17.10.2007

EU läßt Plünderern
der Ozeane freie Hand

Neuer EU-Plan gegen illegale Fischerei ist Täuschung

Die EU-Kommission hat heute (Mittwoch) in Brüssel einen Plan vorgestellt, wie angeblich die Piratenfischerei eingedämmt werden könne. Laut Kommission wird der europäische Markt für den Import von illegal gefangenem Fisch geschlossen. Die Namen überführter Fischtrawler sollen auf schwarzen Listen veröffentlicht werden. Sie dürfen dann keine EU-Häfen mehr anlaufen. Zudem soll ein System zur Kennzeichnung illegaler Ware erstellt werden.

Entscheidend bei der Beurteilung des EU-Plan sind zwei Punkte: Bislang gibt es keine praktischen Verfahren, um effektiv die Herkunft "illegal gefangenen Fischs" zu beweisen. Es gibt kein "System zur Kennzeichnung illegaler Ware". Zum Zweiten bezieht sich der EU-Plan lediglich auf außerhalb der EU-Gewässer gefangenen Fisch.

Die EU-Kommission vermied es, klare Regeln aufzustellen, wie in Zukunft verhindert werden könnte, daß EU-Mitgliedsstaaten nicht selten doppelt so viel Ostsee-Dorsch fingen in den offiziell EU-Fangquote vereinbart worden war. So haben französische Fischerei-Flotten beispielsweise bereits bis Mitte August über 10.000 Tonnen Roten Thunfisch aus dem Mittelmeer und dem Atlantik angelandet. Frankreich liegt damit 80 Prozent über der Fangquote. Der Wert der globalen Piratenfischerei wird auf vier bis neun Milliarden US-Dollar geschätzt. 150 Millionen Tonnen Fisch und andere Meerestiere werden jedes Jahr durch legale und illegale Fischerei sowie als sogenannter Beifang aus dem Meer gezogen. Über drei Viertel der weltweiten Fischbestände sind bis an ihre Grenzen oder darüber hinaus geplündert. Dabei wird allerdings nur ein winziger Bruchteil durch die von der EU als Piratenfischer bezeichneten kleinen Fischtrawler verursacht, die nicht zu konzerneigenen Fischerei-Flotten gehören.

Brüssel hatte bereits 2005 und 2006 in der Regel die Quoten-Vorgaben des Internationalen Rates zur Erforschung der Meere (ICES) ignoriert. So hätten die ICES-ExpertInnen 2006 empfohlen, den Fang des gefährdeten Nordsee-Kabeljaus und des Dorsches in der östlichen Ostsee ganz zu stoppen. Brüssel beschloß dennoch Fangmengen von 20.000 Tonnen Nordsee-Kabeljaus und 40.000 Tonnen Tonnen Dorsch.

In Anbetracht der bisherigen folgenlosen EU-Fischereipolitik und des vorgelegten zahnlosen Plans kann auch in Zukunft kein Schutz der Ozeane oder der europäischen Gewässer von Seiten der EU erwartet werden. Zu allem Überfluß soll laut EU-Plan eine wie auch immer geartete Kontrolle den einzelnen Mitglieds-Staaten überlassen bleiben.

Die EU-Kommission kündigte heute weiterhin an, die zerstörerische Fischerei mit Bodenschleppnetzen auf Hoher See "einzuschränken". Diese Schleppnetze rasieren mit ihren tonnenschweren Ketten und Stahlplatten Seeberge und Korallenriffe. Mit ihrem Vorschlag will die EU eine UN-Resolution zum Verbot der Schleppnetzfischerei in ökologisch wertvollen Meeresgebieten umsetzen. Allerdings gilt der jetzt vorgestellte EU-Plan zunächst nur für einige Gebiete im Südatlantik.

Wie sich seit Jahren gezeigt hat, dienen Appelle wie beispielsweise der vom Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 2001 allein dazu, die Bevölkerung der Industrienationen immer wieder in der Illusion zu bestärken, dem Raubbau solle Einhalt geboten oder er solle wenigstens gebremst werden. Solange die Illusion bestehen bleibt, die Regierungen oder die Mächtigen der Welt, die an den Fäden ziehen, hätten positive Absichten, treiben wir beschleunigt auf die Katastrophe zu. Allein ein Umsturz der wirtschaftlichen und damit der Machtverhältnisse bietet eine Chance zur Rettung unseres Planeten.

Nach wie vor gilt der von Herbert Gruhl bereits 1975 in seinem Buch "Ein Planet wird geplündert" veröffentlichte Satz: "Jede Periode enthält nach Hegels Wort schon den Keim zu ihrem Gegensatz in sich. Dieser Gegensatz ist längst nicht mehr der zwischen östlichem Kommunismus und westlichem Kapitalismus; denn beide sind am Ende. Sie werden beide durch ein neues Prinzip abgelöst werden - die Frage ist nur, ob dies unter dem Zwang der Naturgesetze (durch Katastrophen) geschieht oder aufgrund menschlicher Einsicht."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Plünderung der Ozeane nahezu vollendet
      WWF zieht negative Bilanz der EU-Politik (6.10.07)

      Die Ostsee stirbt
      Deutschland schaut zu (28.09.07)

      Mittelmeer-Delphin kurz vor der Ausrottung
      Auch das Mittelmeer wird leergefischt (2.07.07)

      Ozeane kurz vor dem Arten-Kollaps
      Plünderung seit Jahren unvermindert (7.06.07)

      Fast alle Walfang-Nationen fälschen die Zahlen (24.05.05)

      UNO-Bericht: Ein Planet wird (weiter) geplündert (31.03.05)

      EU-Flotte darf Fischgründe um Azoren plündern
      Weltnaturerbe in akuter Gefahr (14.07.04)

      Betrug mit "delphinsicher" gefangenem Thunfisch
      Gutachter auf Fangschiffen für Thunfisch häufig bestochen
      (11.05.04)

      Raubbau an den Fischbeständen ungebremst (20.10.03)

      Ozeane bald leer gefischt (26.05.03)

 

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