Zunächst ein wenig Grundlagenwissen: elektromagnetische Strahlung
Zwischen elektrischen und magnetischen Erscheinungen besteht ein enger
Zusammenhang: der Elektromagnetismus. So erzeugt Strom ein Magnetfeld, und je
mehr Strom durch einen Leiter fließt, umso stärker ist das Magnetfeld. Jeder
elektrische Leiter ist von einem Magnetfeld umgeben, das gilt für die Hochspannungsleitung ebenso wie für das elektrische Haushaltsgerät.
Wenn man elektrische Ladungen beschleunigt, entstehen elektromagnetische Wellen.
Im Unterschied zu Schall- und Wasserwellen durchqueren sie den Raum, ohne dafür einen materiellen Träger zu benötigen.
Je nach Anzahl der Schwingungen pro Sekunde, können wir die elektromagnetischen Wellen unterschiedlich kategorisieren:
in niederfrequente Strahlung (bis 10 kHz),
hochfrequente Strahlung (bis 100 GHz)
und Infrarot, dh. Wärmestrahlung.
Danach schließt sich der sichtbare Bereich an, gefolgt von der
nicht-ionisierenden Strahlung (Röntgen- und Gammastrahlen).
Während niederfrequente und optisch erzeugte Wellen natürlichen Ursprungs sind,
werden Hochfrequenzen elektrisch erzeugt. Da sie ohne Trägermedium große
Entfernungen überbrücken können, eignen sie sich sehr gut zur Übermittlung von
Nachrichten.
Radio, Fernsehen und Mobilfunk nutzen dies, indem sie hochfrequent
schwingende Felder im Rhythmus der niederfrequenten Schwingungen von Sprache,
Musik oder ähnlichem modulieren und mit einem Empfangsgerät auf gleicher Frequenz wieder
hörbar bzw. sichtbar machen.
Unser Körper ist von elektrischen Strömen durchflossen, die wir mittels EKG (am
Herzen) oder EEG (im Gehirn) messen können. Diese Ströme haben rhythmische
Verläufe. Auch schwache magnetische Eigenschaften findet man im menschlichen
Körper und macht sie sich beispielsweise in der Kernspintomographie zunutze.
Gegen das Sonnenlicht hat der Körper im Laufe der Evolution einen
Schutzmechanismus - dunkle Haut bzw. Bräunung - entwickelt. Aber gegen künstlich
erzeugte elektromagnetische Felder hat weder unser Körper noch etwa der Körper
von Tieren eine natürliche Schutzfunktion. In begrenztem Maße können wir
elektromagnetische Felder verkraften - solange sie unseren körpereigenen
Rhythmus nicht wesentlich und dauerhaft stören, uns nicht ihren Takt aufzwingen.
Schwierigkeiten entstehen aber, wenn die Strahlung zunimmt - oder gepulste
Strahlen - eventuell beides zugleich - auf uns einwirken.
Wie funktioniert Mobilfunk?
Bei der Mobilfunkstrahlung handelt es sich wie beim Licht um elektromagnetische
Wellen. Sie benötigen zur Ausbreitung kein Trägermedium und breiten sich primär
geradlinig aus. Treffen die Wellen jedoch auf Materie, so wird ein wesentlicher
Unterschied offenbar: Der Lichtstrahl wird durch alle undurchsichtigen
Gegenstände absorbiert und bleibt stets gebündelt. Mobilfunkstrahlen werden
hingegen aufgrund der viel größeren Wellenlänge gebeugt, leicht reflektiert und
nur von massiven Materialien absorbiert. Anders als das Licht erreichen
Mobilfunkstrahlen fast jeden Winkel.
Einen gravierenden Unterschied brachte die Entwicklung des digitalen
Übertragungsverfahren mit sich. Heute wird nicht mehr, wie früher beim analogen
Verfahren, die Frequenz im Rhythmus des gesprochenen Wortes verändert.
