13.04.2005

Schmetterlinge in Deutschland

80 Prozent vom Aussterben bedroht

80 Prozent der einheimischen Schmetterlinge stehen bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Ihr Verschwinden1 hat vielfältige Ursachen, die allerdings sämtliche Menschen-gemacht sind. Zerstörung von Lebensräumen, Umweltgifte und der Klimawandel machen den vermeintlich nutzlosen, fliegenden Schönheiten das Leben zunehmend schwerer. Die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und der ungebremste Flächenfraß drängen sie immer weiter ab. Die industrielle Landwirtschaft wird von "Rot-Grün" forciert.

Eine wachsende ökologische Landwirtschaft könnte vielen bedrohten Insektenarten - nicht nur Schmetterlingen - eine Überlebens-Chance bieten. Doch in kaum einem anderen europäischen Land wird sie wie in Deutschland ausgebremst.2 Auf dem Höhepunkt der BSE-Krise hatte Bundeskanzler Schröder Agrarminister Funke und Gesundheits- ministerin Andrea Fischer gefeuert. Am 29. November 2000 hatte Schröder verkündet, die Krise als Chance für die bereits vor der Wahl 1998 versprochene "Agrar-Wende" nutzen zu wollen. Im Umgang mit dem Rinderwahn könne Deutschland ein "Beispiele setzen für Europa" und "die Perspektive für eine andere, verbraucherfreundliche Landwirtschaft" entwickeln. Er gab die viel zitierte Parole aus: "Weg von den Agrarfabriken".

Statt auf "die Politik" will der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nun stärker auf das Engagement der BürgerInnen bauen. Doch dieses setzt eine emotionale Betroffenheit voraus, die vielen Menschen heute in ihrer sterilen Lebenswelt aus Schlaf-Vorstädten, Autobahnen, Bürotürmen oder Produktionsstätten abgeht, wenn sie über Jahre hinweg nicht einen einzigen Schmetterling zu Gesicht bekommen. So setzt der BUND nun auf TV.

Der BUND und das ZDF starten heute das gemeinsame Projekt 'Abenteuer Schmetterling'. Auftakt ist die ZDF-Sendung 'Abenteuer Wissen' um 22.15 Uhr, in der auf die Bedrohung der Schmetterlinge in Deutschland aufmerksam gemacht werden soll. Die Aktion 'Abenteuer Schmetterling' ist vielseitig angelegt: Einzelpersonen und Gruppen sind aufgerufen, sich mit eigenen Beiträgen an einem Wettbewerb zu beteiligen. Die Bandbreite der Ideen kann vom schmetterlings- freundlichen Garten bis zur politischen Initiative für den Erhalt einer Wiese reichen. Für Grundschüler gibt es einen eigenen Wettbewerb, bei dem die Aufzucht von Schmetterlingsraupen im Vordergrund steht. Reisen und wertvolle Sachpreise belohnen das Engagement.

Eine weitere Möglichkeit, sich an der Aktion 'Abenteuer Schmetterling' zu beteiligen, ist der "Faltertag": SpaziergängerInnen, Wandernde, BesucherInnen von Gärten und Parkanlagen sind aufgerufen, Schmetterlinge zu beobachten und ihre Beobachtungen dem BUND mitzuteilen. Aurorafalter, Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs sowie Distel- und Zitronenfalter soll dabei besonderes Augenmerk gelten. Auf diese Weise würden wichtige Informationen über die tatsächliche Verbreitung und die Lebensweise dieser sechs Schmetterlingsarten gewonnen, heißt es in der offiziellen Ankündigung. Beim "Tagfalter-Monitoring" - dem dritten Teil von 'Abenteuer Schmetterling' - sammeln Fachleute und Naturbegeisterte nach wissenschaftlichen Methoden über mehrere Jahre Schmetterlingsdaten. Damit soll eine Grundlage zum effektiven Schutz der Schmetterlinge geschaffen werden.

Dr. Angelika Zahrnt, Vorsitzende des BUND meint hierzu: "Es ist viel zu tun, um das Überleben der Schmetterlinge zu sichern: Wir brauchen eine Land- und Forstwirtschaft, die unsere vielfältigen Kulturlandschaften pflegt und bewahrt. Wir müssen mehr tun, um unser Klima zu schützen. Und wir brauchen eine Verkehrs- und Raumplanungspolitik, die Naturflächen erhält. Vor allem Politikerinnen und Politiker sind hier gefordert. Doch wir müssen nicht warten, bis politisch etwas geschieht: 'Abenteuer Schmetterling' will zeigen, daß zum Beispiel alle, die einen Garten oder Balkon besitzen, sofort etwas tun können, damit die Schmetterlinge nicht aus unserem Leben verschwinden. 'Abenteuer Schmetterling' lädt Jung und Alt ein, mit Spaß und Kreativität die Natur zu erkunden und zu schützen."

 

Petra Willaredt

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unsere Artikel

      Apollofalter -
      the scream of the butterfly (19.05.03)

      Rotbauchunke reloaded (30.07.04)

      Gefahr für Schmetterlinge durch Gen-Pflanzen (9.12.04)

2 Siehe auch unsere Artikel

      Öko-Landwirtschaft in Deutschland ausgebremst (25.02.05)

      Agrar-Wende -
      Nichts als heiße Luft (24.01.04)

Weitere Informationen unter:

      www.abenteuer-schmetterling.de

Unterlagen für den Wettbewerb und für die Beobachtung von Schmetterlingen sind erhältlich bei:

      BUND
      Abenteuer Schmetterling
      Am Köllnischen Park 1
      10179 Berlin

oder per e-mail anzufordern unter:
      schmetterling@bund.net

 

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