12.10.2017

Feuerwerk über AKW Cattenom
Greenpeace beweist mangelnden Terror-Schutz

Feuerwerk über AKW Cattenom, 12.10.2017 - Collage: Samy - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Greenpeace-AktivistInnen überwanden heute Morgen den Zaun um das AKW Cattenom und zündeten ein Feuerwerk. Sie bewiesen damit erneut, daß Atomkraftwerke gegen Terror-Angriffe völlig ungeschützt sind.

Mit einer modernen Panzerfaust, die mit einer entsprechenden Rakete beladen gerade einmal 13 Kilogramm wiegt, kann auf eine Distanz von einem halben Kilometer 70 Zentimeter dicker Panzerstahl durchlagen werden. Panzerbrechende Waffen sind heute auf dem Schwarzmarkt weltweit ohne weiteres zu beschaffen. Weder in Frankreich noch in Belgien noch in Deutschland wurden nach dem 11. September 2001 die Außenwände von Atomkraftwerken verstärkt (Siehe unsere Artikel v. 16.09.17 und vom 11.09.17).

Ein vom damaligen deutschen Atom-Minister Jürgen Trittin geheim gehaltenes Gutachten der staatlichen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) kam schon vor 15 Jahren zu dem Ergebnis, daß keines der deutschen Atomkraftwerke dem gezielten Absturz eines Passagier-Flugzeugs widerstehen kann. Die schweren Triebwerke großer Passagier-Flugzeuge können die Betonhülle über dem Reaktordruckbehälter durchschlagen. Bei einem Verlust der Kühlung der Brennstäbe ist danach ein Super-GAU mit massiver Freisetzung von Radioaktivität nicht mehr zu verhindern (Siehe unseren Artikel v. 7.04.03).

Auch der Schutz des AKW-Geländes durch bewaffnetes Wachpersonal ist offensichtlich nicht gewährleistet. Bereits im Juli 2013 hatte Greenpeace mit einer Aktion auf dem Gelände des französischen AKW Tricastin aufgezeigt, wie schlecht es um den Terror-Schutz bestellt ist (Siehe unseren Artikel v. 15.07.13). Im Jahr darauf bewies Greenpeace mit einer entsprechenden Aktion auf dem Gelände des AKW Fessenheim, daß die französische Regierung - damals unter dem pseudo-sozialistischen Präsidenten François Hollande - nicht gewillt ist, den Schutz der Bevölkerung über das Profit-Interesse des formal staatseigenen Konzerns EdF zu stellen (Siehe unseren Artikel v. 18.03.14).

Am Dienstag hatte Greenpeace nochmals auf ein Detail beim insgesamt völlig unzureichenden Schutz von Atomkraftwerken gegen Terror-Gruppen hingewiesen: Die Wände der Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente sind in etlichen Atomkraftwerken noch dünner als die Betonhülle der Reaktorgebäude. Laut Greenpeace-Aktivist Roger Spautz war es erschreckend einfach, bis direkt an die Außenwand des Brennelemente-Lagers vorzudringen. Ein Terror-Anschlag auf ein solches Brennelemente-Becken kann wegen der enormen Masse an hochradioaktivem Material mindestens so verheerende Auswirkungen haben wie ein durch Terror ausgelöster Super-GAU. Große Teile Mitteleuropas wären nach einer solchen Katastrophe für Jahrzehnte unbewohnbar.

Heuchlerisch ist allerdings das Statement des saarländischen "roten" Staatssekretärs Roland Krämer, der die heutige Greenpeace-Aktion partei-politisch vereinnahmen wollte: "Niemals hätte es den Aktivisten gelingen dürfen, in die unmittelbare Nähe des Abklingbeckens zu gelangen, in denen abgebrannte Kernbrennstäbe abkühlen. Dieser Vorfall bestärkt uns in unseren Forderungen gegenüber den französischen Behörden, dass das AKW Cattenom abgeschaltet werden muß." Seine Partei hat weder in den Jahren 2011 bis 2016, als sie an der baden-württembergischen Landesregierung beteiligt war, noch in den Jahren ab 2013 in Niedersachsen, wo sie den Ministerpräsidenten stellt, auch nur einen Finger krumm gemacht, um eines der in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke stillzulegen. Und bekanntlich ist der "deutsche Atom-Ausstieg" nicht mehr als ein unverbindliches Versprechen.