Stattdessen wird das kontinuierliche Sprachsignal des gesprochenen Wortes in
einem festen Takt abgetastet. Die zu übertragenden Signale werden zu
"Datenpaketen" zusammengefaßt. Damit können nun mehrere Teilnehmer gleichzeitig
dieselbe Sendefrequenz nutzen. Mobilfunk heute arbeitet mit gepulster
Hochfrequenz. Während eines Telefonats oder der Übertragung einer SMS sendet
jedes Handy rund 217 mal pro Sekunde ein sehr kurzes hochfrequentes Signal an die
Basisstation. Die Pause dazwischen wird von anderen Handys genutzt.
Handys treten niemals direkt miteinander in Kontakt, auch nicht, wenn sie sich
direkt nebeneinander befinden. Sie kommunizieren ständig mit einer
übergeordneten Funkstation, der Basisstation, dem Mobilfunksender. Die
Information wird per Festnetzleitung oder Richtfunkstrecke zu einer
übergeordneten Vermittlungsstelle und von dort aus zum Hauptverbindungscomputer
des Netzbetreibers weitergeleitet. Dieser Computer weiß über die Standorte aller
Handys Bescheid und kann das Gespräch bzw. die Textnachricht zur Basisstation
des Empfängers durchstellen. Damit der Hauptvermittlungsrechner immer weiß, wo
sich alle Handys befinden, sendet jedes Handy in regelmäßigen Abständen - also
auch, wenn nicht telefoniert oder gesimst wird - ein Ortungssignal. Erfolgen
keine nennenswerten Ortsveränderungen, so kann dies etwa alle halbe Stunde sein.
In der Regel aber sind die Zeitabstände viel kürzer, etwa alle zehn Minuten.
Zu den strahlenden Sendemasten
In Deutschland gibt es rund 50.000 Mobilfunkstandorte, wobei an einem Standort
oftmals mehrere Sender installiert sind. Im Zuge des Ausbaus des UMTS-Netztes
sollen noch einmal rund 40.000 Standorte hinzukommen. Die GSM- und
UMTS-Techniken werden noch auf Jahre hin nebeneinander bestehen, die von den
Sendemasten ausgehende Strahlung wird dann zunehmen.
Haupt- und Nebenfunkkeulen
Die meisten Antennen strahlen mit starker Richtwirkung fast waagerecht - mit
geringer Neigung nach unten - vom Standort ab. Ein Sender gibt bis zu 1236 mal
pro Sekunde einen Impuls ab, und das rund um die Uhr. Gebäude, auf deren Dächern
sich Mobilfunk-Basisstationen befinden, sind oft (aber nicht immer) weniger
belastet als Nachbargebäude. Nicht selten werden auch in Kirchtürme Sendeanlagen
eingebaut. Für AnwohnerInnen ist es ungünstig, wenn Sie einen freien Blick auf
eine Basisstation haben und diese nicht weit entfernt auf etwa gleicher Höhe
liegt. Das von dem Sender ausgehende elektromagnetische Feld wird gebündelt, was
aber - anders als beim Licht - nur bedingt möglich ist. Es entstehen so genannte
Nebenzipfel, auch "Nebenkeulen" oder "Funkkeulen" genannt, die nach oben und
unten vom Hauptstrahl abgehen und ein wesentlicher Einflußfaktor für die
tatsächliche Strahlungsstärke im direkten Umfeld einer Basisstation sind. Die
einfache Formel "je weiter weg, desto weniger Strahlung" stimmt nur dann, wenn
Sie sich im Hauptstrahlbereich der Sendeantenne befinden (bei den meisten
Antennen auf einem Häuserdach rund 500 Meter entfernt).
Elektrosmog breitet sich also nicht wie eine Dunstglocke gleichmäßig über die
Häuser aus, sondern ist aufgrund der starken Richtwirkung der Sendeantennen, der
Abschottung und der Interferenzen mit anderen Sendern lokal sehr ungleichmäßig
verteilt. Die Fachleute streiten noch, ob an den Schnittpunkten verschiedener
Sender die Strahlungswerte "lediglich" addiert oder gar multipliziert werden
müssen. Es ist damit äußerst schwierig, die Strahlungsstärke im Umfeld einer
Basisstation zu prognostizieren. Die Strahlung mancher Sender kann noch mehrere
Kilometer entfernt nachgewiesen werden.
