Schneller warten mit Gabriel
Atom-Minister Gabriel tut sich dieser Tage groß damit, daß er angeblich dem Drängen des Energie-Konzerns Vattenfall widerstanden habe, die unbestimmte "Restlaufzeit" des AKW Brunsbüttel um unbestimmte Zeit zu verlängern. Heute teilte er mit, nach monatelanger Prüfung erkannt zu haben, daß der Vattenfall-Antrag dem "Atom-Ausstieg" widerspreche. Seit dem im Jahr 2000 von "Rot-Grün" verkündeten "Atom-Ausstieg" wurden in Deutschland lediglich zwei der seinerzeit 19 AKWs abgeschaltet. Dabei war das im Herbst 2003 abgeschaltete AKW Stade von den Betreibern selbst bereits 1998 als "unwirtschaftlich" qualifiziert worden. Und das AKW Obrigheim wurde 2005 nach 37 Jahren Betrieb stillgelegt, obwohl deutsche AKWs nur für eine Betriebsdauer von 25 Jahren ausgelegt sind.
Allein im Jahr 2006 wurden in Europa acht Reaktoren stillgelegt, ohne daß in den betreffenden Ländern ein Atom-Ausstieg verkündet worden wäre. Darunter befanden sich beispielsweise vier britische Atomreaktoren, die aus Altersgründen endgültig abgeschaltet wurden.1
Vattenfall, einer der vier den deutschen Strommarkt beherrschenden Energie-Konzerne und Betreiber des AKW Brunsbüttel hatte im März einen Antrag gestellt, "Rest-Strommengen" aus dem per Gerichtsentscheid 1988 abgeschalteten AKW Mülheim-Kärlich auf das AKW Brunsbüttel zu übertragen. Ganz offensichtlich handelte es sich dabei um dieselbe Art Scheingefecht, womit die Atom-Industrie einst versucht hatte, das Image von Jürgen Trittin als Streiter für einen Atom-Ausstieg aufrecht zu erhalten. Trittins Nachfolger als Atom-Minister, Sigmar Gabriel, verkündete nun heute - wie es in den Mainstream-Medien wiedergegeben wurde - er sehe keinen Grund, den Antrag auf "Laufzeitverlängerung" positiv zu bescheiden.
Das selbe Theater wie nun mit dem AKW Brunsbüttel war erst vor einem Dreivierteljahr um das AKW Biblis A veranstaltet worden. Damals hatte Gabriel ebenfalls eine beantragte "Laufzeitverlängerung" publikumswirksam abgelehnt. Doch noch vor eineinhalb Jahren war vom Gabriel-Ministerium in einer Tabelle von Abschalt-Terminen der 26.02.2007 für das AKW Biblis A aufgeführt. Der 26. Februar strich sang- und klanglos ins Land und nun versprechen die Mainstream-Medien - wie beispielsweise die 'taz' in ihrer heutigen Ausgabe - , das AKW Biblis A "muss damit voraussichtlich 2008 vom Netz gehen."
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe unseren Artikel:
Atomausstieg Bilanz 2006:
Acht Atomreaktoren in Europa stillgelegt (3.01.07)
Siehe auch unsere Artikel:
Atommüll-Zwischenlager im AKW Unterweser
Betriebsgenehmigung für 40 Jahre (18.06.07)
Gabriel läßt AKW Biblis A in Betrieb
Abschaltung war für 26.02.2007 angekündigt (28.02.07)
Gabriel nennt Abschalt-Termine
Statt "Atomausstieg" real bereits jetzt Laufzeitverlängerung (10.08.06)
Atom-Minister Gabriel läßt deutsche AKWs am Netz
Statt IPPNW veröffentlicht Chronologie von Notstrom-Fällen (7.08.06)
Restlaufzeiten sind Augenauswischerei
Statt "Atomausstieg" real bereits jetzt Laufzeitverlängerung (6.02.06)
'IPPNW: Uranvorräte bestimmen
Zeitpunkt für "Atomausstieg"' (31.10.05)
Informationen zum "Atom-Ausstieg"