4.02.2009

Weltwirtschaftskrise
trifft Energie-Konzerne

Keine Investitionen für AKW-Neubauten

Nach einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney werden nun auch die Energie-Konzerne von den Auswirkungen der Finanz- und Weltwirtschaftskrise getroffen. Absehbar sei, daß sich viele Projekte wie etwa AKW-Neubaupläne nicht mehr rechnen und so die Überalterung des europäischen Kraftwerksparks voranschreiten werde. So ist zwar nicht mehr mit der seit Jahrzehnten immer wieder angekündigten "Renaissance der Atomenergie" zu rechnen, jedoch mit immer längeren Laufzeiten der bestehenden Atomkraftwerke. Der deutsche "Atomausstieg" stellt sich immer deutlicher als das heraus, was er von Beginn an war: eine Bestandsgarantie. Zugleich prognostiziert die Studie einen drastischen Strompreisanstieg in Deutschland.

Die Studie "Von der Finanzkrise zur Energiekrise?" von A.T. Kearney ist keine Auftragsarbeit politischer Interessengruppen oder Unternehmen, sondern wurde von der international tätigen Managementberatung intern zur Marktanalyse erstellt. Das Ergebnis ist aus Sicht von VerbraucherInnen alarmierend: Weil sich Kraftwerksprojekte wegen der gestiegenen Kapitalkosten vielerorts nicht mehr rechnen "wird das die Überalterung des europäischen Kraftwerksparks noch weiter verstärken", sagt Florian Haslauer, Energieexperte von A.T. Kearney und einer der AutorInnen der Studie: "Es bleiben alte ineffiziente Kraftwerke mit schlechterem Wirkungsgrad in Betrieb, was bei einem starken Anstieg des Stromverbrauchs in der Erholungsphase die Strompreise nach oben treiben wird."

30 bis 35 Milliarden Euro pro Jahr müßte die europäische Stromwirtschaft investieren, um Ersatz für die altersschwachen Kraftwerke zu schaffen. Bereits jetzt lasse sich aber laut Kearney-Studie absehen, daß das Investitionsvolumen für 2009 und 2010 jeweils um rund zehn Milliarden Euro unter der erforderlichen Summe bleiben wird.

Auch vor dem Hintergrund des Klimawandels ist das Ergebnis der Untersuchung ebenfalls alarmierend: Weil bei erneuerbaren Energien die Kapitalkosten der Projektfinanzierung besonders stark zu Buche schlagen, lasse die Attraktivität von Investments in diesem Bereich stark nach, warnt Haslauer: "Sie sind in den letzten Monaten bereits massiv eingebrochen."

Unter der Annahme, dass sich die Kapitalkosten durch die Wirtschaftskrise um zwei Prozent erhöhen, verteure sich die Stromerzeugung mit Offshore-Windkraftanlagen um fast 11 Prozent und in Laufwasserkraftwerken sogar um fast 20 Prozent. Zudem seien Kreditausfall-Versicherungen ("Credit Default Swaps") selbst für große Energie-Konzerne, die als erstklassige Schuldner mit höchster Bonität gelten, bereits um mehr als 100 Basis-Punkte teurer geworden. Für die kleinen und mittelständischen Unternehmen der erneuerbaren Energiebranche mit schlechterer Bonität sei dieser Kostenblock aber teilweise um mehr als 1000 Basispunkte größer geworden. Die Fremdkapitalkosten insgesamt hätten sich um mehr als zehn Prozent erhöht, was die Attraktivität solcher Investments stark vermindere. Unter diesen Vorzeichen, so das Fazit der Kearney-Studie, werden sich Klimaschutz-Ziele wie etwa die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien auf 20 Prozent bis 2020 nicht erreichen lassen.

 

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Anmerkungen

Siehe hierzu auch unseren Artikel

      Siemens steigt bei Areva aus
      Ist das Atomkraftwerk-Modell EPR am Ende? (27.01.09)

Siehe auch

      Die Subventionierung der Atomenergie
      Folge 3 der Info-Serie 'Atomenergie'

 

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