4.06.2008

Schwerer AKW-Störfall
in Slowenien

Radioaktives Kühlwasser trat aus

Heute (Mittwoch) kam es im slowenischen AKW Krsko zu einem schweren Störfall, der einen europaweiten Alarm durch die EU-Kommission in Brüssel auslöste. Um 17:38 Uhr ging der Alarm aus Slowenien bei der EU ein. Kurz zuvor wurde im AKW Krsko entdeckt, daß radioaktives Kühlwasser aus dem Primärkreislauf entweicht. Lecks im Primärkreislauf zählen konstruktiv bedingt zu den auslösenden Ereignissen, die in Druckwasserreaktoren zu schweren Kernschmelzunfällen mit massiven Freisetzungen von Radioaktivität führen können. Bisher ist noch unklar, ob Menschen oder die Umwelt zu Schaden gekommen oder gefährdet sind.

Zunächst hieß es, das Atomkraftwerk arbeite noch mit 22 Prozent seiner Leistung. Am Abend teilte ein Sprecher des EU-Energiekommissars Andris Piebalgs mit, das AKW sei abgeschaltet. Das AKW beim 7000-Einwohner-Ort Krsko in der Nähe der kroatischen Grenze wurde 1983 in Betrieb genommen. Der Druckwasserreaktor vom Typ Westinghouse hat eine Leistung von 730 Megawatt. Betreibergesellschaft ist die slowenische Nuklearne Elektrarna Krsko (NEK). Von Siemens wurde das AKW im Jahr 2000 mit "rot-grüner" Unterstützung nachgerüstet.

Das ersten Programm des slowenischen Fernsehens berichtete, beim Abschalten von Motoren im Zuge einer Routine-Wartungsarbeit sei Kühlwasser ausgetreten. Das Kühlwasser des Primärkreislaufs kommt direkt mit den radioaktiven Brennelementen in Kontakt und ist daher radioaktiv verseucht. Laut offiziellen Angaben sind außerhalb des AKW keine radioaktiven Freisetzungen zu befürchten. "Es gibt keine Auswirkungen auf die Umwelt und wir erwarten auch keine", sagte der Leiter der slowenischen Atomaufsichtbehörde, Andrej Stritar.

Die zuständige Behörde in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana teilte mit, aus dem Primärkreislauf des Reaktors sei Wasser ausgetreten. Daraufhin sei damit begonnen worden, diesen abzuschalten. Eine Reaktorschnellabschaltung sei nicht nötig gewesen. Das Abschalten des Atomkraftwerks sei erforderlich, um herauszufinden, was die Ursache für das Problem gewesen sei, sagte eine Sprecherin.

Im Oktober und November 2007 stand das AKW Krsko wegen Instandsetzungsarbeiten für vier Wochen still. Danach wurde es wieder in Betrieb genommen. Berichten zufolge wurden die technischen Systeme überarbeitet, der Reaktor wurde mit einer zusätzlichen Dämmung versehen und 53 der 121 Brennelemente wurden ausgetauscht.

Am AKW Krsko wird seit Jahren heftige Kritik - insbesondere aus dem atomenergiefreien Österreich - geübt, da es sich in einem stark erdbebengefährdeten Gebiet befindet. Die slowenische Regierung zeigte sich bislang unbeeindruckt und beharrt auf dem Weiterbetrieb des einzigen slowenischen AKW. Es ist zudem ein weiterer Reaktor am Standort Krsko geplant, mit dessen Bau im Jahr 2013 begonnen werden soll.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch

      AKW Neckarwestheim I heruntergefahren
      Reaktordruckbehälter undicht (23.05.08)

      AKW-Unfall in Spanien
      Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona (8.04.08)

      Brand im AKW Brokdorf (14.03.2008)

      AKW Fessenheim: Block 2 abgeschaltet
      Leck im Primärkreislauf (20.02.08)

      AKW Gundremmingen Block B abgeschaltet
      Weitere Indizien für illegales "AKW-Tuning" (9.01.08)

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen!

 

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