24.03.2008

60.000 beim Ostermarsch

Protest gegen fortgesetzte Kriege
und gegen Unterdrückung in Tibet

Nach Angaben der Frankfurter Ostermarsch-Infostelle gingen am Wochenende 60.000 Menschen in bundesweit mehr als 80 Orten im Rahmen der inzwischen 50-jährigen Ostermarsch-Tradition auf die Straßen. Die Zahl der TeilnehmenInnen war damit im Vergleich zu 2007 um rund 10.000 angewachsen. Der Protest galt in diesem Jahr vor allem der fortgesetzten Beteiligung Deutschlands am Kriegseinsatz in Afghanistan und der nicht erst unter Bundeskanzlerin Merkel geleisteten aktiven Unterstützung des Irak-Kriegs.

Ostermarsch 2008 - Kundgebung in Stuttgart

Die Friedensbewegung ist mit der starken Beteiligung sehr zufrieden. Die TeilnehmerInnen trotzten einem eisigen Osterwetter, das alle Minusrekorde seit Beginn der Klimaaufzeichnungen unterbot. In verschiedenen Stellungnahmen wurde besonders darauf hingewiesen, daß die Friedensbewegung nicht isoliert steht, sondern mit der Ablehnung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan rund 80 Prozent der Bevölkerung hinter sich weiß.

Die größte Zahl an TeilnehmerInnen konnte mit 5.000 der Ostermarsch gegen das "Bombodrom"1 in der Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg verzeichnen. Nach wie vor ist der gewaltfreie Widerstand gegen Pläne der Bundeswehr, dort Tiefflüge und Bombenabwürfe zu üben, enorm. In Brandenburg protestieren Bürgerinitiativen und Gemeinden bereits seit mehr als 15 Jahren für eine friedliche Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide. Sie wehren sich gegen die geplante Wiederinbetriebnahme des einst von sowjetischen Truppen genutzten Schießplatzes als "Bombodrom". Dessen militärische Nutzung war Ende Juli 2007 vom Verwaltungsgericht Potsdam untersagt worden. Die Bundeswehr hat dagegen jedoch Berufung eingelegt.

Auch in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt und im thüringischen Ohrdruf protestierten Ostermarschierer gegen Truppenübungsplätze. Laut der Infostelle Ostermarsch demonstrierten allein am Ostermontag in Frankfurt am Main rund 2000 Menschen. Am traditionell dreitägigen Ostermarsch Ruhr von Duisburg nach Dortmund beteiligten sich viele DemonstrantInnen mit dem Fahrrad. In Dortmund endete der Ostermarsch Ruhr mit einem Fest unter dem Motto "Bundeswehr raus aus Afghanistan! Deutschland atomwaffenfrei! Grundgesetz verteidigen!".

Auch in Braunschweig und Rostock waren KriegsgegnerInnen mit Fahrrädern unterwegs. Zum zentralen Ostermarsch Baden-Württemberg versammelten sich nach Angaben der Veranstalter rund 1000 DemonstrantInnen in Stuttgart.2 Ebenso viele folgten dem Aufruf der Friedensbewegung in Berlin und in Hamburg. In Erinnerung an die Anfänge der Ostermarschbewegung vor 50 Jahren zog die Demonstration im Westen der Hauptstadt über den Kurfürstendamm zur Gedächtniskirche. Die OrganisatorInnen des Münchner Ostermarsches hatten vor der Kundgebung zu einem ökumenischen Friedensgottesdienst eingeladen.

In Ramstein wurde an die Opfer der Katastrophe bei einer Flugschau am 28. August 1988 erinnert, bei der 70 Menschen starben. Friedensgruppen aus Hannover demonstrierten gegen die in Niedersachsen stationierte 1. Panzerdivision der Bundeswehr. Sie stellt Teile der Kampftruppe, die auf NATO-Anforderung nach Afghanistan geschickt werden soll. Zum länderübergreifenden Ostermarsch trafen sich DemonstrantInnen aus Niedersachsen und Thüringen an der Landesgrenze bei Duderstadt.

Auch in Nachbarländern gingen KriegsgegnerInnen auf die Straße. In Brüssel nahm die Polizei bei einer Kundgebung am NATO-Hauptquartier am Samstag 500 DemonstrantInnen fest. Einige TeilnehmerInnen hatten zuvor versucht, auf das abgesperrte Areal vorzudringen. Die von Friedensgruppen aus 17 Ländern vorbereitete Aktion stand unter dem Motto "NATO - Game over!"

Neben Irak-Krieg und Afghanistan-Krieg waren die Konflikte im Nahen Osten und in Tibet wichtige Themen der RednerInnen. Erinnert wurde zudem an die von den Mainstream-Medien ausgeblendete Unterstützung, die Deutschland bei den völkerrechtswidrigen Kriegen leistet, indem die Regierung den US-Streitkräften Militärbasen in Deutschland zur Verfügung stellt. Häufig wurde auch der Zusammenhang zwischen Sozialabbau und steigenden Militärausgaben thematisiert. Zudem fordert die Friedensbewegung ein radikales Umsteuern in der Energie- und Klimapolitik. Der Wechsel hin zu erneuerbaren Energien und Einspartechniken sei Voraussetzung für die Verhinderung künftiger Kriege, erklärte das Netzwerk Friedenskooperative in Bonn.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkung

1 Siehe auch unseren Artikel:

      Demonstration gegen Bombodrom am Neujahrstag
      Bundeswehr will Bombenabwurf üben (1.01.08)

2 Siehe auch unseren Artikel:

      Baden-württembergischer Ostermarsch in Stuttgart
      "Vernunft muß her statt Militär!" (23.03.08)

Siehe auch:

      Ostermärsche setzen Zeichen gegen Tornado-Einsatz (8.04.07)

      Zehnausende bei Ostermärschen der Friedensbewegung (16.04.06)

 

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