27.03.2008

Aus für Transrapid

Erfolg für Umwelt und Klima

Die in München geplante Transrapid-Strecke1 vom Hauptbahnhof zum Flughafen ist gescheitert. Nach dem Aus für die geplante Strecke Hamburg-Berlin im Februar 2000 und einem schweren Unfall auf der Teststrecke in Niedersachsen im Sptember 2006 wurde das gigantomanische Projekt einer Magnetschwebebahn-Strecke in Deutschland nun wegen der Kosten endgültig gestoppt. Eine erneute Erhöhung der veranschlagten Kosten von 1,85 Milliarden Euro (Stand Dezember 2007) auf 3,4 Milliarden Euro führte zur Notbremsung, wie heute (Donnerstag) in Berlin nach einer Krisensitzung mit Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und Vertretern von beteiligten Unternehmen wie Siemens und Bilfinger&Berger von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein in gewundenen Worten eingeräumt wurde.

Beckstein kritisierte die Kostenangaben der beteiligten Unternehmen Hochtief, Bilfinger&Berger, Max Bögl, ThyssenKrupp und Siemens von vor wenigen Monaten. Nach internen Informationen lagen realistische Kostenschätzungen jedoch bereits im Dezember vor und wurden ignoriert. Das Prestige-Projekt Magnetschwebebahn sollte noch kurz vor der Verabschiedung des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber per "Realisierungsvereinbarung" am 25. September 2007 als dessen kolossales Nekrofakt unwiderruflich abgesichert werden.

Neben den jeden Rahmen sprengenden Kosten trägt wohl auch die bevorstehende Landtagswahl in Bayern zur abrupten Entscheidung bei. Hatte doch die CSU bereits bei den bayerischen Kommunalwahlen im Februar herbe Verluste einstecken müssen. Auch der CSU-Klientel war kaum mehr erklärbar, warum in der Landeshauptstadt Milliarden für ein Verkehrsmittel aufgewendet werden sollen, während im ländlichen Raum der Nahverkehr wegen angeblicher Finanzengpässe ausgedünnt wird. In Umfragen sprach sich stets eine klare Mehrheit der bayerischen Bevölkerung gegen den Bau des Transrapids aus. Außerdem war absehbar, daß bei der in zwei Wochen anstehenden Abstimmung in München über das Volksbegehren gegen den Transrapid eine Niederlage für die CSU bevorsteht.

Auch CSU-Chef Erwin Huber kritisierte nun das Unternehmens-Konsortium. Es sei "sehr bedauerlich, daß dieses technologische Leuchtturmprojekt von nationaler Bedeutung" an einer Kostenexplosion scheitere. "Die alleinige Verantwortung dafür trägt die Wirtschaft, die ihre noch vor einem halben Jahr zugesagten Festpreise nicht eingehalten hat." Wie Beckstein ausplauderte, sei der Entscheidung ein "fieberhaftes Telefongespräch" mit Bundeskanzlerin Angela Merkel vorangegangen.

"Die drohende Beeinträchtigung von Flora-Fauna-Habitatgebieten an den Isarauen ist nun abgewendet. Damit sind wertvolle bayerische Naturschutzgebiete auch künftig geschützt und ein Verstoß gegen bayerisches, deutsches und europäisches Naturschutzrecht wird vermieden. Diese Entscheidung steht Deutschland gut zu Gesicht, auch weil sich im Mai die Welt bei uns zur globalen Artenschutzkonferenz versammeln wird," so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Laut aktuellen Studien wäre die Klimabilanz des Transrapid im Vergleich zu einem Ausbau der in München vorhandenen S-Bahn negativ ausgefallen. Sein Betrieb hätte etwa doppelt soviel Klimagase verursacht wie eine Express-S-Bahn zwischen dem Münchner Hauptbahnhof und dem Flughafen. Der BUND fordert, daß die nun freiwerdenen Steuer-Milliarden der Münchener Transrapidstrecke nun sinnvoll für den Bus- und Bahnverkehr in ganz Deutschland und für den überfälligen Ausbau der bayerischen Hauptstrecken der Bahn eingesetzt werden, damit endlich verstärkt Güter von der Autobahn auf die Schiene verlagert würden.

Eine kleine Kuriosität am Rande:
Wegen ihres frühen Drucktermins wirbt die CSU-Postille 'Bayernkurier' in ihrer offiziell am 29. März erscheinenden neuen Ausgabe nochmals ganzseitig für den Transrapid. Unter dem Motto "Infos und Argumente" kommt der Diplomingenieur Hans Georg Raschbichler in einem Interview als "Vater des Transrapid" zu Wort. Es werden Vorteile des Transrapids vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen im Kostenvergleich zu anderen Nahverkehrsmitteln aufgezeigt. Ferner wirbt ein Artikel für eine Mitgliedschaft im von Wirtschaftsverbänden getragene Verein "Bayern pro Rapid". "Das Fazit von 'Bayern pro Rapid' ist eindeutig: Der Transrapid ist notwendig, er ist schnell und sicher, er ist wirtschaftlich, die Eckpfeiler für die Finanzierung sind gesetzt, und er kann in wenigen Jahren seinen Betrieb aufnehmen", heißt es in dem Text.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkung

1 Siehe auch unsere Artikel:

      38.000 Unterschriften
      gegen Transrapid München (21.12.07)

      Flugverkehr - Straßenverkehr - Schienenverkehr
      Je umweltschädlicher - desto mehr Subventionen (16.07.06)

      Verkehrswende zu weniger Autoverkehr
      Von der Utopie zur Realität (5.06.03)

 

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