9.05.2008

Transnet-Chef Hansen belohnt

Sitz im Bahn-Vorstand für Verdienst um Privatisierung

Norbert Hansen, Vorstand der größten von drei Bahn-Gewerkschaften, darf als "Arbeitsdirektor" in den Vorstand der Bahn AG wechseln. Seit Jahren hat sich Transnet für Privatisierung und Börsengang im Sinne von Bahn-Cher Hartmut Mehdorn eingesetzt und besonders tat sich Hansen mit Querschüssen während den monatelangen harten Tarifauseinandersetzungen zwischen Bahn AG und der Eisenbahnergewerkschaft GDL hervor.

Gestern (Donnerstag) wurde bekannt, daß Transnet-Chef Hansen nun auch offiziell die Fronten wechselt und als Arbeitsdirektor in den Vorstand des Unternehmens berufen werden soll. Unklar sei lediglich noch, ob Hansen diese Position, die bisher von Margret Suckale eingenommen wurde, in der Dachholding oder in der Verkehrssparte des Konzerns einnehmen wird, hieß es. Die Entscheidung soll auf einer zweitägigen Vorstandsklausur, die gestern begann, gefällt werden. In der kommende Woche könnte dann der Aufsichtsrat, dem Hansen bereits als stellvertretender Vorsitzender angehört, die Berufung vollziehen. Bisher "verdiente" Hansen rund 40.000 Euro im Jahr. Er darf nun mit dem Gehalt der bisherigen Personal-Beauftragten des Vorstands, Margret Suckale, rechnen, die 2007 offiziell 400.000 Euro plus 1,05 Millionen Euro Erfolgszulage "verdiente".

Einen derartigen Karrieresprung hat sich das 55-jährige "S"PD-Mitglied redlich verdient. Seit Jahren agiert er als wichtigster Verbündeter des Bahn-Managements bei der Durchsetzung der Privatisierung des Unternehmens. Es gelang ihm, seine Gewerkschaft auf Börsenkurs zu trimmen und Widerstand gegen massiven Arbeitsplatzabbau und Reallohnsenkungen weitgehend im Keim zu ersticken. Auf höchster Ebene koordinierten seine Gewerkschaft und der Bahn-Vorstand die gemeinsame Lobbyarbeit für die Privatisierung des Unternehmens. Dabei nahm Hansen auch in Kauf, innerhalb des Deutschen Gewerkschaftsbundes völlig isoliert dazustehen. Seit Jahren trug Hansen, zugleich stellvertretender Bahn-Aufsichtsratschef, die Arbeitsverdichtung beim ehemaligen Staatsbetrieb Bahn mit. Standard-Rechtfertigung dabei war, er wolle Schlimmeres verhindern.

Trickreiche Finten hatte Hansen stets im Repertoire. So war er als Mitglied des "S"PD-Parteirats am 21. April maßgeblich daran beteiligt, den Beschluß des Bundesparteitages vom Oktober 2007 in Hamburg gegen einen Börsengang der Bahn zu kippen. Nach Aussagen von Sitzungsteilnehmern habe dabei seine Ankündigung, Transnet werde eine Verkaufsobergrenze von 24,9 Prozent der Anteile für private Investoren mit dem Konzernvorstand tarifvertraglich festklopfen, eine wichtige Rolle gespielt. Doch dieses Versprechen erwies sich ebenso als heiße Luft wie seine Behauptung, es sei ausgeschlossen, daß durch die Teilprivatisierung Arbeitsplätze verlorengingen. Der von Hansen vor wenigen Tagen "durchgesetzte" Tarifvertrag enthält lediglich vage Zusagen, über die Verlängerung der Beschäftigungssicherung zu verhandeln. Die Behauptung von Transnet und der Bahngewerkschaft GDBA, der Kündigungsschutz sei bis 2023 gesichert, ist durch den Vertrag nicht gedeckt. Betriebsbedingte Kündigungen sind nur ausgeschlossen, falls sie mit der Privatisierung "ursächlich" im Zusammenhang stehen. Es dürfte jedoch kaum möglich sein, einen solchen ursächlichen Zusammenhang nachzuweisen. Zudem sicherten Transnet und GDBA die Bereitschaft zu, steuerrechtliche Nachteile im Zuge der Privatisierung auf die Beschäftigten abzuwälzen.

Über Monate hin hatte Hansen mit Bahn-Chef Mehdorn zusammengearbeitet, um der konkurrierenden Gewerkschaft GDL zu schaden. Zugleich war er Dauergast der Talkshows, um dort als "moderater" Gewerkschafter präsentiert zu werden. Dabei hat er jedoch auch in den eigenen Reihen massiv an Ansehen verloren, zumal sich die GDL mit ihren Forderungen deutlich besser durchsetzen konnte als Transnet und GDBA. Die GDL erstritt sich eine elfprozentige Lohnerhöhung, die Verkürzung der Wochenarbeitszeit und - besonders schmerzlich für Hansen - das Recht, künftig ohne die konzernfreundlichen Gewerkschaften Transnet und GDBA über die Belange zunächst nur der Lokführer und später auch des gesamten Fahrpersonals zu verhandeln.

Hansen hat dennoch alles in allem seine Rolle im Sinne der Bahn AG ein Jahrzehnt lang mustergültig erledigt, und daher hat er sich den Sprung in den Vorstand auch im wahrsten Sinne des Wortes verdient.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Bahnprivatisierung kann noch verhindert werden
      Das größere Übel auf Kosten der Gesellschaft und der Umwelt
      (20.04.08)

      Tarif-Erfolg der GDL zeigt Perspektive auf
      Mehdorn macht auf Rumpelstilzchen (15.01.08)

      Pro und Contra LokführerInnen-Streik (29.10.07)

 

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