Elektrosmog ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen "elektrisch" und
"smog" zusammensetzt. Der Begriff "smog" (zusammengesetzt aus "smoke" - Rauch
und "fog" - Nebel) entstand in England als Ausdruck für die
gesundheitsschädliche Dunstglocke, die sich an nebligen Tagen über London
bildete. Elektrosmog, also so etwas wie "elektromagnetischer Wellen-Nebel", ist
kaum wahrnehmbar: Wir Menschen können ihn weder riechen, schmecken, sehen, hören
noch tasten. Aber wir können seine Auswirkungen feststellen.
Besonders schlimm ist, daß eine Flucht vor der Strahlung für viele Menschen
unmöglich ist. Sie sind der Strahlung ausgesetzt, ohne sie eigenverantwortlich
steuern zu können - im Gegensatz zum Handy läßt sich der Sender nämlich nicht
abschalten und trifft auch Menschen, die gar keine Mobilfunkdienste für sich in
Anspruch nehmen wollen. Besonders die Bestrahlung während der Ruhephasen, die
wie der Schlaf der Regeneration des Körpers dienen, beeinträchtigt die
Gesundheit.
Die Netzagentur (ehemals: Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation,
RegTP) betreibt eine Datenbank mit allen Standorten von Mobilfunkantennen,
inklusive der gemessenen Strahlenemission. Doch Vorsicht: die Datenbank kann mit
ihren Informationen bis zu zwei Jahre hinterherhinken, gibt nicht immer exakte
Auskunft und ist zuweilen widersprüchlich. Die Messungen erfassen nur die
Strahlungsstärke zu einem bestimmten Zeitpunkt und berücksichtigen nicht, daß es
je nach Anzahl der abzuwickelnden Gespräche Phasen hoher und geringerer
Strahlung gibt. Die Bundesnetzagentur mißt außerdem nur in Bodennähe und
außerhalb von Wohnungen.
Zudem ist es nicht schwierig, die äußerst hohen für Deutschland geltenden
Grenzwerte einzuhalten. Vorsorgewerte gibt es in unserem Land nicht, aber
Empfehlungen selbst von Seiten der Mobilfunkbefürworter. So empfahl Wolfram
König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), bereits im Jahr 2001:
"Ich halte es für notwendig, Standorte zu vermeiden, die bei Kindergärten,
Schulen und Krankenhäusern zu erhöhten Feldern führen - Eltern sollten ihre
Kinder möglichst von dieser Technologie [dem Mobilfunk] fernhalten." (Berliner
Zeitung vom 31.7.2001)
Die Annahme, weniger Sendemasten bedeuteten mehr Sendeleistung und damit eine
höhere Belastung, stimmt nicht. Wir sind derart überversorgt, daß
schlimmstenfalls der Handy-Empfang bis in die Tiefgarage nicht mehr garantiert
werden könnte.
Zu den Grenzwerten
"Auf der Grundlage des derzeitigen Erkenntnisstandes ist es unmöglich, das
Risiko elektrosensibler Reaktionen für die Allgemeinbevölkerung, die sich aus
sensiblen und nicht-sensiblen Personen zusammensetzt, abzuschätzen oder gar in
Empfehlungen für Grenzwerte umzusetzen." (Aus einer Studie des Ecolog-Instituts
im Auftrag der T-Mobile, April 2000)
Wenn PolitikerInnen einen Grenzwert formulieren, gehen sie von einer Gefahr für
die Gesundheit aus. Leider sind Grenzwerte Verhandlungssache, oftmals
Kompromisse zwischen verschiedenen Interessensgruppen. Sie markieren nicht
unbedingt die Schwelle der Gefährdung, sondern können Betroffenen allenfalls
eine Handhabe bieten, gegen den Verursacher juristisch vorzugehen.
