25.01.2008

Brasiliens
Regenwald-Zerstörung eskaliert

"Linker" Präsident Lula unterstützt Raubbau

Die Zerstörung der "grünen Lunge" unseres Planeten, des Regenwaldes im Amazonasgebiet, wird immer schneller vorangetrieben. Im vergangenen Jahr erreichte der profit-getriebene Kahlschlag einen traurigen Rekord: Schätzungsweise 7000 Quadratkilometer Regenwald wurden allein zwischen Juli und Dezember 2007 vernichtet. Das hat das Institut für Raumfahrtforschung (INPE) bekannt gegeben. Allein die in der zweiten Hälfte 2007 vernichtete Waldfläche entspricht der Größe des Saarlands.

Der angeblich linke brasilianische Staatspräsident Luiz Inàcio Lula da Silva1 schob nun schnell angeblich genau Zahlen nach und gab bekannt, daß die Zerstörungsrate von 234 Quadratkilometern im August 2007 auf 948 Quadratkilometer im vergangenen Dezember angestiegen sei. Lula rief sechs seiner MinisterInnen sowie den Chef der Bundespolizei zu einer Krisensitzung in Brasilia zusammen, um so den Eindruck eines besorgten und verantwortungsvollen Regierungs-Chefs zu erwecken. Doch die Macht in Brasilien besitzen andere.

Seit vier Jahren messen die WissenschaftlerInnen über Beobachtungssatelliten das Ausmaß der Regenwald-Zerstörung. Noch niemals zuvor haben sie eine solch dramatische Waldzerstörung registriert. Seit 1970 verlor der Amazonas-Urwald bereits rund 700.000 Quadratkilometer. Das entspricht nahezu der doppelten Fläche Deutschlands. Das größte Urwaldgebiet der Erde im Tiefland des Amazonas umfaßt heute noch rund sechs Millionen Quadratkilometer. Der Wald gilt als einer der artenreichsten Lebensräume der Erde.

Der Löwenanteil der Abholzung und Verbrennung entfällt auf die Bundesstaaten Mato Grosso, Pará und Rondonia - jene Regionen, wo der Regenwald von Viehweiden und Soja-Plantagen verdrängt wird. Lula kann nicht einmal zugute gehalten werden, daß er je ernsthaft versucht hätte, die Viehbarone und Agro-Konzerne zu stoppen. Verschärfte Umweltgesetze, die in der fernen Hauptstadt Brasilia beschlossen wurden, waren nie auch nur das Papier wert, auf dem sie gedruckt waren. Sie dienten lediglich zur Täuschung der Öffentlichkeit und dem Image Lulas.

Brasilien ist derweil zum weltgrößten Rindfleisch-Exporteur aufgestiegen, und die Wirtschaft Brasiliens hängt weit überwiegend von den Ausfuhren ab. Soja dient hierbei zugleich als Viehfutter in Brasilien selbst und über den Export auch zur Fleischproduktion in der Massentierhaltung in Europa. Dabei wird zunehmend Gen-Soja eingesetzt, das die Markmacht des "global player" und US-amerikanischen Gentech-Konzerns Monsanto stärkt. Die brasilianischen Viehbarone, deren riesige Profite und deren Macht auf den Soja-Anbauern aufgebaut ist, treiben die Vernichtung des Amazonaswaldes unerbittlich voran. Einer von ihnen ist der Gouverneur und "Soja-König" Blairo Maggi vom Bundesland Matto Grosso. Niemand in Brasilien wundert sich, daß 54 Prozent der zwischen August und Dezember zerstörten Waldfläche auf das Bundesland Mato Grosso entfallen.

In Brasilien ist auch bekannt, daß die Regierung Lula mit Hilfe der Staatsbanken und des Landwirtschaftsministeriums mit Krediten und Subventionen die Abholzung vorantreibt. Die vor Jahren als integer aber naiv geltende Umwelt-Ministerin Marina Silva läßt sich von Lula wider besseres Wissen als ökologisches Aushängeschild mißbrauchen. Die Politik, für die sie sich moralisch prostituiert, ist im wörtlichen Sinne eine Politik der verbrannten Erde. Denn nur für kurze Zeit zahlt sich der Landgewinn durch Regenwald-Zerstörung aus. Bereits nach wenigen Jahren verwandelt sich der magere Boden unter der Sonneneinstrahlung in Wüste. Und nicht nur Brasilien wird für die Profite weniger tausendfach büßen müssen. Der Weg in die Klimakatastrophe wird so weiter angeheizt und der bereits jetzt in der Ökosphäre angerichtete Schaden ist unermeßlich. Leider hat Marina Silva recht, wenn sie sagt: "Wir dürfen unsere in Tausenden Jahren gewachsenen Ressourcen doch nicht dem Gewinn von wenigen Jahren oder sogar Monaten opfern." Wie so oft verwischt das Wörtchen "Wir" allerdings den Unterschied zwischen TäterInnen und Opfern.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch:

      Amazonas-Vernichtung nimmt weiter zu
      Bei Präsident Lula ist der Lack ab (19.05.05)

Siehe auch unsere Artikel zum Thema:

      Kyoto-Protokoll und Regenwaldvernichtung (20.08.07)

      Landkonflikt mit Zellstoff-Konzern Aracruz in Brasilien
      Papiertaschentücher und Regenwaldvernichtung (26.07.07)

      Brasiliens Präsident Lula auf dem Atom-Trip
      Ein weiterer Irrer giert nach der A-Bombe (11.07.07)

      Brasiliens Wiedereinstieg in die Atomenergie
      Pläne für drei Atomkraftwerke (26.06.07)

      »Landliebe« ist Genfood
      Greenpeace deckt die Herkunft der Futtermittel auf (3.03.06)

      Papierverbrauch größer - Urwälder kleiner
      Appell an Papier-Industrie und -Handel (9.06.05)

      Amazonas-Vernichtung nimmt weiter zu
      Bei Präsident Lula ist der Lack ab (19.05.05)

      Brasilien erlaubt Anbau von Gen-Pflanzen
      Rücktritt von Marina Silva? (4.03.05)

      Brasilianischer Regenwald-Schützer Ribeiro ermordet (25.02.05)

      Regenwälder weltweit zur Hälfte vernichtet (8.07.04)

      Öl-Konzern plant Straße
      im Amazonas (14.05.04)

      Tropenholz und Öko-Lüge
      Pro Wildlife kritisiert Öko-Siegel (4.05.04)

      WWF bescheinigt EU-Regierungen Komplizenschaft
      Keine ausreichenden Maßnahmen gegen Import von illegalem Holz
      (10.04.04)

      "Rot-Grün" mitschuldig an Tropenholz-Import
      Auch in öffentlichen Gebäuden (13.02.04)

      Monsanto siegt vor brasilianischem Gericht
      Gen-Soja illegal und legal auf dem Vormarsch (16.08.03)

      Brasilien setzt Amazonas-Zerstörung fort (15.08.03)

      Zertifizierte Tropenhölzer
      - ein gefährlicher Irrweg (14.04.03)

 

neuronales Netzwerk