19.10.2009

Delphin-Jagd
in Japan unter Druck

Film 'Die Bucht' zeigt Wirkung

Der mittlerweile weltweit in den Kinos angelaufene Dokumentarfilm 'Die Bucht' zeigt nun offenbar auch in Japan Wirkung. Die Behörden des japanischen Fischerdorfes Taiji haben erstmals Haarproben von Bewohnern genommen, um diese auf Quecksilber-Belastung infolge des Verzehrs von Delphin-Fleisch zu untersuchen. Taiji wird in dem Film wegen der dort traditionellen Massenabschlachtung von Delphinen deutlich kritisiert.

Von der Naturschutz-Organisation Pro Wildlife wie auch der internationalen Wal- und Delphinschutzorganisationen WDCS und OceanCare, die sich mit dem Anliegen des Dokumentarfilms identifizieren, wird vermutet, daß die japanischen Behörden den Gesundheitsaspekt nutzen wollen, um die Delphin-Jagd in Japan endlich zu beenden und dabei das Gesicht zu wahren.

Pro Wildlife und OceanCare veröffentlichten auf der Walfang-Tagung im Juni einen Bericht über die Giftstoffbelastung in Walen und Delphinen ("Toxic Menu"). Der Bericht macht deutlich, wie verantwortungslos die Regierung in Japan handelt, wenn sie weiterhin Jahr für Jahr Fangquoten für Wale und Delphine freigibt und das Fleisch an Schul- und Krankenhauskantinen verteilen läßt. "Delphinfleisch aus Taiji enthält bis zu 2.000 Mikrogramm Quecksilber, der japanische Grenzwert von 0,4 Mikrogramm wird damit um das bis zu 5.000-Fache überschritten," so Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife.

Die japanische Bevölkerung wurde hierüber bislang kaum informiert: "Einer Umfrage zufolge wissen über 90 Prozent der Bevölkerung in Japan nichts oder nur wenig über die hohen Quecksilberwerte in Delphinfleisch", betont Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. Dabei erkrankten in den 1950er Jahren in der japanischen Stadt Minamata über 10.000 Menschen aufgrund einer industriellen Quecksilbervergiftung, 3.000 Menschen starben. Gerade wegen dieser Katastrophe ist die mangelhafte Aufklärung der japanischen Behörden über die Quecksilberwerte in Delphinfleisch unverantwortlich.

"Der Film zeigt nicht nur, wie grausam die Jagd ist, sondern auch, wie der Fang lebender Tiere für Delphinarien in aller Welt die Massaker an tausenden Delphinen mitfinanziert", berichtet Nicolas Entrup, Geschäftsführer der WDCS Deutschland. Sandra Altherr ergänzt: "Die Haarprobentests sind ein weiteres ermutigendes Signal aus Taiji: Seit Beginn der Jagdsaison Anfang September wurden zwar erneut lebende Delphine für Vergnügungsparks eingefangen, die nicht ausgewählten Tiere jedoch erstmals wieder freigelassen." Die Verbände wollen jedoch den Druck auf Japan aufrechterhalten: "Kleinwale sterben weiterhin in Taiji - und auch für Delphine ist die Gefahr erst vorbei, wenn die Regierung die Fangquoten offiziell zurücknimmt", betont Sigrid Lüber.

"Solange Delphinarien weltweit für einen lebenden Delphin aus Taiji zwischen 15.000 und 150.000 US-Dollar zahlen, besteht für die Fischer ein enormer Anreiz, an der Delphinjagd festzuhalten", unterstreicht Entrup. So haben in jüngster Zeit z.B. Delphinarien in Ferienorten der Türkei 10 Tümmler aus Taiji gekauft, für einen Gesamtpreis von 280.000 US Dollar. Deshalb lautet der Appell der drei Verbände einhellig: "Besuchen Sie keine Delphinarien! Dort können Delphine nicht artgerecht gehalten werden - und viele der Wildfänge haben Traumatisches bei ihrem Fang erlebt.

In Deutschland kommt " Die Bucht" am 22. Oktober in die Kinos,
in Österreich am 20. November und in der Schweiz am 14. Januar 2010.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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