Die Grenzwerte der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICNIRP) für
elektromagnetische Felder, auf denen die deutschen Grenzwerte basieren, beziehen
sich auf die Wärmestrahlung. Handystrahlung wirkt ähnlich wie ein
Mikrowellenofen, der alles, was Wasser enthält, erwärmen kann. Bei der ICNIRP
handelt es sich um einen eingetragenen Verein in Bayern, dessen
Schlußfolgerungen schon 1999 als wissenschaftlich falsch widerlegt wurden (die
international anerkannte Widerlegung von Neil Cherry, Lincoln Universität
Neuseeland, ist unter www.buergerwelle.de vollständig zugänglich). Neil Cherry
kam - wie auch andere Regierungen - zu dem Schluß, daß das ICNIRP die
Belastungs-Grenzwerte um viele Größenordnungen zu hoch angesetzt hat. Angela
Merkel unterzeichnete damals als Bundesumweltministerin die 26. Verordnung zur
Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, in der die Richtlinien des
ICNIRP trotz der nachgewiesenen Fehlerhaftigkeit fast vollständig übernommen
wurden. Diese Verordnung wurde zuletzt im April 2005 von der "rot-grünen"
Bundesregierung unter Gerhard Schröder bestätigt.
Wirkungen, die nicht auf dem Wärmeeffekt beruhen, wurden vom ICNIRP gar nicht
berücksichtigt. Der gefährliche Faktor ist jedoch gerade die Pulsung, welche die
im Menschen selbst vorhandenen elektrischen Signale stören und so zu schweren
Krankheiten führen kann. So fordern etwa das ECOLOG-Institut in Hannover und
das Nova-Institut in Hürth eine Reduktion um etwa den Faktor 1000 - der ohne
große Qualitätseinbußen für Handy-Nutzer realisierbar wäre.
Die meisten Standortbescheinigungen für Mobilfunksender werden von der
Bundesnetzagentur - sozusagen: "auf dem Papier" - ausgestellt, das heißt eine
Messung hat im Vorfeld nicht stattgefunden, und damit wird das Zusammenwirken
vieler Strahlungsquellen gar nicht berücksichtigt. Selbst wenn eine Messung
vorgenommen wird, stellt sich oftmals heraus, daß die deutschen Grenzwerte
eingehalten, sogar unterschritten werden. Das liegt daran, daß es sich dabei
nicht um Vorsorge-Grenzwerte handelt, sondern nur um eine Absicherung der
Mobilfunkbetreiber gegen juristische Ansprüche von Geschädigten.
Hier einige Grenzwerte und Empfehlungen für Mobilfunk:
Die Angaben der Signalstärke sind in mW/m² - Milliwatt pro Quadratmeter)
Grenzwert Deutschland
10.000
Vorsorgewert
Italien, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Rußland, China
100
Ecolog-Institut, Nova-Institut, Wien (2001, Anlagen auf städt. Gebäuden)
10
Öko-Test 1999, Salzburger Resolution (2000, außen), Bund für Umwelt und
Naturschutz 2001
1
Salzburger Vorsorgewert (2002, außen)
0,01
Salzburger Vorsorgewert (2002, innen)
0,001
Zum Vergleich:
DECT-Telefon in 1,5 Meter Entfernung
10
Mindestpegel für Telefonate
0,000 000 1 (also ein Zehnmillionstel mW/ m²)
CT-Telefone und W-LAN
Bereits im Frühjahr 1996 machte die Zeitschrift Öko-Test auf die Gefahren
aufmerksam, die von Telefonen mit DECT-Standard ausgehen. Dieser Standard ist
nur in Europa erlaubt und in Deutschland sehr verbreitet. Von Telefonen mit
DECT-Technik geht wie von Mobilfunksendern gepulste Strahlung aus - meistens
sogar stärkere. Und das permanent, auch wenn nicht telefoniert wird und auch,
wenn das Schnurlostelefon in der Basisstation liegt. Dabei kann das Telefon bzw.
beim Schnurlostelefon die Basisstation bis zu 300 Meter weit strahlen - Ihr
Nachbar hat also möglicherweise auch noch etwas davon. Die beobachteten Schäden
ähneln denen, wie sie bei einer Exposition im Umfeld von Mobilfunksendern
beobachtet werden.
"Bei einigen wenigen Schnurlostelefonen der neuesten Generation verzichten die
Hersteller auf den problematischen dauerhaften Sendebetrieb. Dennoch: Auch diese
Geräte sind nicht der Weisheit letzter Schluß. Alle von uns untersuchten
DECT-Telefone strahlen weiter fröhlich vor sich hin.", so das Ergebnis des Tests
in ÖKO-TEST Februar 2006, Telefone, DECT.
