8.12.2004

Wald-AIDS
so schlimm wie nie zuvor

Katastrophe zeigt die Fratze von "Rot-Grün"

Im Juli 2003 - im fünften Regierungsjahr von "Rot-Grün" - verkündete Ministerin Künast die frohe Botschaft, sie sei "auf dem besten Wege das Waldsterben zu besiegen". Heute nun kommt sie nicht umhin, die katastrophale Bilanz einer "rot-grünen" Politik der Untätigkeit auf der einen Seite1, der Förderung des Individualverkehrs, der Förderung des LkW-Verkehrs, der Strangulierung des Schienenverkehrs, der wirkungslosen Öko-Steuer, der verpaßten Agrar-Wende, der unterlassenen Sommer-Smog-Verordnung, der Eigenheim-Förderung und galoppierenden Flächenversiegelung, der unterlassenen Klimapolitik, Blockierung der Kraft-Wärme-Kopplung, Blockierung der Solarenergie, Blockierung des Ausbaus von Kleinwasserkraftwerken, Blockierung von Bio-Gas-Anlagen und die Unterlassung einer effizienten Förderung des Energiesparens auf der anderen Seite zu referieren.

"Das Ergenbis ist alarmierend", erklärt Frau Künast nun. Noch nie seit Beginn der alljährlichen "Waldschadens"-Erhebungen vor 21 Jahren ging es dem Wald so schlecht. Nur noch 28 Prozent (2003: 31 Prozent, 2002: 35 Prozent) aller Waldflächen in Deutschland sind ohne Schäden. Seit Ende der achtziger Jahre wurde das Thema "Waldsterben" weitgehend von den Massenmedien unterdrückt, obwohl sich das Problem verschärfte: Seit 1996 stieg der Anteil der geschädigten Bäume von damals 61 Prozent kontinuierlich an. Im letzten Jahr lag der Wert bei 69 Prozent. "Die diesjährigen Zahlen sind kein Ausreißer, sondern liegen leider voll im Trend", sagt Rudolf Fenner, der bei 'Robin Wood' seit Jahren die Entwicklung des Waldsterbens verfolgt. "Jetzt alles auf den trockenen Sommer im vergangenen Jahr zu schieben, wie dies etliche Landesminister2 getan haben, ist irreführend. Die Misere ist hausgemacht und Folge massiver Fehler in der Verkehrs- und Landwirtschaftspolitik."

Dem Wald geht es vor allem aus zwei Gründen so schlecht: Zum einen leidet er unter Schadstoffen, insbesondere den Stickstoffverbindungen. Zum anderen stresst ihn der Klimawandel. An beiden Ursachen hat der Straßenverkehr wesentlichen Anteil. So ist der Verkehr - neben der Landwirtschaft - der größte Emittent von Stickstoffen. Insbesondere der LkW-Verkehr schlägt negativ zu Buche: Zwei Drittel der verkehrsbedingten Stickstoff-Emissionen stammen aus den Auspuffen der LkW, obwohl der Anteil der Laster am Straßenverkehrsaufkommen bei "nur" 15 Prozent liegt. Außerdem verbraucht der Güterverkehr über zehn Prozent mehr Energie als 1995. Entsprechend mehr klimaschädliches Kohlendioxid belastet die Atmosphäre.

Angesichts dieser Fakten ist es eine Frechheit und dreiste Heuchelei, wenn Ministerin Künast einseitig die VerbraucherInnen zu einem "Beitrag für den Schutz der Wälder" auffordert. So richtig es wäre, wenn - unterstützt durch eine fördernde und aufklärende Politik - beim privaten Autoverkehr und im Haushalt mehr Energie gespart würde, geht dies an den gewichtigsten Ursachen des Wald-AIDS vorbei: Politik und Wirtschaft haben durch Untätigkeit und aktive Umweltzerstörung ein weitaus größeres Maß an Verantwortung für das Desaster als die kleinen Leute.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht die Ursachen in einer jahrzehntelang anhaltenden Belastungen der Bäume und des Bodens mit Säuren, Stickstoff, Schwermetallen und Abgasen. Hauptquellen für die hohen Schadstoffeinträge seien Verkehr und Landwirtschaft. Der BUND weist darauf hin, daß die Schäden bei Buchen mit 86 Prozent, der Eichen mit 83 Prozent und der Fichten mit 74 Prozent nur die Spitzen des Eisbergs darstellen. Die große Zahl abgestorbener Bäume werde nicht einmal mitgezählt und daher sei die Statistik sogar geschönt. Helmut Klein, BUND-Waldexperte: " Leitbild der Landwirtschaft muß der Ökolandbau werden, die Verkehrspolitik gehört generalüberholt. Der Patient Wald kann mit einer richtigen Therapie auch wieder gesunden."

 

Adriana Ascoli

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch unseren Artikel
      'WWF sieht "Rot-Grün" auf dem Holzweg'
      "Holz-Charta" offenbart Mißachtung der Wälder (3.09.04)

2 Siehe hierzu auch unsere Artikel
      'Wald-AIDS - Zustand schlimmer als 1983' (19.10.04)

      'Der Wald hat AIDS
      - Aktuelle Befunde am Krankenbett (28.06.04)

 

neuronales Netzwerk