15.01.2008

Naturzerstörung
für Dresdner Brücke fortgesetzt

UNESCO-Welterbe in Gefahr

Mit brachialem Polizei-Einsatz wurden heute (Dienstag) vor Anbruch der Dämmerung zehn BaumbesetzerInnen aus der Krone einer 300 Jahre alten Rotbuche bei Dresden herunter geholt. Zwei Mal bereits hatte die Polizei wegen hunderter DemonstrantInnen die angekündigten Räumungen abbrechen müssen. Gegen 6.30 Uhr fraßen sich die Kettensägen in Holz des Baumes, der für das naturzerstörerische Projekt der Waldschlößchenbrücke fallen muß.

Auch diesmal protestierten mehrere hundert sofort eintreffende UmweltschützerInnen Pfiffen, Buhrufen und Sprechchören gegen den Akt staatlichen Vandalismus. Über einen Monat hatte der Baum geschützt werden können.1 Doch bereits zuvor waren mehr als 100 alte Eichen an anderer Stelle gefällt worden, um "Baufreiheit" zu schaffen. Seit November versucht die Stadtverwaltung, bei der Durchsetzung des umstrittenen Bauprojekt vollendete Tatsachen zu schaffen. Mit dem Bau der Brücke droht die Aberkennung des "Welterbe Elbtal"-Anspruchs durch die UNESCO. BrückengegnerInnen versuchen, mit einem Anfang der Woche gestarteten Bürgerbegehren den Bau eines Tunnels an derselben Stelle zu erreichen und damit das Welterbe zu erhalten. Sachsens Regierungschef Georg Milbradt, der mit der Brücke ein Prestigeprojekt verfolgt, lehnt eine Tunnelvariante ab.

Die Polizei hatte in der Nacht gegen ein Uhr damit begonnen, mit Hebebühnen die zehn BesetzerInnen der Buche aus mehr als 15 Meter Höhe zu holen. Mitglieder von 'Robin Wood' hatten den Baum seit dem 12. Dezember aus Protest gegen den Bau der Brücke und die geplanten Fällungen besetzt gehalten. Hunderte noch in der Nacht eintreffende Menschen protestierten gegen die Fällung. Immer wieder riefen sie: "Aufhören, Aufhören" und "Schämt Euch". Über Lautsprecher war außer Trauerklängen auch das Lied "Mein Freund, der Baum, ist tot" zu hören. Auf Transparenten hieß es: "Milbradt - Totengräber des Welterbes" und "Welterbe erhalten".

'Robin Wood' warf der Polizei unnötige Härte vor. Eine Sprecherin sagte, die Polizei habe Menschenleben gefährdet. Zwei der BaumbesetzerInnen hatten ihre Arme in einem Rohr an Ästen der Buche festgekettet. Die Polizei flexte das Rohr auf, ohne eine Kühlung oder Schutzvorrichtung zu verwenden. Auf Proteste der UmweltschützerInnen und von Landtagsabgeordneten vor Ort ging die Polizei nicht ein. "Das wird noch mehr Menschen gegen den Bau dieser überflüssigen Brücke aufbringen," kommentierte Sara-Ann Lampmann von 'Robin Wood'.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unsere Artikel:

      Dresden: UmweltschützerInnen verhindern Baumfällung
      300-jährige Buche soll Waldschlößchenbrücke weichen (10.01.08)

      Demonstration gegen Bombodrom am Neujahrstag
      Bundeswehr will Bombenabwurf üben (1.01.08)

      Im Zeichen der Klimakatatstrophe:
      Alleen werden weiter dezimiert (19.12.07)

      Alleen-Zerstörung
      schreitet trotz warmer Worte voran (26.07.07)

      Behörden vernichten Berliner Stadtbäume
      Bürgerinitiative über Ignoranz empört (7.07.07)

      Berlin: Baumbestand am Landwehrkanal bedroht
      Robin Wood unterstützt AnwohnerInnen (21.06.07)

      Wald-AIDS im Jahr 2006
      Zu den ungenannten Ursachen (25.01.07)

      Erfolg gegen Frankfurter-Flughafen-Erweiterung
      Rodung des Bannwalds für A-380-Halle zumindest verzögert
      (9.02.05)

      Tag der Weißtannen-Agonie (25.04.04)

      Bastaer Allee mit jungen Bäumen ergänzt (12.04.04)

      Stehen Alleebäume dem Autoverkehr im Weg? (26.02.04)

      Tag des BaumFÄLLeNs
      Stolpe und Trittin in verteilten Rollen (25.04.03)

      Bald keine Bäume mehr an Deutschlands Straßen? (28.07.2000)

 

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