Die Annahme, nur schnurlose Telefone arbeiteten mit diesem Standard, stimmt
leider nicht. Auch schnurgebundene Telefone können diese Technik eingebaut haben
- und müssen dies noch nicht einmal im Benutzerhandbuch deklarieren. Auch der
Begriff analog bietet keine Sicherheit dafür, daß Sie ein Telefon ohne die
schädliche Technik haben. Wenn Sie sicher sein wollen, daß Ihr Telefon nicht
strahlt, hilft nur eine Strahlenmessung (oder die Verwendung eines
"Uralttelefons"). Diese Irreführung und mangelnde Deklaration sollte die
Verbraucherzentralen alarmieren. Übrigens sind DECT-Telefone nicht nur
gesundheitsschädlich, sondern auch wahre Stromfresser (da freut sich Siemens
gleich doppelt).
Telefone mit dem CT1+-Standard werden oft als Alternative genannt, da sie nicht
permanent, sondern nur während eines Telefonats, strahlen. Sie sind aber nicht
strahlungsfrei, sondern strahlungsarm - was ein relativer Begriff ist. Sie sind
nur dann zu empfehlen, wenn Sie nicht auf den Komfort des Schnurlos-Telefons
verzichten möchten.
Auch die schnurlose Anbindung des Computers an das Internet, der W-LAN, sendet
unregelmäßig gepulste hochfrequente Signale. Gerade in Wohnungen und am
Arbeitsplatz haben Sie mit dem Festnetzanschluß eine fast genauso bequeme
Alternative.
Generell sollten Sie mit allem vorsichtig umgehen, was Daten nicht per Kabel,
sondern per Funk überträgt. Das gilt auch für Babyphone, die noch dazu in der
Nähe der besonders sensiblen Säuglinge aufgestellt werden.
Das heiße Problem der sich angeblich widersprechenden Studien
Noch im April 2005 hat die damalige Bundesregierung erklärt: "Die geltende 26.
Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes berücksichtigt
alle wissenschaftlich nachgewiesenen, gesundheitlich relevanten Wirkungen. Die
Grenzwerte reichen nach dem derzeitigen Kenntnisstand aus, um diese nachteiligen
Wirkungen auszuschließen. Die Bundesregierung prüft kontinuierlich, ob dieses
Ziel in Anbetracht der neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnisse tatsächlich
erreicht wird." (Bundestagsdrucksache 15/5415 S. 22)
Generell ist es unmöglich, die Unschädlichkeit von Strahlung nachzuweisen.
Studien, die die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf Menschen und Tieren
untersuchen, liegen schon seit Jahren vor. Es gibt bisher keine Studie, die
zeigt, daß es keinen Zusammenhang gibt.
Im Gegenteil: es gibt zahlreiche Studien, die den Nachweis erbringen, daß die
gepulste Strahlung Gesundheitsschäden an Mensch und Tier hervorruft. Übrigens
wiederholt Siegfried Zwerenz, Vorsitzender des Vereins Bürgerwelle e. V., diese
Aussagen schon seit Jahren in Buchveröffentlichungen, Medien und auf Vorträgen.
Es gab deswegen noch keine Unterlassungsklage seitens der Mobilfunkbetreiber,
die ihn gerne als Lügner hinstellen. Eine Klage wäre nicht haltbar (und aus
Sicht der Mobilfunk-KritikerInnen sogar wünschenswert, da sie das Thema endlich
in die Gerichte und die Schlagzeilen bringen würde...). Warum werden also die
vorhandenen Studien von der Bundesregierung nicht ernst genommen? Und mit
welchen Argumenten?
Zum Vorwurf, die Studien seien nicht reproduziert worden und könnten daher nicht
als wissenschaftlich haltbar gelten:
Vielfach wurden Mobilfunk-kritische Studien vom wissenschaftlichen Team, das sie
erstellte, eigens Fachkollegen, die Studien für die Gegenseite produzieren,
vorab zur Überprüfung vorgelegt. In keinem Fall der von uns hier im folgenden
genannten Studien konnten Mängel an der wissenschaftlichen Vorgehensweise
nachgewiesen werden. Stattdessen wird von der Mobilfunk-Industrie mit einer Flut
von Gegengutachten geantwortet. Diese sogenannten Persil-Gutachten haben meist
einen ganz anderen Untersuchungsgegenstand oder sie werden rechtzeitig vor der
Veröffentlichung von unliebsamen Fakten gereinigt.
