Vorboten der Klimakatastrophe
Nach einer zweimonatigen Ruhepause setzt sich die Auflösung des Wilkins-Schelfeises in der Antarktis fort. Zuletzt war im März 2008 ein gigantischer Eisblock des Wilkins-Schelfeises abgebrochen.1
Seit dem 30. Mai sind in der südpolaren Region erneut deutliche Veränderungen zu erkennen. Ein ForscherInnen-Team um Angelika Humbert und Matthias Braun verfolgt die Entwicklung der sensiblen Region, die das Wilkins-Schelfeis mit den beiden Inseln Charcot und Latady verbindet, bereits seit Jahren.
Der ehemals rund 15 Kilometer breite Eissteg zwischen den Inseln, die rund 1000 Kilometer vor der Südspitze Südamerikas liegen, ist seit dem erneuten Abbruch nur noch knapp drei Kilometer breit. Satellitenaufnahmen zeigen auf der verbliebenen Eisbrücke einen bogenförmigen Riss - die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Steg in den nächsten Tagen komplett zerbricht, ist sehr hoch, so die Forscher. Die Folgen für die Stabilität des übrigen Schelfeises sind nicht abzusehen.
Die jetzt innerhalb weniger Tage abgebrochene Eismasse war bereits vor rund einem Jahr mit feinen Rissen durchzogen. "Der eigentliche Schaden ist bereits damals entstanden" betont Angelika Humbert. Unterschiedlich große Auftriebskräfte führen zu Biegespannungen im Eis und somit zu Rissen, die sich schlagartig ausdehnen. Das dadurch instabil gewordene Eis bricht zu einem späteren Zeitpunkt - wie es derzeit zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate geschieht.
Der aktuelle Abbruch zeigt, daß Schmelzwasser, welches lange in Verdacht stand, der alleinige auslösende Faktor für das Zerbrechen einer Eismasse zu sein, keine Rolle gespielt haben kann: Im derzeit herrschenden antarktischen Winter ist die Oberfläche des Wilkins-Schelfeises komplett gefroren.
Die größten Spannungen im Eis treten derzeit vermutlich durch das "Fließen" des Eises auf, also durch die Verformung des Eises unter seinem eigenen Gewicht. Diese Verformungen haben die bereits bestehenden Riß-Flanken auseinander gezogen und damit jetzt zum Durchreißen geführt. Der Aufbruch des Eises läuft diesmal jedoch anders ab als Anfang 2008: Während damals die ersten Eisberge an der Eisfront kalbten, bricht die Eismasse jetzt von innen nach außen auf. Sehr schmale "Scheibeneisberge" kippen dabei um und drücken so die vor ihnen liegende Eismasse nach außen. Dies deutet auf eine Beschleunigung der Prozesse hin.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu:
Gigantischer Eisblock bricht in der Antarktis ab
Klimakatastrophe rückt näher (25.03.08)
Siehe auch unsere Artikel:
WWF: Eis der Arktis schmilzt schneller als erwartet
Bereits im Sommer 2013 eisfrei? (25.04.08)
Klimaforscher James Hansen: Erde an kritischem Punkt (6.04.08)
Gigantischer Eisblock bricht in der Antarktis ab
Klimakatastrophe rückt näher (25.03.08)
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