27.05.2007

Big Blue March

Internationale Demonstrationen gegen die Walschlächterei

Greenpeace rief zum 'Big Blue March' und in unzähligen Städten nahmen weltweit hunderttausende am Protest gegen die unverminderte Walschlächterei auf den Weltmeeren teil. Die Umwelt-Organisation, die von ihrer Gründung an ganz besonders dem Schutz der Meere verbunden ist, hofft, mit dem 'Big Blue March' ein Zeichen setzen zu können, das auch in Anchorage wahrgenommen wird.

Big Blue March in Freiburg, Kartoffelmarkt

Ab morgen treffen sich in Anchorage in Alaska die VertreterInnen von 75 Mitgliedsstaaten der Internationalen Walfangkommission (IWC) zu ihrer 59. Jahrestagung. Die Situation ist bedrohlich. Weltweit ist der Artenschutz in die Defensive geraten. Nachdem in den 90er-Jahren ein weltweites absolutes Handelsverbot für Elfenbein dem bereits 1976 in Kraft getretenen Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA) endlich zur Geltung verholfen hatte und Elefanten effektiv geschützt waren, ist seit Beginn des 21. Jahrhunderts die Elefantenwilderei auf einen Höchststand seit fast 20 Jahren eskaliert.1 Und dies ist nur ein Beispiel unter vielen.

Seit mehreren Jahren wird von Japan, Norwegen und Island2 das Walfang-Moratorium von 1986 unterlaufen, indem die Walfangflotten zu angeblich rein wissenschaftlichem Zwecken Walfang betreiben dürfen. So erklärt Greenpeace-Experte Thilo Maack: " Die Japaner sagen, sie betreiben Waljagd zu wissenschaftlichen Zwecken, aber das hat mit Wissenschaft herzlich wenig zu tun, sondern das ist im Grunde kommerzielle Waljagd." Laut Informationen der Umwelt-Organisation WWF stirbt zur Zeit alle 90 Sekunden ein Wal.

Big Blue March in Freiburg, Rempartstraße

Doch da der Betrug mit dem "wissenschaftlichen Walfang" jahrelang vom IWC geduldet wurde, geht Japan nun einen Schritt weiter und fordert nun ein offizielles Ende des Walfang-Moratoriums. Die Mehrheit im IWC steht auf Mesers Schneide, da einige Regierungen von Entwicklungsländern, die nicht einmal über eine eigene Küste verfügen, sich ihre Stimmabgabe im IWC vergolden lassen. "Es ist ein offenes Geheimnis, daß Japan vor allem Entwicklungsländer für den Stimmenfang finanziell unterstützt", erklärt WWF-Walexpertin Beate Striebel. Laut 'Berliner Umschau' läßt sich beispielsweise der Südsee-Staat Tuvalu von Japan für die Stimme bei der IWC ein nagelneues Generatorhaus finanzieren. "Offiziell darf man das so nicht sagen, weil es sich um Gegengeschäfte handelt, obwohl ohnehin alle wissen, um was es hier geht", meint Striebel, die kritisiert, daß die inhaltliche Arbeit auf den IWC-Konferenzen vollständig zum Erliegen gekommen ist. "Klimawandel, Beifang, Meeresverschmutzung, neue Wal-Schutzgebiete - all diese Themen müssen jetzt angepackt werden", so die Umweltschützerin.

Wale und Delphine benötigen den internationalen Schutz so dringend wie nie. Allein in Fischnetzen ertrinken jedes Jahr rund 300.000 Wale, Delphine und Tümmler. Viele Tiere sterben außerdem bei Kollisionen mit Schiffen und an den Folgen von militärischem Unterwasser-Sonar.3 Umweltgifte, die unter anderem das Immunsystem und die Fruchtbarkeit der Tiere schädigen, sowie die Folgen des Klimawandels kommen noch erschwerend hinzu. Erst in der vergangenen Woche hatte eine gemeinsame Studie des WWF und der Wal- und Delphin-Schutzorganisation WDCS gezeigt, daß die Meeressäuger durch die Folgen des Klimawandels heute massiv bedroht sind.

Auch vor gefährdeten Arten wie Finnwal oder Seiwal machen die Walfang-Nationen Norwegen, Island und Japan nicht Hallt. Und in der Saison 2007/2008 will Japan das Artenspektrum der Wale, die "wissenschaftlich" gejagt werden sollen, nochmals ausweiten. Es sollen dann auch Buckelwale ins Visier genommen werden, eine stark gefährdete Walart. Zudem waren in der Fangsaison 2005/2006 93,8 Prozent der getöteten erwachsenen Walweibchen trächtige oder säugende Mütter mit Kalb. "Die Katastrophe dabei ist, daß die Reproduktionszyklen bei Walen extrem lang sind", erklärt die Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms. Die Geschlechtsreife trete erst relativ spät auf, zudem gebären Weibchen nur alle paar Jahre. "Eine Wal-Population wird schnell gefährdet, wenn man die geschlechtsreifen Tiere oder Mütter herausnimmt", so Helms.

Die Walfang-Nationen Norwegen, Island und Japan hatten im vergangenen Jahr erstmals seit Jahrzehnten wieder in einer IWC-Abstimmung die Mehrheit auf ihre Seite ziehen können. Damit wurde eine - rechtlich allerdings nicht bindende - Resolution beschlossen, die zum Ziel hat, das mit dem Moratorium verbundene Verbot der kommerziellen Jagd auf Großwale aufzuheben.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

    1Siehe auch unseren Artikel:

    Das Überleben des afrikanischen Elefanten
    ist in Gefahr (4.03.07)

    2Siehe auch unseren Artikel:

    Legt den isländischen Walfängern das Handwerk! (20.08.03)

    3Siehe auch unsere Artikel:

    Wale und Delphine sterben weiterhin an Lärm (23.09.04)

    US-Militär gefährdet Delphine und Wale (10.04.03)

    Siehe auch:

    Fast alle Walfang-Nationen fälschen die Zahlen (24.05.05)

 

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