Auch die ForscherInnen am am Max-Planck-Institut in Golm bei Potsdam legten eine
Studie zum Mobilfunkt, die erschreckende Ergebnisse zu Tage brachte, zwei
Kollegen zur Gegenprüfung vor. Sie ließen die Experimente von zwei Professoren
von der FU Berlin und der Universität Leipzig überprüfen, von denen einer auch
für Firmen der Handy-Branche arbeitet. Ergebnis: Keine Beanstandungen.
Diese Studie, die im August 2006 veröffentlicht wurde, zeigt auf, daß
menschliche Zellen beim Telefonieren mit dem Handy viel stärker erhitzt werden
als bisher angenommen. Die ForscherInnen vom Max-Planck-Instituts für Kolloid-
und Grenzflächenforschung in Golm bei Potsdam bewiesen, daß die Strahlung von
Handys beim Telefonieren die Synapsen im Gehirn aufheizt. Und nicht etwa wie
bisher angenommen um höchstens ein Grad, sondern auf 100 Grad. Der Direktor des
Instituts, Professor Markus Antonietti sagte hierzu: "Da wird hundertmal so viel
Energie absorbiert wie bisher gedacht. Das ist ein Horror." Doch er fügte
vorsichtig hinzu: "Die Mobilfunkindustrie hat gute Anwälte." Doch zumindest sei
nunmehr geklärt, auf welche Weise die bereits bekannten Zellschädigungen
zustande kommen. Allerdings führt nicht jede DNA-Schädigung zu Krebs. Jede
menschliche Zelle muß täglich mehrere tausend DNA-Schädigungen verschiedenster
Ursachen bewältigen. Allein rund 200 Gene haben die Aufgabe, solche Reparaturen
zu steuern. Die Art der Schädigung ist also der entscheidende Punkt, an dem
weiter geforscht werden muß.
Kann bis dahin also weiterhin munter das Handy benutzt werden? Wenn Antonietti
dieser Tage Vorträge vor KollegInnen an anderen Universitäten hält, erfährt er
oft in persönlichen Gesprächen, daß WissenschaftlerInnen privat nicht unbedingt
rational handeln. Antonietti sagt: "Manche von denen telefonieren jetzt
weniger."
Zur Abhängigkeit von WissenschaftlerInnen
Die große Mehrheit der ForscherInnen, die heutzutage von ihrer Kompetenz wie
auch von der Loborausstattung überhaupt in der Lage sind, Studien zur
Mobilfunk-Problematik zu erstellen, werden unter kritischen FachkollegInnen als
"pet scientists" bezeichnet - zu deutsch: Haustier-Wissenschaftler. Große
Konzerne halten sich einen Stab an WissenschaftlerInnen wie Haustiere, für die
ähnlich wie für den kleinen Hund in der alten Grammophonwerbung gilt: "His
Masters Voice" - "die Stimme seines Herrn".
Zum Problem der Langzeitwirkung:
Viele Studien werden über einen relativ kurzen Zeitraum durchgeführt. Einige
Tage, Wochen oder Monate sind für die Beobachtung von Entwicklungen von
Krankheiten wie Krebs nicht ausreichend. Erste Krankheitsanzeichen wie
Kopfschmerzen, Unwohlsein und ähnliches können von Tieren nicht geäußert werden, was
nicht bedeutet, daß es sie nicht gibt. Die durchgeführten Kurzzeitstudien zeigen
dennoch alarmierende Ergebnisse: So wurde in der von den Mobilfunkbetreibern
finanziell unterstützten "Rinderstudie" eindeutig festgestellt, daß die Rinder
schon nach kurzer Bestrahlung Verhaltensveränderungen zeigten, die auf eine
"chronische Streßsituation" zurückzuführen waren. Leider interpretierte der
bayrische Umweltminister Schnappauf die Studie in den Medien falsch, und die
Richtigstellung seitens der Wissenschaftler wurde ignoriert. Anstatt eine
Folgeuntersuchung in Auftrag zu geben, schweigt man lieber über das Ergebnis. Es
gibt keine Langzeitstudien zu der Auswirkung von Mobilfunkstrahlung auf Mensch
oder Tier - und auch keinen staatlichen Auftrag dafür.
