26.10.2005

Irak: Verfassung
mehrheitlich abgelehnt

Die nunmehr zehn Tage nach dem Verfassungs-Referendum im Irak vorgelegten Auszählungsergebnisse sind offensichtlich gefälscht.

Nach glaubhaften Berichten vieler Augenzeugen war die Wahlbeteiligung nicht nur in den sunnitischen Provinzen Anbar, Salaheddin und Ninive äußerst gering. Die aus einer Vielzahl von Provinzen gemeldeten Wahlbeteiligungen von über 99 Prozent sind lachhaft. Einen solch unprofessionellen Betrug hätten interessierte BeobachterInnen einem mit den Erfahrungen aus der Endphase des Präsidentschaftswahlkampfs gegen Al Gore in Florida gesegneten George W. Bush nun doch nicht zugetraut. Doch offenbar kam es auf Glaubwürdigkeit nicht an wie bereits US-Außenministerin Condoleezza Rice bewies, die schon einen Tag nach dem Referendum das Ergebnis bekannt gegeben hatte.

Erst vor wenigen Tagen war eine geheime, von der britischen Besatzungs-Armee in Auftrag gegebene Umfrage bekannt geworden. Die britische Zeitung 'Sunday Telegraph' veröffentlichte die Ergebnisse. Danach sprachen sich 82 Prozent der IrakerInnen gegen die Besatzung aus und 65 Prozent befürworteten sogar die Angriffe auf die Besatzungstruppen. 72 Prozent besitzen laut Umfrage keinerlei Vertrauen in die Besatzungs-Truppen. Nicht einmal ein Prozent der irakischen Bevölkerung glaubt, daß die andauernde Besatzung die Sicherheit erhöhe. Die 'Sunday Telegraph' kommentierte, die Umfrageergebnisse zeigten "nach zweieinhalb Jahren blutiger Besatzung zum ersten Mal die wahre Stärke der gegen die westlichen Truppen gerichteten Stimmung im Land."

Entweder sind die Ergebnisse der geheimen britischen Umfrage glaubwürdig oder das offizielle Ergebnis des Verfassungs- Referendums. Beides zugleich ist kaum möglich.

 

Ute Daniels

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Irak: Scheinwahlen mit geringer Resonanz (30.01.05)

      Irak: Folter as usual
      US-Menschenrechtsorganisation klagt an (25.01.05)

      "Operation Ali Baba"
      Auch britisches Militär folterte im Irak (19.01.05)

      Phantom 1 ernennt Phantom 2 - Quelle: Phantom 3
      (27.12.04)

      Brief aus Falludscha an Kofi Annan
      (3.11.04)

 

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