29.12.2008

"Volksparteien"
verlieren massiv Mitglieder

Demokratieverdrossenheit oder Ausdruck von Realitätssinn?

Die Parteien der "schwarz-roten" Koalition, SPD, CDU und CSU, verloren massiv Mitglieder. Leichte Zuwächse gab es nur bei kleineren Parteien.

Den stärksten Verlust mußten die "Roten" hinnehmen: Zwischen November 2007 und November 2008 verlor die SPD 18.685 Mitglieder und sackte auf einen Stand von 522.668 Mitglieder ab. Dies und die folgenden Daten der anderen Parteien beruhen auf einer Agenturmeldung von ddp, die sie telefonisch bei den Parteizentralen erfragt hatte. Real dürfte der Mitgliedsstand der SPD längst die 500.000 unterschritten haben. Im März 2005 war der Mitgliedsstand nach eigenen Angaben bereits unter 600.000 gerutscht. Zu Zeiten Willy Brandts hatte die SPD mit mehr als einer Million einen Höhepunkt erreicht. Seitdem geht es stetig bergab.

Mitgliederentwicklung der SPD 1949 - 2004

Die CDU verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten ein Minus von 8.858 Mitgliedern. Die "Schwarzen" waren im November - nach eigenen Angaben - mit 530.194 Mitgliedern die derzeit stärkste Partei. Im Juni hatte die CDU erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik die SPD bei der Mitgliederzahl überholt. Bei der bayerischen CSU verringerte sich die Zahl der Mitglieder um rund 1000 Mitglieder auf knapp 165.000.

Leichte Zunahmen melden die kleineren Parteien wie Linkspartei, FDP und Pseudo-Grüne. Die Linkspartei gab einen Zuwach von um 4.428 auf 76.139 Mitglieder zu Protokoll, bei der FDP sollen es rund 2.000 gewesen sein, so daß sie 66.000 erreichte. Und die Pseudo-Grünen verzeichneten mit einem Stand von gut 45.100 Mitgliedern ein leichtes Plus von rund 800. Über Kleinstparteien wie DKP oder MLPD, die ihre Mitgliederzahl nicht veröffentlichen, vermeldet lediglich der "Verfassungsschutz", daß diese Zahlen bei 2.000 bis 3.000 liegen.

Gelegentlich wird in den Mainstream-Medien ein Politologe zu dieser Entwicklung befragt, der auftragsgemäß in weitschweifigen Erklärungsversuchen von "Demokratieverdrossenheit" schwafelt. Offensichtlich jedoch wird nicht erst seit dem Beginn der großen Koalition 2005 einer immer größeren Zahl von Menschen bewußt, daß die sogenannten Volksparteien nicht ihre Interessen vertreten, sondern jene der Oberschichten. Darin zeigt sich ein gewachsener Realitätssinn. Eine genauere Analyse und eingehende Befragungen zeigen zudem, daß das kapitalistische Herrschaftssystem, das sich des Parlamentarismus und der Parteien bedient, keineswegs mit Demokratie gleichgesetzt wird. Eine wachsende Zahl von Deutschen beginnt sich Gedanken darüber zu machen, wie eine wirkliche Demokratie organisiert werden kann.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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      Mehrheit fordert "mehr Demokratie" (29.06.08)

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      Die Lügen der Titelseiten (21.05.08)

      Diäten-Erhöhung mit Vernebelungsversuch (6.05.08)

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      jetzt erhöh'n sie die Diäten ganz ungeniert! (6.11.07)

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