13.02.2009

AKW Krümmel
und AKW Brunsbüttel
seit 20 Monaten außer Betrieb

Was steckt dahinter?

Seit dem 28. Juni 2007 steht das AKW Krümmel nach einem Beinahe-GAU still. Kurz zuvor mußte das AKW Brunsbüttel wegen einer "Panne" vom Netz genommen werden. Der Stillstand der beiden Atomkraftwerke verursacht dem Betreiber Vattenfall eine Gewinneinbuße von täglich rund einer Million Euro.

Vattenfall kann diese Einbuße von bislang rund 600 Millionen Euro nicht so ohne Weiteres wegstecken. Der veröffentlichte Gewinn der Vattenfall-Tochter Vattenfall Europe, die das deutsche und das polnische Geschäft des schwedischen Staats-Konzerns Vattenfall AB umfaßt, fiel im Jahr 2008 um rund 300 Millionen auf 1,4 Milliarden Euro. Wie der Berliner 'Tagesspiegel' meldet, wollte sich Konzern-Chef Lars G. Josefsson nicht präzise über den Zeitpunkt der Wiederinbetriebnahme der beiden Atomkraftwerke äußern.

Die beiden in Schleswig-Holstein liegenden Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel mußten im Juni 2007 nach offiziellen Angaben wegen "Kurzschlüssen" und "leichten Bränden" abgeschaltet werden. Seitdem wurden immer wieder "normale Pannen" genannt, die das Wiederanfahren verzögern würden. So hieß es am 28 Dezember 2007, bei der Prüfung eines Umschaltvorgangs in der Eigenbedarfsstromversorgung seien unplanmäßig drei der sechs Notstromdiesel gestartet. Ursache sei ein fehlerhafter Schalter eines Transformators gewesen. Und vor vier Wochen hatte Vattenfall anstehenden Reparaturarbeiten genannt: Einige hundert Dübel und Armaturen müssten in Krümmel und Brunsbüttel noch ausgewechselt werden.

Bereits im Dezember 2007 wurden jedoch Informationen publik, die darauf schließen lassen, daß die tatsächliche Ursache für die ungewöhnlich lange Stillstandszeit in weitaus gravierenderen Schäden zu suchen ist. Diese Schäden sind offenbar darauf zurückzuführen, daß an den Reaktoren zuvor - nach schwedischem Beispiel - ein "AKW-Tuning vorgenommen worden war. Die überaus riskante Leistungserhöhung der Reaktoren wird bei einem solchen "Tuning" dadurch erzielt, daß Brennstäbe mit einem höheren Anteil von Uran-235 eingesetzt und die Steuerstäbe weiter herausgezogen werden, um so mehr Neutronen für die Kettenreaktion freizugeben. Um die zusätzliche Wärme aus dem Reaktordruckbehälter abzuführen, müssen dabei die Umwälzpumpen mit einer höheren Leistung betrieben werden.

Spekulationen, wonach Vattenfall den Weiterbetrieb der beiden Atomkraftwerke bewußt hinauszögert, um so die mit dem im Jahr 2000 beschlossenen "Atomausstieg" vereinbarten "Restlaufzeiten" zu strecken und so die Reaktoren bis in die Zeit nach der Bundestagswahl im Herbst 2009 zu retten, sind wenig überzeugend. Nach einem "Ausstiegsfahrplan", der Anfang 2006 von Bundes-"Umwelt"-Minister Sigmar Gabriel verbreitet worden war, müßte das AKW Krümmel erst am 28. März 2016 abgeschaltet werden. Lediglich für das AKW Brunsbüttel wäre es mit einem - laut "Ausstiegsfahrplan" - vorgesehenen Abschalt-Termin am 9. Februar 2009, der vor wenigen Tagen verstrich, eng geworden. Aber selbst dieser Abschalt-Termin würde lediglich eine Stillstandszeit von weniger als 10 Monaten "erforderlich" erscheinen lassen.

Wie wenig ernst ein solcher "Ausstiegsfahrplan" von den Mainstream-Medien - im Gegensatz zum größten Teil ihres Publikums - genommen wird, zeigt sich übrigens daran, daß mehrere der darin genannten Termine bereits verstrichen sind, ohne daß dies von jenen Medien auch nur zur Notiz genommen wurde.

Für Biblis A war ein "Ende der Regellaufzeit" am 26. Februar 2007 vorgestehen.
Neckarwestheim I: 1. Dezember 2008
Biblis B: 31. Januar 2009
Brunsbüttel: 9. Februar 2009
Nur wer auf die Verbindlichkeit des von "Rot-Grün" mit der Atom-Mafia vertraglich abgeschlossenen "Atom-Ausstiegs" vertraute, konnte glauben, daß die genannten Termine tatsächlich eingehalten würden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Abgeschaltetes AKW Krümmel mit "normalen" Pannen
      War "AKW-Tuning" Ursache des Beinahe-GAU am 28. Juni?
      (28.12.07)

      Gabriel läßt AKW Biblis A in Betrieb
      Abschaltung war für 26.02.2007 angekündigt (28.02.07)

      Der deutsche "Atomausstieg"
      Folge 2 der Info-Serie 'Atomenergie'

 

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