verhalten, das nur vordergründig als widersprüchlich erscheint.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
50.000 auf Demo in München
gegen flüchtlingsfeindliche Hetze (22.07.18)
Flüchtlinge aus Myanmar
Amnesty International klagt an (26.06.18)
Silvesternacht 2015/2016 - Köln - Domplatz
Versuch einer Bilanz (2.01.18)
Schulz rückt "S"PD nach rechts
Warnung vor "hohen Flüchtlingszahlen" (25.07.17)
65,6 Millionen Menschen auf der Flucht
Höchste Zahl seit Menschengedenken (19.06.17)
Festung Europa: Weiterhin sterben
Flüchtlinge im Mittelmeer (2.05.17)
"Schluß mit Ausreden!"
"Öffnet die Grenzen!"
300.000 demonstrieren in Barcelona für humane
Flüchtlings-Politik (18.02.17)
"Schnellere Abschiebungen!"
Strobl macht Propaganda für AfD (28.11.16)
Innenminister de Maizière rudert zurück
70 Prozent aus dem Zauber-Zylinder (18.06.16)
Flüchtlingszahlen weiter abgesenkt
UN: 700 Flüchtlinge blieben im Mittelmeer (30.05.16)
Nach Brandanschlag auf Flüchtlings-Unterkunft
Verurteilung wegen versuchten Mordes (17.03.16)
Flüchtlinge als Geheimdienst-Spitzel?
Kuhhandel aufgedeckt (30.01.16)
Österreich: Obergrenze für Flüchtlinge
Bundeskanzler Faymann färbt "S"PÖ braun (20.01.16)
Wagenknecht auf den Spuren Lafontaines
Flüchtlings-Obergrenze sei schon "fast erreicht" (13.01.16)
Ja zu Bundeswehr-Einsatz im Syrien-Krieg
Sternstunde des Parlamentarismus (4.12.15)
Gerüchte gegen Flüchtlinge...
verbreitet und geglaubt (19.11.15)
BKA: Kriminalität bei Flüchtlingen
nicht höher als bei Deutschen (13.11.15)
De Maizière contra Merkel?
Polit-Kaspeletheater von Berlin (9.11.15)
Asylheime brennen
in BaWü und MecPomm (20.09.15)
"Kriegs-und Ausbeutungspolitik"
Offener Brief von Jürgen Todenhöfer (26.08.15)
Antirassistische Plakat-Aktion
in Freital (25.07.15)
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Heute: 700 im Mittelmeer
und Zehntausende in Afrika (19.04.15)
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Ertrinken im Mittelmeer (15.04.15)
Fakten gegen Vorurteile
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Mord an Flüchtlingen
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Tödliche Mauer am Bosporus (11.12.12)
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"Der Süden finanziert den Norden" (17.10.12)
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Statistik widerlegt Sarrazin-Thesen
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