Die REFLEX-Studie
REFLEX ist der Kurzname für das von der EU geförderte Forschungsvorhaben "Risk
Evaluation of Potential Environmental Hazard from Low Energy Electromagnetic
Field Exposure Using Sensitiv in vitro Methods". Die alamierenden Ergebnisse
wurden bereits im Sommer 2003 vorgestellt und nicht angezweifelt, da zwölf
renommierte Forschergruppen der Universitäten Bologna, Bordeaux, Mailand, Wien,
Zürich, Berlin und Hannover sowie fünf nichtuniversitäre Forschungszentren zu
einem eindeutigen Ergebnis kamen. Die Forscher untersuchten den Einfluß von
elektromagnetischen Feldern niedriger Energie auf biologische Systeme.
Dazu wurden Zellkulturen im Reagenzglas Handystrahlung ausgesetzt. Die Forscher
arbeiteten mit Feldstärken unterhalb des in Deutschland geltenden Grenzwertes
und kamen trotz unterschiedlicher Nachweismethoden zum gleichen Ergebnis:
Bereits ab einem SAR-Wert von 1,3 W/kg (der deutsche Grenzwert liegt bei 2
Watt pro Kilogramm) kam es zu Einfach- und Doppel-Strangbrüchen der DNA, des Erbguts.
"Gefährlich sind vor allem die Doppelstrangbrüche, weil sie vom Körper oft
falsch repariert werden", erklärte der leitende Prof. Adlkofer, und wies darauf
hin: "Veränderungen am Erbgut führen in der Regel zu Krebs". Außerdem machten
die Forscher eine erstaunliche Entdeckung: Sind Zellen bereits geschädigt, wird
dies durch den Einfluss der Strahlung um ein Vielfaches verstärkt.
"Seit 40 Jahren gilt die Lehrmeinung, daß elektromagnetische Felder zu schwach
sind, um das Erbgut zu verändern", sagte Adlkofer, "Unsere Ergebnisse haben
jetzt das Gegenteil gezeigt."
Mobilfunkbefürworter halten den Forschern vor, daß die festgestellte Schädigung
der Zellkulturen im Reagenzglas nicht direkt auf das komplexe biologische System
Mensch übertragen werden könne. Fest steht aber, daß jedes Medikament bei solch
einer Zweifelhaftigkeit sofort vom Mark genommen und eine Folgeuntersuchung
veranlaßt werden würde. Warum reagiert die Bundesregierung hier nicht?
Die Augenkrebsstudie
Seit 2001 liegt eine bisher nicht widerlegte Studie der Universität Essen vor,
die einen Zusammenhang zwischen der häufigen Benutzung von Handys und Augenkrebs
belegt. In der Studie wurden 118 Krebspatienten der Universitäts-Augenklinik mit
einer Kontrollgruppe aus 475 nicht an Augenkrebs leidenden Menschen verglichen.
Dabei stellte sich heraus, daß Melanom-Patientinnen und -Patienten signifikant
häufiger das Handy benutzten als die Menschen der Kontrollgruppe. Die Studie
wurde in der Fachzeitschrift 'Epidemiology', Bd. 12, Januar 2001 veröffentlicht.
Eine Gegenstrategie der Mobilfunk-Industrie scheint darin zu bestehen unter
Jugendlichen Witze zum Thema Handy und Augenkrebs zu verbreiten. So wimmelt es
auf einschlägigen Seiten im Internet nur so von coolen Sprüchen wie "Endlich
kein Augenkrebs-erregendes grün und blau mehr, sondern schön schwarz..."
Solche hirnverbrannten Sprüche zum Design von Handys sind im Internet in allen
Variationen zu finden.
Die UMTS-Studie
Die Erkenntnisse zu den Auswirkungen von UMTS-Strahlung sind bislang gering.
