26.11.2009

Uran im Trinkwasser

'Foodwatch' kritisiert zu hohe Belastung

In 13 von 16 Bundesländern ist das Trinkwasser zu hoch mit Uran belastet, kritisiert die VerbraucherInnen-Organisation 'foodwatch'. In manchen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz fanden sich nicht selten Werte von mehr als zehn Mikrogramm Uran pro Liter. In Baden-Württemberg lagen 74 von insgesamt 683 Proben im kritischen Bereich.

Die Bundesregierung bereitet zwar nach vielen Jahren Verzögerung derzeit einen Grenzwert vor - dieser soll jedoch so hoch angesetzt werden, daß er Kleinkindern keinen wirksamen Schutz bietet. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse werden ignoriert. Bundesweit lag jede achte von insgesamt 5000 Trinkwasser-Probe im kritischen Bereich von über zwei Mikrogramm Uran pro Liter. In Flaschen abgefüllt, dürfte so hoch belastetes Wasser nicht mit dem Hinweis "geeignet zur Zubereitung von Säuglingsnahrung" verkauft werden.

Der höchste Wert wurde mit 23,3 Mikrogramm Uran pro Liter Trinkwasser im bayerischen Aidhausen gemessen. Insgesamt 13 Wasserwerke geben Wasser an die Bürger ab, das mehr Uran enthält als es der - unverbindliche - behördliche Leitwert von 10 Mikrogramm vorgibt. In Baden-Württemberg fand sich die höchste Belastung in der Gemeinde Geißelhardt im Kreis Schwäbisch-Hall, für die Meßwerte zwischen 13 und 17 Mikrogramm Uran pro Liter vorliegen. Es folgen Nehmetsweiler, Kreis Ravensburg, mit 16 Mikrogramm und Oberrot, Kreis Schwäbisch Hall mit 11 bis 16 Mikrogramm.

Uran ist ein radioaktives Schwermetall. Für den Menschen ist die Strahlung aber nicht entscheidend, solange es nicht eingeatmet, sondern über den Verdauungstrakt aufgenommen wird. Dann spielt seine chemische Wirkung die entscheidende Rolle: Uran ist höchst giftig. In hohen Dosen und über einen längeren Zeitraum verzehrt kann es Blut und Knochen, vor allem aber die Nieren schädigen. Säuglinge und Kinder sind besonders betroffen, weil sie im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht mehr Flüssigkeit zu sich nehmen als Erwachsene. Eine Belastung ist bei ihnen dreimal so hoch.

'Foodwatch' fordert einen Grenzwert von 2 statt 10 Mikrogramm pro Liter- und zwar nicht nur für in Flaschen abgefülltes Mineralwasser, sondern auch für Trinkwasser. Den Beweis, daß ein solcher Grenzwert eingehalten werden kann, liefert der bayerische Ort Maroldsweisach. Dort hatte 'foodwatch' vor über einem Jahr eine Belastung des Trinkwassers 39,9 Mikrogramm Uran pro Liter festgestellt. Seit Anfang des Jahres ist dort eine Uranentfernungsanlage in Betrieb und nun liegen die Werte im unkritischen Bereich.

Ein schlechtes Beispiel liefert dagegen die E.on Mitte AG mit Sitz in Kassel, eine Tochterfirma des Energie-Konzerns und AKW-Betreibers E.on, die dort unter anderem für die Trinkwasserversorgung zuständig ist. Laut Auskunft von 'foodwatch' hat die E.on Mitte AG zwar bereits ein konkretes Angebot für eine Uranentfernungsanlage eingeholt, will diese aber nicht installieren, bevor ein gesetzlicher Grenzwert festgelegt sei.

 

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