Eine gezielte Irreführung der Menschen in Europa ist es zudem, wenn immer wieder französische oder belgische Atomkraftwerke im Vergleich zu deutschen als "weniger sicher" bezeichnet werden. Noch bis zum 11. März 2011 hieß es hierzulande, japanische Atomkraftwerke seien sicherer als russische. Die Anti-Atom-Bewegung vertritt dagegen seit Jahrzehnten den Standpunkt, daß der Betrieb von Atomkraftwerken ein nicht zu verantwortendes Risiko darstellt.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Terror-Gefahr: Schutz für Eiffelturm
      Schutz der Bevölkerung unwichtig (16.09.17)

      16 Jahre nach "9/11"
      Schutz der Bevölkerung unwichtig (11.09.17)

      Vierter Terror-Alarm 2017
      Das Flugzeug als Waffe und der Super-GAU (16.07.17)

      Dritter Terror-Alarm 2017
      Atomkraftwerke völlig ungeschützt (15.07.17)

      5 AKW wegen Terror-Alarm geräumt
      Erneut Passagierflugzeug ohne Funkkontakt (10.03.17)

      AKW und Terror-Gefahr durch Flugzeug
      Kampfjets verfolgen Passagiermaschine (20.02.17)

      "Terror": Weiterdenken!
      12 Thesen zur ARD-Propaganda vom 17.10. (20.10.16)

      Drohne über AKW Leibstadt
      macht Gefahr bewußt (9.08.16)

      Atomkraftwerke: Einladung an Terror-Gruppen
      Unzureichende Konsequenzen in Frankreich (22.11.15)

      Drohnen über französischen AKW
      Greenpeace warnt vor Super-GAU (25.11.14)

      Drohnen über Atomkraftwerken
      Gefahr durch Terrorismus (30.10.14)

      Greenpeace-Protest auf AKW Fessenheim:
      "Stop risking europe!" (18.03.14)

      Greenpeace deckt auf
      AKW Tricastin extrem unsicher (15.07.13)

      "Stress-Test" abgeschlossen
      Statt Atom-Ausstieg neue Mogelpackung? (18.05.11)

      Restrisiko: Auch Terrorangriffe gegen AKW
      sollen nicht länger ausgeblendet werden (31.03.11)

      AKW Philippsburg
      Mit Nebelwerfer gegen Terror-Gefahr? (21.07.10)

      Terrorziel Atomkraftwerk
      TV-Magazin 'Frontal21' veröffentlicht Geheimbericht (17.06.09)

      Atomkraftwerke sind potentielle Terror-Ziele
      BUND warnt vor 9/11 in Deutschland (5.09.08)

      Neues EPR-Atomkraftwerk
      kann durch Flugzeug-Attacke zerstört werden (26.03.08)

      Lizenz zum Abschuß von Passagierflugzeugen
      Bundesverfassungsgericht entscheidet
      über "Luftsicherheitsgesetz" (9.11.05)

      Auch neue EPR-Atomkraftwerke terrorgefährdet
      Greenpeace kritisiert Zensur der französischen Regierung
      (25.09.05)

      Präventiver Abschuß von Flugzeugen
      Es geht um ungesicherte AKWs (12.01.05)

      Amt für Fragenschutz
      Wendländer bekommen keine Auskunft von "Rot-Grün" (21.06.04)

      Deutsche AKWs ungesichert gegen Flugzeug-Terror
      Geheime GRS-Studie in österreichischen Medien (17.12.03)

      AKWs ungeschützt
      gegen Terror-Angriffe (7.04.03)

 

neuronales Netzwerk