Das, was man weiß, verheißt aber nichts Gutes. Eine von drei niederländischen
Ministerien (Wirtschaft, Gesundheit und Telekommunikation) beauftragte Studie
zeigte 2003 deutliche negative Auswirkungen von UMTS-Feldern auf Menschen.
Getestet wurde eine Strahlenbelastung von nur einem Tausendstel der in
Deutschland zulässigen Bestrahlung. Ein Wert, wie er üblicherweise mindestens
innerhalb von Wohnungen mit nahe gelegenen Sendeanlagen auftritt. Dabei litten
elektrosensible Personen besonders, z. B. unter Schwindel, Unwohlsein,
Nervosität, Brustschmerzen, Atemnot und Konzentrationsstörungen. Bei Personen,
die normalerweise nicht elektrosensibel reagierten, wurden Anzeichen erhöhter
Gehirnaktivität festgestellt, und die Personen litten schon nach 15 Minuten
Bestrahlung an Übelkeit und Kopfschmerzen. Das Bundesamt für Strahlenschutz
bewertete die Studie als "von einem renommierten Forschungslabor sorgfältig
durchgeführt", verschweigt aber dessen Schluß: Das niederländische
Wirtschaftsministerium bewertete die Ergebnisse als "alarmierend".
Soziale Verarmung
Soziologen, Pädagogen, und Eltern klagen: Unsere Kinder sind zunehmend
kontaktarm und unzuverlässig. Wo man sich früher traf, wird heute telefoniert
oder gesimst. Wo man früher eine feste Absprache traf und diese einhalten mußte,
um sich nicht zu verfehlen, ruft man sich heute spontan per Handy zusammen -
oder auch nicht, sagt nämlich das Treffen kurzfristig ab. In öffentlichen
Verkehrsmitteln und auch auf einigen Pausenhöfen ist es heute schon ein
gewohnter Anblick, wenn Jugendliche nur noch auf ihr Handy stieren. Körperlichen
Erfahrungen im Kindesalter wird immer weniger Beachtung geschenkt. Schon seit
Jahren wird in zunehmendem Maße beim Thema Fernsehkonsum von einer Verarmung der
Sinne und einer Überforderung der Kinder gesprochen. Das Handy muß als
Verstärker dieser Entwicklung angesehen werden. WissenschaftlerInnen stellen
Krankheiten wie Hyperaktivität immer öfter in Zusammenhang mit Mobilfunk - der
körperlichen und sozialen Auswirkungen wegen.
Prof. Dr. Karlheinz A. Geißler, Wirtschaftspädagoge, analysierte unsere
Gesellschaft als von Hochgeschwindigkeit- und Simultanaktionen geprägt, deren
wichtigstes Instrument das Handy sei. In diesem Zusammenhang machte er klare
Anzeichen mangelnder gesellschaftlicher Integration aus (FAZ vom 28.07.2005).
Spannend wird die Betrachtung der weiteren Entwicklung: wieviel Rücksicht nehmen
diejenigen, die sämtliche Mobilität nutzen wollen, auf diejenigen, die dies
nicht vertragen? ...und auf Tierwelt und Natur, die den Gefahren ausgesetzt
sind, ohne vor Schäden warnen zu können, die sich erst in Jahren oder
Jahrzehnten zeigen. Warnendes Beispiel ist der Klimawandel.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Handy frittiert Gehirn
Max-Planck-Forscher: 100 Grad in der Zelle (21.08.06)
Vor vollendete Tatsachen gestellt:
Mobilfunkanlage im benachbarten Kirchturm (22.10.05)
Erhöhte Krebsrate
im Nahbereich von Strom-Masten (5.06.05)
Handy auf dem flachen Land
- hohes Hirntumor-Risiko (17.05.05)
Langzeit-Studie bestätigt
Gesundheitsrisiken von Handys (21.12.04)
Gehirnschäden
durch Handy und Föhn (22.02.04)
Krebs durch Mobilfunk ? (7.08.03)
Aktuelle schwedische Studie:
Handys gefährlicher als bisher vermutet (25.05.03)
Handy-Fieber (29.12.01)
Handys und Augenkrebs (25.01.01)
Handys
- Beweise für die Schädlichkeit? (30.12.2000)