15.03.2012

AKW Philippsburg
Heruntergespielte "Pannen"

Ein (baden-württembergisches) Atomkraftwerk in grün Nach mehr als zwei Jahren mußte der AKW-Betreiber EnBW jetzt einge- stehen, daß zwei "Pannen" ernster waren als damals dargestellt. Es handelte sich um Probleme beim Notspeisesystem, das bei Ausfall der Kühlung ein Durchschmelzen des Reaktorkerns verhindern soll. Die "grün-rote" Landesregierung jedoch garantiert den Weiterbetrieb der baden-württembergischen Atomkraftwerke bis mindestens 2016.

Nachträglich hat der AKW-Betreiber EnBW, einer der "Großen Vier", die nach wie vor den deutschen Strommarkt beherrschen, am heutigen Donnerstag zwei im Januar 2010 als "nicht meldepflichtig" eingestufte und als "Pannen" bezeichnete Vorkommnisse hochstufen müssen. Zum einen handelte es sich um Probleme beim Notspeisesystem, das bei Ausfall der Kühlung ein Durchschmelzen des Reaktorkerns verhindern soll. Zum anderen um ein "Ereignis" am 12. Mai 2009, bei dem während Arbeiten zur angeblichen Verbesserung der Löschanlage bei laufendem Betrieb des Atom-Reaktors zwei Gebäudeabschluß-Armaturen des Sicherheitsbehälters geöffnet und versehentlich auch außer Funktion gesetzt wurden.

"Uns ist ein Fehler unterlaufen," erklärte ein EnBW-Sprecher die nachträgliche Höherstufung lapidar. Der "Fehler" sei vor einer erneuten Überprüfung durch einen Gutachter der Aufsichtsbehörde aufgefallen. Die Armaturen im Notspeisesystem waren im Januar 2010 bei Instandhaltungsarbeiten elektrisch abgeschaltet worden und bei der berechneten Erwärmung durch Kühlung der Notstromdiesel sei man von einem Aggregat weniger ausgegangen.

Ebenfalls heute teilte das baden-württembergische "Umwelt"-Ministerium mit, daß GutachterInnen bei der Untersuchung eines bereits gemeldeten Ereignisse vom Mai 2009 im AKW Philippsburg Mängel beim Feuerlösch-System festgestellt hätten. "Dabei wurden zahlreiche Betriebsvorschriften nicht beachtet," heißt es in der Mitteilung des vom pseudo-grünen Minister Franz Untersteller geführten Ministeriums. Dennoch sind Initiativen zur Stilllegung der baden-württembergischen Atomkraftwerke Neckarwestheim und Philippsburg von "Grün-Rot" nicht zu erwarten.

Im Sommer 2011 hatten die Pseudo-Grünen den zweiten Atomausstiegs-Betrug innerhalb von elf Jahren beglaubigt. Zugleich kündigten sie an, auch im Falle einer Regierungsübernahme nichts unternehmen zu wollen, um die neun Atom-Reaktoren, die de facto unbefristet weiterbetrieben werden dürfen, stillzulegen. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann erfüllt im Interesse der Atom-Konzerne die Aufgabe, den Weiterbetrieb der Meiler bis zum voraussichtlichen Ende seiner Amtszeit im Jahr 2016 zu gewährleisten. Schon im Text des Vertrages zu dem vor elf Jahren verkündeten "Atom-Ausstieg" lautete der entscheidende Satz: "Die Bundesregierung gewährleistet den ungestörten Betrieb der Kernkraftwerke wie auch deren Entsorgung."

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert dennoch optimistisch: "Die Landesregierung als Eigentümerin muß dafür sorgen, daß die notwendigen Konsequenzen gezogen werden." Immerhin erkennt der Umweltverband, daß der Atomenergie-Konzern keine "sichere und transparente Betreibung der Atomkraftwerke" zu leisten imstande ist.

Die Führung der EnBW ist sich ihrer Sache offenbar sicher, denn wie gewohnt läßt sie verlautbaren, daß das "Ereignis keine Auswirkungen auf Personen, die Anlage oder die Umgebung" gehabt habe. Schließlich hat "Grün-Rot" nur wenige Tage nach der Wahl am 27. März 2011 als Vergütung bereits einen gut dotierten Sitz im Aufsichtsrat vom EnBW für die frühere Bundesvorsitzende der Pseudo-Grünen Gunda Röstel erhalten.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      AKW Neckarwestheim
      Noch ein rostiges Atommüll-Faß (15.03.12)

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