2.09.2007

"Gorleben brennt...
uns unter den Nägeln"

Zum Start der Herbstkampagne mehrerer Bürgerinitiativen gegen Atommüll-Deponie-Standorte haben sich am Wochenende mehr als 1200 Menschen an der Kundgebung und Kulturveranstaltungen in Gorleben beteiligt. Der Protest stand unter dem Motto "Gorleben brennt... uns unter den Nägeln".

Gorleben brennt

Zwischen Gedelitz und Gorleben

Zentrale Forderung war die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen. Der bunte Demonstrationsumzug vom wendländischen Gedelitz zu den Gorlebener Atomanlagen war zugleich Startschuß für eine gemeinsame Endlagerkampagne, die auf die Entsorgungsmisere aufmerksam machen soll. Ein großes Transparent brachte die Aussage auf den Punkt: "Gorleben und Schacht Konrad - so sicher wie die absaufenden und einstürzenden Endlager Asse und Morsleben".1

Kundgebung Gorleben 2007

Für die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg forderte die Vorsitzende Kerstin Rudek: "Hört endlich auf, Atommüll zu produzieren, ihr könnt mit dem vorhandenen schon nicht umgehen! Wir brauchen keine weiteren Experimente, die bewußt die Kontamination der Umgebung und der Bevölkerung einplanen! Gorleben muß endgültig vom Tisch!"

Udo Dettmann hielt auf der Kundgebung als Vertreter der Atommüll-Deponie-Standorte Schacht Konrad, Asse und Morsleben fest: "Die katastrophalen Erfahrungen aus Asse II und Morsleben müssen Konsequenzen für den weiteren Umgang mit der Atomenergie haben. Wer diese Erfahrungen ernst nimmt, kommt nicht um die Erkenntnis herum, daß eine weitere Produktion von Atommüll nicht zu verantworten ist".

Für die Internationalen Ärzte zur Verhinderung eines Atomkriegs (IPPNW) verwies Dr. Winfrid Eisenberg auf die Verbindung der sogenannten "zivilen" mit der militärischen Nutzung der Atomenergie. "Das aktuelle Beispiel Iran zeigt überdeutlich den unmittelbaren Zusammenhang von Atomenergie, Atomwaffen und Krieg". Auch ein Sprecher der BI gegen das "Bombodrom" in der Kyritz-Ruooiner Heide, rund 80 Kilomerter nördlich von Berlin, hob den Zusammenhalt zwischen Friedensbewegung und Anti-Atom-Bewegung hervor. Der 1. September als Anti-Kriegs-Tag sei zugleich ein Anti-Atom-Tag.

Zum Abschluß der Kundgebung gab die 83-jährige frühere Sprecherin der BI Lüchow Dannenberg und Anti-AKW-Aktivistin Marianne Fritzen symbolisch einen meterlangen Stab an ein 17-jähriges Mitglied weiter. Kaum sonstwo sei eine Bürgerinitiative zu finden, bei der drei Generationen zusammenwirken. Auffällig war zudem der große Anteil jugendlicher TeilnehmerInnen an der Kundgebung.

Bei einer "Stromwechselparty" konnten sich Interessierte unter kompetenter Beratung erkundigen, wie einfach und wichtig der Schritt fort vom Atomstrom ist. Jan Becker vom Aktionsbündis Brunsbüttel dazu: "Über 50.000 Stromkunden haben allein in den vergangenen Monaten nach den Störfällen in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel dem Betreiber Vattenfall die Rote Karte gezeigt und ihre Stromverträge gekündigt". Der Zusammenschluß der Bürgerinitiativen kündigte für den Herbst weitere Demonstrationen und Veranstaltungen an. Die nächste Demonstration findet am 13 Oktober in Salzgitter in der Nähe des geplanten Endlagers Schacht Konrad statt. Unter anderem wurde für den 22. September zu einer Internationale Uran-Konferenz nach Dortmund eingeladen.

Alt und Jung feierten anschließend bis in die frühen Morgenstunden "30 Jahre Protestbewegung in Gorleben".

Lüneburger Schrott-Trommler

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe unseren Artikel:

      Die BI Schacht Konrad weitet den Kampf aus
      Zahlreiche Aktionen gegen Atommülldeponie (4.07.07)

 

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