8.06.2004

Artikel

Alltags-Chemie
schädigt Gehirn-Entwicklung
von Kindern

Eine Studie im Auftrag der Umwelt-Organisation 'Worldwide Fund for Nature' (WWF) zeigt auf, daß synthetische chemische Substanzen die Intelligenz von Kindern beeinträchtigen. Die Erkenntnisse offenbaren in erschreckender Weise, daß Chemikalien, denen wir alle ausgesetzt sind, die Gehirnentwicklung und Motorik von Kindern schädigen können, und zwar schon in Konzentrationen, die bereits im menschlichen Blut nachgewiesen wurden.

Beobachtete Auswirkungen von chemischen Substanzen auf die Gehirnentwicklung von Kindern weltweit sind beispielsweise eine geringere Gedächtnisleistung, verminderte visuelle Wahrnehmung, weniger entwickelte Bewegungs- fähigkeit sowie ein geringerer Intelligenzquotient. Zusätzlich steigt die Zahl von Störungen wie das Aufmerksamkeits- defizitsyndrom (ADS) und Autismus an. Und Chemikalien geraten mehr und mehr in Verdacht, auch hierbei eine Rolle zu spielen. Ein Wissenschaftlergremium aus den USA schätzt, daß 10 Prozent aller neurologischen Verhaltensstörungen vollständig oder teilweise von Chemikalien verursacht sind.

Chemikalien mit neurotoxischen Effekten sind z.B. die mittlerweile in vielen Ländern verbotenen polychlorierten Biphenyle (PCB), und die noch vielfach eingesetzten bromierten Flammschutzmittel, die sich in Videos, Fernsehern, Computern, Polsterbezügen, Autositzen und Möbeln befinden. Aus der Studie geht auch hervor, daß 70 Prozent der meistgenutzten Chemikalien bisher nicht oder nur unzureichend auf ihre Effekte auf Gehirn und Nervensystem getestet wurden. Sie bergen daher ein unbekanntes Risiko für die kindliche Entwicklung.

"Selbst in Fällen, in denen es Alternativen gibt, versäumt es die herrschende Gesetzgebung bisher, gefährliche Chemikalien aus dem Verkehr zu ziehen. Wenn es um die geistige Entwicklungsfähigkeit der nachfolgenden Generationen geht, müssen wir die Warnsignale ernst nehmen und unbedingt vorsorglich handeln", sagt Dr. Ninja Reineke, Chemikalien- Expertin des WWF. "Geradezu einäugig wird die Diskussion über die EU-Chemikalienpolitik geführt, in der nur mit den Kosten für die Chemieindustrie argumentiert wird. Ob das der Weg zu intelligenten Innovationen ist?"

Die Entwicklung des menschlichen Gehirns und des Nervensystems sind extrem empfindlich, da sie sich über einen langen Zeitraum erstrecken, beginnend im Embryonalstadium bis hin zur Pubertät. Untersuchungen ergaben, daß die Gehirnentwicklung von Kindern auch in europäischen Industrieländern von Substanzen beeinträchtigt wurden, die sich in ihrer Mutter angereichert haben und während der Schwangerschaft auf den Fötus übertragen wurden.

 

Petra Willaredt

 

Anmerkungen:

Siehe auch unsere Artikel
    'Greenpeace-Studie: "Chemie außer Kontrolle"' v. 2.07.03

    'Schwimmhilfen mit horrenden Giftmengen' v. 5.07.03

    'Gefahren durch Kunststoffe' v. 9.04.04

 

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