21.09.2004

Urwaldschutz ist zugleich
Orang-Utan-Schutz

Und umgekehrt: Solange "Rot-Grün" nichts gegen den Import von Tropenhölzern unternimmt, trägt diese Regierung zur Ausrottung der Orang-Utans bei.

Durch das Medieninteresse, das von der Internationalen Artenschutz-Konferenz1 bereits jetzt geweckt wird, gerät ein sonst kaum beleuchteter Zusammenhang ins Scheinwerferlicht: Solange es weltweit kein Handelsembargo gegen Tropenhölzer wie beispielsweise Ramin gibt, besteht auch für die vom Aussterben bedrohten Orang-Utans kaum Hoffnung.

Auf der Artenschutz-Konferenz, die vom 2. bis 14. Oktober in Bangkok stattfindet, wird Indonesien den Antrag stellen, den internationalen Handel mit Ramin zu beschränken. Diese Baumart wächst vornehmlich in den Sumpfwäldern Indonesiens und Malaysias. Auf dem Weltmarkt erzielt ein Kubikmeter verarbeitetes Ramin bis zu 1.000 US Dollar. Auch in Deutschland werden große Mengen dieses Tropenholzes abgesetzt.2

Die Urwälder, in denen Ramin nebst einer Vielzahl dort vorkommender Baumarten rücksichtslos abgeholzt wird, sind die letzten Rückzugsgebiete der Orang-Utans, einer der vier Menschenaffen-Arten. Inselstaaten wie Indonesien sind dem Sog des internationalen Handels mit Tropenholz nahezu ohnmächtig ausgeliefert. "Indonesiens nationales Exportverbot wird durch massiven Holzschmuggel ins Nachbarland Malaysia und anschließenden Export auf den Weltmarkt systematisch unterwandert", kritisiert Dr. Sandra Altherr, Sprecherin der Umweltschutz-Organisation 'pro wildlife'. "Nur ein weltweit einheitlicher Schutzstatus für Ramin kann den Raubbau unterbinden und die für Orang-Utans überlebenswichtigen Sumpfwälder erhalten."

Zur Gattung Ramin (wissenschaftlich Gonystylus spp.) gehören streng genommen 30 Baumarten. Sechs von ihnen sind im internationalen Handel relevant. 15 Arten Ramin sind inzwischen auf der Roten Liste als bedroht eingestuft. In der indonesischen Holzwirtschaft ging der Ertrag von Ramin seit den 70er Jahren von 1,5 Millionen auf nur noch 24.000 Kubikmeter jährlich zurück - Folge eines dramatischen Bestandsrückgangs dieser Bäume in den Wäldern. "Sogar vor Nationalparks machen die illegalen Holzfäller keinen Halt. Der selektiven Entnahme von Ramin folgt die ungezielte Rodung anderer Urwaldriesen und zieht eine Spur der Vernichtung nach sich", beschreibt die 'pro-wildlife'-Sprecherin die verheerende Situation in Indonesien. Mit einer Rodungsfläche von 3,8 Millionen Hektar pro Jahr wird in Indonesien weltweit am meisten Wald vernichtet.

Direkt betroffen von den rücksichtslosen Rodungen sind die Orang-Utans auf Borneo und Sumatra: Wissenschaftlich gelten die Bestände Borneos und Sumatras inzwischen als eigenständige Arten, beide sind hochgradig bedroht: Im Vergleich zu den 13.000 Sumatra-Orang-Utans ist der Bestand auf Borneo (geteilt in den indonesischen Teil Kalimantan und die malaysischen Teile Sabah und Sarawak) mit etwa 24.000 Tieren zwar größer, aber die Tiere leben fast ausschließlich in ungeschützten Gebieten. Insofern schätzen ExpertInnen die Gefährdung für den Borneo-Orang-Utan sogar noch höher ein. Beide Arten leben vornehmlich in Sumpfwäldern, in denen die im Handel besonders begehrte Ramin-Art Gonystylus bancanus die häufigste Baumart ist.

Indonesien erließ zwar 2001 ein Exportverbot für Ramin, doch die Schutzbemühungen laufen bislang ins Leere. Riesige Mengen Ramin werden auf dem Schiffsweg ins Nachbarland Malaysia geschmuggelt, dort weiterverarbeitet und als angeblich legales Holz in alle Welt weiterverkauft. Malaysias eigene Ramin-Bestände sind aufgrund jahrzehntelanger Plünderung längst zusammengebrochen, doch der Export von Ramin läuft aufgrund des illegalen Nachschubs unvermindert weiter. 40 Prozent der in Malaysia verarbeiteten Hölzer stammen aus illegalen Quellen. Ramin spielt dabei eine bedeutende Rolle.

Auch in Deutschland ist Ramin aufgrund seiner hellen, gleichmäßigen Maserung und seiner Robustheit sehr beliebt: Ob Holzleisten, Jalousien, Bilderrahmen, Furniere, Sperrholz oder Drachengestelle aus Ramin - eine breite Produktpalette ist im Handel präsent. "Noch im Jahr 2001 bot ein einziger Importeur monatlich 3.000 Kubikmeter Ramin aus Indonesien an. Doch seit dem Exportverbot Indonesiens sind die Händler mit ihren offenen Angeboten zurückhaltender geworden" berichtet Altherr. Die Wege, wie Ramin in deutsche Baumärkte und Fensterfabriken findet, sind oft nur mit detektivischem Aufwand aufzudecken.

Nur wenn diese Verbrechen ins Licht der Öffentlichkeit gebracht werden können, wächst der Druck auf die Regierung. Auf die Wirkung von Argumenten, Einsicht oder Mitgefühl ist bei den Mächtigen schon viel zu lange gehofft worden. Nur durch öffentlichen Druck kann dem verbrecherischen Handel mit Tropenhölzern entgegen gewirkt werden.

 

Monika Wittmer

 

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
    Auch Elefanten wieder von der Ausrottung bedroht (15.09.04)

2 Siehe auch unsere Artikel
    "Rot-Grün" mitverantwortlich für Regenwald-Zerstörung auf Sumatra
    (29.04.04)
und
    WWF bescheinigt EU-Regierungen Komplizenschaft (10.04.04)

 

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